das hängt auch mit der Frage des mutierten Virus zusammen“, sagte Holetschek.
„Man sieht eben, wie volatil die Situation in dieser Frage noch ist: Einen Tag geht‘s rauf, dann geht‘s wieder runter.“ Deshalb brauche es in Bayern langfristig einen Inzidenzwert von 50 oder niedriger, „weil wir glauben, dass wir dann eine echte Perspektive erst entwickeln können, die nachhaltig auch Öffnungsszenarien trägt“, so Holetschek. Erst dann lassen sich Kontakte nachverfolgen und Infektionsketten durchbrechen.
In derselben Fragestunde stimmte Kabinettskollege Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ganz andere Töne an. Die Zahlen der vergangenen Tage deuteten darauf hin, „dass eher Öffnungen möglich sind als alles völlig unverändert geschlossen zu lassen“. Immerhin reichte der Wirtschaftsminister dem Koalitionspartner einen Mistelzweig der Versöhnung. Dies müsse aber auf Bundesebene und in der Koalition in Bayern abgestimmt werden. „Daten müssen diskutiert werden, Inzidenzen müssen diskutiert werden, und politische Mehrheiten in Bund und Land müssen gefunden werden.“
Dennoch geizte er nicht mit Ideen, wie es nach dem 14. Februar weiter gehen könnte. Zuerst sollten der Handel und die Friseure wieder öffnen dürfen. In einem späteren Schritt sollen dann die Gastronomie und der Tourismus dran kommen. Man müsse genau abwägen, damit die gute Entwicklung der Infektionszahlen nicht verspielt werde, so Aiwanger. Mit Blick auf Österreich sagte er: „Das ist in meinen Augen nicht unbedingt zielführend, wenn wir jeden, der zum Friseur geht, vorher zum Corona-Test schicken.“ Dann ließen sich manche Menschen lieber schwarz die Haare schneiden oder verzichteten darauf, zum Frisör zu gehen.
Update vom 4. Februar, 8.13 Uhr: Die bayerische Landeshauptstadt München hat als erste Metropole Deutschlands am Donnerstag zum ersten Mal seit Mitte Oktober den Grenzwert 50 bei der Sieben-Tages-Inzidenz unterschritten. Laut dem Robert-Koch-Institut liegt sie nun bei 48,0. Vorzeitigen Lockerungen schob Oberbürgermeister Dieter Reiter aber einen Riegel vor: „Erst wenn wir diesen Wert auch in den nächsten sieben Tagen halten, können wir darüber nachdenken.“ Er werde sich dazu eng mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) austauschen.
„Es ist erfreulich, dass die unterschiedlichen Maßnahmen ganz offenbar wirken, vor allem, weil sich die allermeisten Menschen auch daran halten. Deshalb liegen wir heute bei einer Inzidenz unter 50“, sagte Reiter. „Das freut mich, weil es ein Schritt in Richtung mehr Normalität ist.“
Update vom 4. Februar, 7.11 Uhr: Die bayerische Staatsregierung prüft gemeinsam mit mehreren Pharmafirmen Möglichkeiten für den Aufbau zusätzlicher Impfstoff-Produktionsstätten in Bayern aus. Dabei geht es zwar nicht um kurzfristige Kapazitäten, wohl aber in Richtung des Jahresendes oder Anfang 2022. „Das Thema Impfstoff wird uns auch in der Zukunft noch lange beschäftigen“, erklärte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) der dpa in München. „Wir werden auch im nächsten Jahr noch Impfstoff brauchen.“ Deshalb solle eine neu eingesetzte Arbeitsgruppe nun ausloten, wo in Bayern man möglicherweise noch Kapazitäten aufbauen könne und welche Voraussetzungen nötig seien.
Die Staatsregierung - an ersten Gesprächen mit Pharmafirmen darüber war auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) beteiligt - will den Unternehmen dabei den Angaben zufolge so gut wie möglich Hilfestellung geben, gegebenenfalls auch mit Geld. „Wir können uns auch vorstellen, das finanziell zu unterstützen“, sagte Holetschek.
