„Da Vinci Glow“: Was den Mond heute geisterhaft leuchten lässt
Ist die Mondsichel sehr schmal, kann man ihn sehen, den „Da Vinci Glow“ oder Erdschein. Was steckt hinter dem gespenstisch leuchtenden Mond?
Frankfurt – Der Mond ist ein faszinierender Himmelskörper, täglich verändert er seinen Anblick am Himmel. Vom nicht sichtbaren Neumond über eine schmale Mondsichel und den schon relativ hellen Halbmond geht es zum unübersehbar leuchtenden Vollmond und wieder zurück. Und das alles innerhalb knapp eines Monats. Während meistens vor allem der Vollmond Aufmerksamkeit bekommt – unter anderem dann, wenn er als Supermond erscheint oder wegen der Mondtäuschung besonders groß wirkt – hat auch die schmale Mondsichel ihren Charme.
Denn an manchen Tagen passiert etwas beinahe schon magisch anmutendes, wenn der Mond nur zu einem kleinen Teil beleuchtet ist: Dann strahlt die schmale Mondsichel hell – und der Rest des Mondes ist im gespenstisch aschgrauen Licht ebenfalls zu sehen. Doch wie entsteht dieses Phänomen und wann kann man es beobachten?
Der Mond reflektiert das Licht der Sonne – und der Erde
Der Mond ist ein Himmelskörper, der selbst nicht leuchtet – er reflektiert nur das Licht, das die Sonne auf ihn strahlt. Aus diesem Grund entstehen auch die unterschiedlichen Mondphasen: Der Erdtrabant wird mal mehr und mal weniger von der Sonne angestrahlt. Ist die Mondsichel ganz schmal und der Rest des Mondes ist im gespenstischen Licht trotzdem zu sehen, handelt es sich um ein Phänomen namens Erdschein oder „Da Vinci Glow“. Ersterer Begriff verrät auch, wie das Phänomen zustande kommt: Der Mond reflektiert dort, wo er von der Sonne angestrahlt wird, das Sonnenlicht – die Mondsichel ist zu sehen. Ist diese schmal und dadurch nicht so hell, kann man sehen, dass der Rest des Mondes das Licht reflektiert, das die Erde abstrahlt.
Seit bei den „Apollo“-Missionen der US-Raumfahrtorganisation Nasa die ersten Menschen vom Mond aus die Erde betrachten konnten, weiß man es noch genauer: „Die Erde scheint, weil sie Sonnenlicht reflektiert und die Wolken reflektieren das meiste“, erklärt die Nasa auf ihrer Website. Vor allem im April und Mai und auf der Nordhalbkugel ist der Erdschein besonders intensiv zu sehen – um bis zu zehn Prozent heller als in anderen Jahreszeiten. Das liegt daran, dass es zu dieser Jahreszeit weltweit mehr Wolken gibt, die mehr Sonnenlicht reflektieren.
Wann der Erdschein oder „Da Vinci Glow“ am besten zu sehen ist
Das Phänomen „Erdschein“ ist am besten in den Tagen kurz vor oder nach Neumond zu sehen, wenn die Mondsichel sehr schmal ist und noch nicht hell leuchtet. Wer den Erdschein bewundern will, sollte den Mond kurz vor Sonnenaufgang oder kurz nach Sonnenuntergang betrachten, der Himmel sollte dazu idealerweise bereits nicht mehr ganz hell sein.

Leonardo Da Vinci hat das Rätsel um den Erdschein gelöst
Das Rätsel um den Erdschein ist bereits seit langer Zeit gelöst. Leonardo Da Vinci erklärte in seinem „Codex Leicester“, der etwa 1510 veröffentlicht wurde, dass das „gespenstische Glühen“ des Mondes daher kam, dass Sonnenlicht von den Ozeanen der Erde reflektiert wurde und den Mond traf. Da Vinci lag damit nur knapp daneben – Wolken sehen aus dem Weltall betrachtet sehr hell aus, Ozeane dagegen dunkel. Trotzdem ist es erstaunlich, dass Da Vinci das Rätsel bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts lösen konnte, wenn man bedenkt, dass Nikolaus Kopernikus‘ Theorie des heliozentrischen Weltbilds erst 1543 veröffentlicht wurde. (tab)