Schule in Niedersachsen: Abitur 2021 absagen? Entscheidung stößt auf Kritik

Im Zuge der Corona-Pandemie hat die Landesregierung Niedersachsen neue Regelungen für das Abitur 2021 verabschiedet. Nun ist ein Streit zwischen Schulleiterverband und Lehrerverband ausgebrochen.
- Corona in Niedersachsen*: Erneut Änderungen für Schulen in Niedersachsen beschlossen.
- Auch die Abitur-Prüfungen 2021 sind davon betroffen.
- Lehrerverbände streiten sich über die richtigen Maßnahmen.
Hannover - Die Corona-Pandemie hat schon viele Änderungen für den Schul-Betrieb mit sich gebracht. Am Donnerstag, 14.01.2021, hat das Kultusministerium in Niedersachsen, nochmals Anpassungen bekannt gegeben.
Diesmal betrifft es die Abitur-Prüfungen in Niedersachsen. Erst am Mittwoch hatte der Schulleitungsverband Niedersachsen eine grundlegende Änderung für den Ablauf in der Schule im Jahr 2021 gefordert.
Schule während Corona: Auch beim Abitur 2021 gibt es Änderungen
Die aktuellen Änderungen für Schulen in Niedersachsen betreffen in erster Linie die Abitur-Prüfungen 2021. Das Kultusministerium in Niedersachsen gab bekannt, dass aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie Anpassungen vorgenommen werden.
In einem Schreiben an die Schulleitungen des Landes heißt es, alle Prüfungsaufgaben würden im Ministerium noch einmal auf ihre Angemessenheit geprüft und möglicherweise überarbeitet. Aber das soll nicht die einzige Änderung sein.
Corona 2021: Nicht der ganze Schul-Stoff relevant für die Prüfungen
In den Abitur-Prüfungen 2021 soll auch der abgefragte Stoff begrenzt werden. Diese Maßnahmen sollen Problemen vorbeugen, die sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie noch entwickeln könnten.
Demnach soll der Stoff, welcher im vierten Quartal der Oberstufe vermittelt wird, nur in Teilen relevant für die Prüfungen sein. Denn aufgrund der Corona-Maßnahmen können viele Klassen nicht den gesamten Lehrstoff durcharbeiten. Ziel der Maßnahmen ist es, die Durchführung des Zentralabiturs in Niedersachsen zu sichern.
Schule und Corona: Das sind die Forderungen vom Schulleitungsverband Niedersachsen
Bereits am Mittwoch (13.01.2021), forderte der Schulleitungsverband Niedersachsen einen tiefgreifenden Kurswechsel angesichts der Corona-Pandemie. Um den Schutz der Gesundheit in der Schule zu gewährleisten, formulierte der Verband diese Forderungen, die weit über die Maßnahmen der Kulturministeriums hinausgehen:
- Alle Schulen in Regionen, in denen der Inzidenzwert den Wert 200 überschreitet und eine Ausgangssperre und/oder ein Kontaktverbot angeordnet ist, gehen unverzüglich und vollständig in das Szenario C für die Dauer der verhängten Maßnahmen.
- Generell gilt im Land Niedersachsen bis zu den Osterferien für alle Schulformen als Regelfall das Szenario B. Eine vollständige Beschulung komme demnach ohnehin nicht infrage.
- Alle Schüler*innen rücken in den nächsthöheren Jahrgang zum Schuljahresende auf. Ein freiwilliges Wiederholen des Schuljahres ist möglich.
- Auf Abschlussarbeiten in den Jahrgängen 9 und 10 wird verzichtet, freiwillige Prüfungsersatzleistungen können durchgeführt werden.
- Auf die Abiturprüfungen wird verzichtet. Das Ergebnis errechnet sich nur aus der Durchschnittsnote. Es können allerdings freiwillige Prüfungsersatzleistungen durchgeführt werden (z.B. Kolloquien).
- Schulleitungen und ihre Stellvertretungen werden von der Unterrichtsverpflichtung im zweiten Halbjahr des Schuljahres 2020/21 vollständig befreit.
- Das Land sorgt dafür, dass von zentraler Stelle regelmäßig ausreichend FFP2-Schutzmasken für alle Bediensteten beschafft und zur Verfügung gestellt werden oder überweist ausreichend Gelder ausnahmsweise direkt auf die Schulgirokonten ohne den Umweg über die Schulträger.
- Schulleitungen können eigenverantwortlich in Bezug auf die Besonderheiten der Schulform oder spezifische lokale Bedingungen abweichende Entscheidungen begründet treffen. Dabei werden sie von den Gesundheitsämtern beraten und unterstützt.
Die Forderungen beziehen sich auch auf den Leitfaden für allgemeinbildende Schulen in Niedersachsen. In diesem sind die verschiedenen Szenarios definiert. Die drei Szenarios werden darin wie folgt definiert:
- Szenario A: Eingeschränkter Regelbetrieb
- Szenario B: Schule im Wechselmodell zwischen Heim-Unterricht oder Unterricht im Schulgebäude.
- Szenario C: Schüler gehen in Quarantäne und die Schule wird geschlossen.
Corona und Schule: Lehrerverband Niedersachsen äußert sich ebenfalls
Am Donnerstag meldete sich dann ein Lehrerverband zu Wort und stellen genau entgegengesetzte Forderungen zum Schulleiterverband auf. Der Philologenverband Niedersachsen (PHVN) übt massive Kritik sowohl am Beschuss des Kulturministeriums als auch an den Forderungen der Schulleiter.
Laut dem Vorsitzenden, Horst Audritz, wäre es „verheerend“, wenn es auf Bundesebene keine Vergleichbarkeit der Abschlüsse geben würde. Damit sprach er sich für eine bundesweite Lösung aus.
„Auf Prüfungen vorschnell zu verzichten, ist das falsche Signal. Das relativiert die Bedeutung des Abiturs“
Der Verband kritisiert die Vorschläge des Schulleiterverbandes Niedersachsen. Wenn die Abitur-Note rein durch den Notendurchschnitt gebildet werden würde, wäre eine Vergleichbarkeit der Abschlüsse kaum noch gegeben.
Auch der Vorsitzende des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte, Torsten Neumann, sprach sich für eine bundesweit einheitliche Lösung aus. Er forderte die Kultusministerkonferenz dazu auf, solche Regelungen schnell zu entwickeln. (Lucas Maier mit dpa) *hna.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktions-Netzwerkes.