Update vom 3. Februar, 20.10 Uhr: Als eine der ersten Städte in Bayern hat Nürnberg ein Corona-Schnelltest-Zentrum errichtet. Dadurch soll es schneller möglich sein, auf Mutationen zu reagieren.* Für Aufsehen sorgt derweil ein Nürnberger Souvenirhändler mit einem Plakat. Er vergleicht die Corona-Maßnahmen mit der NS-Zeit. Die Stadt ist schockiert - und machtlos.*
Update vom 3. Februar, 14.35 Uhr: Kreative Wege um seine Mitarbeiter zu beschäftigen geht der Nürnberger Flughafen*. Weil in Corona-Pandemie-Zeiten nicht viel los ist, haben Beschäftigte begonnen dem Gesundheitsamt unter die Arme zu greifen. Bereits seit zwei Monaten helfen sie, positiv Getestete und ihre Kontaktpersonen zu informieren und ihre Quarantäne-Bestätigungen auszustellen. Andere Mitarbeiter helfen bei der Renovierung des Cargo Centers, teilte der Flughafen am Mittwoch mit. Normalerweise würden Fremdfirmen für die umfangreichen Malerarbeiten eingesetzt. In der Corona-Krise kann der Airport jedoch auf seine eigenen Angestellten zurückgreifen.
Derweil bekräftigte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erneut seine Forderung nach „Öffnungsperspektiven“ für Handel, Friseure und andere geschlossene Betriebe nach dem 14. Februar. Sowohl er als auch die Bayerische Industrie- und Handwerkskammer gehen davon aus, dass ungeachtet der staatlichen Hilfen, vielen Unternehmen „bald die Luft ausgeht“. Aiwanger gehe von einer Pleitewelle bei größeren und kleineren Betrieben aus, sollte der Lockdown noch länger so restriktiv weitergehen.
Update vom 3. Februar, 11.20 Uhr: Eine halbe Stunde stand Ministerpräsident Markus Söder dem DSDS-Juror Mike Singer Rede und Antwort. Inhalt ihres Gesprächs auf der Social-Media-Plattform Instagram war das Impfen gegen Corona. Trotz merklicher Aufregung des Sängers und zahlreicher Bild- und Tonaussetzer konnte Singer einige Fragen seiner Follower vom bayerischen Landeschef beantworten lassen. Für die Verbindungsstörungen war Söder jedenfalls nicht selbst verantwortlich, wie er betonte. Auf die Ansage, „ich sitze hier in der Staatskanzlei, hier ist alles super aufgestellt und wenn es nicht klappt, gibt es Ärger mit dem Ministerpräsidenten“, folgte ein böser Blick zu den Mitarbeitern hinter der Kamera.
Die Frage, die wohl vor allem die jungen Singer-Fans beschäftigte, waren die Impfmöglichkeiten für die jüngere Generation. Söder machte in dieser Hinsicht den Zuschauern sogar Hoffnung. Da der Impfstoff der Firma AstraZeneca nur für unter 64-Jährige zugelassen wurde, könnte dieser von der Ständigen Impfkommission (Stiko) bald für Jüngere vorgeschlagen werden. „Junge Menschen sollen bald ihre Freiheit zurückbekommen“, sagte Söder und fügte hinzu, „wir würden gerne bequemere Wege gehen, die gibt es aber nicht“. Auch die Sorgen vor Langzeitimpfschäden räumte der Landeschef aus. Bei Corona gebe es diese Langzeitfolgen, bei den Impfstoffen seien sie relativ unwahrscheinlich. „Auch Aspirin hat Nebenwirkungen, wenn sie sich mal den Beipackzettel anschauen.“
„Wird das Reisen in den Sommerferien wieder möglich sein?“, wollte ein weiterer Fan des DSDS-Juroren wissen. So wie vor Corona werde es wohl nicht werden, „aber wahrscheinlich geht mehr als jetzt“, formulierte Söder vorsichtig seine Antwort. Singer wollte wissen, ob sich Söder selbst auch impfen lassen würde. Das beantwortete der bayerische Landeschef mit einem klaren Ja. „Impfen ist der beste Schutz gegen alle Seuchen. Ich bin schon seit meiner Kindheit gegen alles geimpft.“ Er werde sich aber erst impfen lassen, wenn er an der Reihe sei, so Söder.
