Macht Corona die Deutschen solidarisch? „Jeder ist sich selbst der Nächste“

Corona-Krise: Eine Studie zeigt jetzt, dass es mit der Solidarität der Deutschen nicht mehr weit her ist. Vor allem zwei deutliche Unterschiede geben Anlass zur Sorge.
- Gegen die Ausbreitung des Coronavirus* werden weltweit strenge Maßnahmen* getroffen.
- Die Regeln des Lockdowns in Europa* wurden anfangs mit Solidarität begründet.
- Vielerorts zeigten sich neue Formen der Unterstützung - doch eine Umfrage zeigt jetzt, dass dieses Phänomen bröckelt.
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland. Außerdem bieten wir Ihnen in einer Karte die aktuellen Fallzahlen in Deutschland*. Derzeit gibt es die folgenden Empfehlungen zu Corona-Schutzmaßnahmen.*
Erlangen - Deutschland befand sich während der strengen Kontaktbeschränkungen in einer Ausnahmesituation. Ängste und Schwierigkeiten wurden dabei oft durch spontane Aktionen von Nachbarn, Freunden oder Familie gelindert.
Gerade um die Zeit von Ostern war die Welle der Solidarität am größten: Mit kreativen, individuellen Aktionen zeigten Menschen weltweit, wie einfach es ist, zueinander zu stehen. Nonnen in Polen halfen in Pflegeheimen aus, Pariser Sterneköche lieferten Essen ans Gesundheitswesen, wie folgendes Video zeigt:
Und nicht nur einzelne Aktionen zeigten es - auch die Stimmung schien ganz Solidarität für die Maßnahmen zu spiegeln. Doch der Wirtschaftswissenschaftler Matthias Fifka sagt: "Die vielfach beschworene Solidarität hat sich ziemlich schnell aufgelöst". An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat er eine Studie durchgeführt, aus der die Süddeutsche Zeitung vorab zitiert.
Coronavirus-Krise: Studie zu Solidarität zeigt Unterschiede zwischen Alters- und Einkommensgruppen
In der repräsentativen Umfrage wurden am 18. und 19. Mai Menschen nach ihrer Meinung zum Vorgehen in der aktuellen Krise und zu Wünschen für mögliche künftige Epidemien befragt.
"Bei vielen Menschen zeigt sich die Einstellung, jeder ist sich selbst der Nächste", lautet das Resümee von Studienleiter Fifka. Denn die Ergebnisse hätten gezeigt, dass jeder die Maßnahmen befürworte, die der eigenen Gruppe am wenigsten schaden. Die Unterschiede liefen demnach vor allem entlang von zwei Linien:
- Etwa 80 Prozent der ab 60-Jährigen finden, dass alle anderen Werte zum Schutz des Lebens untergeordnet werden sollen - die Jüngeren nur zu 57 Prozent
- Etwa 74 Prozent der Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen über 3000 Euro befürworten, dass alles andere dem Schutz des Lebens untergeordnet wird - Menschen mit geringerem Einkommen nur zu 64 Prozent.
Im Gegensatz zu Alter und Einkommen schienen regionale oder geschlechtsspezifische Unterschiede der Erhebung zufolge keine Rolle zu spielen.
Ein Lufthansa-Flug brachte rund 200 Menschen von Frankfurt nach China. Nach der Ankunft wurde bekannt: Unter den deutschen Passagieren gibt es einen Corona-Fall.
Coronavirus-Krise: Deutsche wünschen sich anderes Vorgehen bei künftigen Epidemien
Für künftige Epidemien wünschen sich die Teilnehmer demnach vor allem Folgendes:
- Eine bessere Vorbereitung, wie etwa eine verstärkte Schutzmaskenproduktion
- Eine bessere Koordination und Legitimation von Maßnahmen
- Eine Einschränkung der Rechte nur bei vorher festgelegten Parametern
- Die Notwendigkeit der Zustimmung der Parlamente
- Eine Berücksichtigung der Schäden
Da die Coronavirus-Krise uns auch noch bis in den nächsten Winter beschäftigen dürfte, wird gerade eine gruppenübergreifende Solidarität noch weiter eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend für die Coronavirus-Bekämpfung wird aktuelle die Rolle von sogenannten Super-Spreadern angesehen - das macht vielen Hoffnung.
Auch Angela Merkel hatte in ihrem Video-Podcast dafür geworben, das Schutzbedürfnis von Anderen zu respektieren:
Am Pfingstwochenende waren wieder zahlreiche Demonstrationen gegen die Maßnahmen angemeldet - unter anderem ein Autokorso von TV-Koch Attila Hildmann in Berlin. Den Promi-Koch nahm Mitte Juni sogar der Staatsschutz ins Visier.
In Göttingen gab es einen massiven Corona-Ausbruch - rund 160 Menschen befinden sich in Quarantäne, darunter auch 57 Kinder und Jugendliche.
Aufgrund der Corona-Krise tragen viele Menschen Schutzmasken. Gebrauchte Schutzmasken werden aber immer mehr zum Problem - es drohen gefährliche Konsequenzen.
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