Neben den ganzen Diskussionen um die Impfprobleme in Bayern kam heute aus München eine frohe Botschaft*. Die Stadt steht kurz vor der wichtigen 7-Tage-Inzidenz* von 50. Das Gesundheitsreferat meldete heute an das Robert-Koch-Institut eine Inzidenz von 51,7. Dass diese erfreuliche Zahl zu Lockerungen führen wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Der Inzidenzwert 50 ziehe nicht grundsätzlich Lockerungen nach sich: „Das ist nicht automatisch die Zahl, bei der man alles wieder so machen kann wie zuvor“, hatte Landeschef Söder vor der jüngsten Sitzung des CSU-Vorstands gesagt.
Ursprungsmeldung: München - Schon seit Mitte Dezember 2020 stehen die 100 Impfzentren in Bayern bereit. Dort soll dem Coronavirus* ein Ende bereitet werden. Viel passiert ist aber noch nicht. In einigen wurde bis heute noch keine einzige Impfdosis verabreicht. Was sie jedoch alle gemeinsam haben - sie produzieren Kosten. Und das nicht zu knapp. Und während auch für die kommenden Wochen kaum Besserung bei der Versorgung mit Impfdosen und der Auslastung der Impfzentren besteht, schaut sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder* (CSU) nach Impf-Promotern unter der deutschen Prominenz um.
Im schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg steht in einem Gewerbegebiet nahe einer Bundesstraße ein Impfzentrum einsam und verlassen herum. Seit 15. Dezember ist es einsatzbereit. Eine Vorgabe des Bundes, wie das bayerische Gesundheitsministerium betont. Alles sollte bereitstehen, wenn es mit den Impfungen* losgeht. Die erste Impfung in dem Zentrum zwischen Aichach und Dasing wurde jedoch erst gestern (2. Februar) verabreicht. Eineinhalb Monate geschah also nichts im Kampf gegen das Coronavirus*. Im Gegenteil. Laut br24.de lautet die tägliche Rechnung des privaten Betreibers ans Landratsamt 15.500 Euro. Insgesamt ist inzwischen so eine Summe von einer dreiviertel Million Euro zusammengekommen. Und das Impfzentrum Aichach-Friedberg ist nicht das Einzige in Bayern, bei dem nur Kosten angelaufen sind, aber nicht geimpft wurde.
Wie hoch der genaue Betrag der bisher zusammengekommene Betrag ist, kann das bayerische Gesundheitsministerium bisher noch nicht beziffern. Und unklar ist auch, wie viele der 444.000 verabreichten Impfdosen* (Stand: 3. Februar) in einem Zentrum oder durch mobile Teams in Alten- und Pflegeheimen verimpft worden sind. Eine detaillierte Erhebung finde derzeit nicht statt, so ein Ministeriumssprecher. 100 Millionen Euro hat die bayerische Regierung für die gesamte Impfstrategie eingeplant. Das heißt, eine Million Euro pro Impfzentrum. Diese sollten aber bis mindestens zum Sommer betrieben werden, um der ganzen Bevölkerung ein Impfangebot machen zu können. Bei den bislang angelaufenen Kosten kaum vorstellbar, dass das Geld bis dahin reicht.
Warum Bayern in puncto Impfzentren so vorgeprescht ist, ist ebenfalls nicht klar. Andere Bundesländer haben die Vorgabe aus Berlin anders interpretiert. In NRW waren bisher lediglich Impfteams unterwegs. Die Impfzentren seien zwar „grundsätzlich einsatzbereit“ heißt es vom Gesundheitsministerium. Erste Impfungen werden aber wohl erst kommende Woche verabreicht. Außerdem seien dort keine Privatfirmen mit der Leitung der Impfzentren betraut worden. In Bayern sind es hingegen 26 Zentren unter privater Führung. Dazu kommen noch einmal 42 Zentren, die von einem örtlichen BRK-Verband (Bayerisches Rotes Kreuz) betrieben werden.
Während die Impfung* gegen das Coronavirus in Bayern mehr als schleppend anläuft, sieht sich der Landeschef bereits nach prominenten Impfbefürwortern um. Am Mittwoch (3. Februar) will er auf der Social-Media-Plattform Instagram dem Sänger Mike Singer ein Interview geben. Dieser war im vergangenen Jahr an Covid-19 erkrankt und setzt sich seitdem für das Impfen gegen Corona ein. Während Söder also weiter seine Parole ausgibt, „Impfen sei die einzige Strategie raus aus der Pandemie“, verwaisen seine Impfzentren, weil die regelmäßigen Lieferungen der Hersteller auch weiterhin auf sich warten lassen. (tel) *Merkur.de und tz.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.