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Flughafen-Chaos: Flüge von und in die USA fallen aus - 3300 US-Flüge verspätet

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Von: Martina Lippl, Fabian Müller

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Ein Kind sitzt auf Koffern in einer Warteschlange vor einem Check-In-Schalter in Terminal 1 am Airport Hamburg. Mit dem Beginn der Sommerferien in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg erwartet der Flughafen der Hansestadt einen Ansturm von Passagieren.
Ein Kind sitzt auf Koffern in einer Warteschlange vor einem Check-In-Schalter in Terminal 1 am Airport Hamburg. Mit dem Beginn der Sommerferien in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg erwartet der Flughafen der Hansestadt einen Ansturm von Passagieren. © Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Tausende Urlauber sind betroffen. Stornierte Flüge, lange Warteschlangen und Koffer-Chaos. Die Situation an deutschen Flughäfen ist kritisch. Dabei haben die Sommerferien erst begonnen.

Update vom 3. Juli, 10.10 Uhr: Flug-Chaos in Deutschland. Doch trotz des Beginns der Ferienzeit blieb es am Wochenende an vielen deutschen Flughäfen vergleichsweise entspannt. Erhöhte Wartezeiten waren an den großen Flughäfen in Hamburg oder München kaum zu beobachten. In Düsseldorf warteten die Passagiere Angaben der Nachrichtenagentur dpa zufolge indes bis zu 20 Minuten an den Sicherheitskontrollen.

Der Frankfurter Flughafen rechnete mit einem hohen Passagieraufkommen und versuchte sich entsprechend vorzubereiten. Auf Twitter warnte der Airport vor Störungen und längeren Wartezeiten. Wer von Frankfurt aus reise, so die Empfehlung, solle im Vorfeld online einchecken beziehungsweise zweieinhalb Stunden vor Abflug am Check-In sein. Für ankommende Reisende könne es bei der Gepäckausgabe zu erheblichen Wartezeiten kommen, hieß es weiter.

Flughafen-Chaos: Flüge von und in die USA fallen aus - 3300 US-Flüge verspätet

Wer am langen Wochenende zum Unabhängigkeitstag in die USA reisen wollte, war unter Umständen auch vom Flug-Chaos betroffen. Allein am Samstag wurden infolge der Personalknappheit in den USA bis zum Nachmittag (Ortszeit) mehr als 600 Flüge gestrichen, wie die auf Flugverbindungen spezialisierte Website flightaware.com berichtete. Dabei handelte es sich um Inlandsflüge sowie um internationale Flüge mit US-Städten als Ziel- oder Startort.

Weitere 3300 Flüge waren am Samstag verspätet. Die Amerikaner steigen wegen der Probleme an Flughäfen vermehrt aufs Auto um: Trotz der hohen Spritpreise werde die Rekordzahl von 42 Millionen Bürgern vor dem Feiertag am Montag Strecken von mindestens 50 Meilen (80 Kilometer) mit dem Auto fahren, sagte der Automobilverband AAA voraus.

Flug-Chaos in Deutschland: Zahlreiche Flüge von und nach Frankreich und Spanien fallen aus

Am Samstag fielen 15 Easyjet- und Ryanair-Flüge von und nach Spanien aus - Grund war der Streik des spanischen Kabinenpersonals. Bei 175 weiteren Spanien-Flügen kam es zu Verspätungen, wie die Gewerkschaften mitteilten. Bei Ryanair soll demnach an zwölf weiteren Tagen gestreikt werden. Auch auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurden Dutzende Flüge gestrichen. Wegen eines Streiks der Feuerwehr fiel am Samstag nach Angaben des Flughafenbetreibers ADP dorr jeder fünfte Flug aus.

Wann es bei Flügen von und nach Spanien zu Einschränkungen kommen kann

Bei Ryanair soll laut der spanischen Gewerkschaft USO drei weitere Male für jeweils vier Tage die Arbeit an den zehn spanischen Flughäfen niedergelegt werden, die von der irischen Fluggesellschaft Ryanair angeflogen werden. Gestreikt wird demnach vom 12. bis 15. Juli, vom 18. bis 21. Juli und vom 25. bis 28. Juli.

Bei der Fluggesellschaft Easyjet waren in Spanien knapp 450 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter am vergangenen Wochenende zum Streik aufgerufen, außerdem vom 15. bis 18. Juli sowie vom 29. bis 31. Juli. Sie verlangen dieselben Arbeitsbedingungen wie für Easyjet-Mitarbeiter in anderen EU-Ländern.

Update vom 1. Juli, 20.07 Uhr: Zwei norddeutsche Bundesländer starten in die Schulferien, für Familien in Nordrhein-Westfalen steht die zweite Ferienwoche bevor - an den Flughäfen sind die Wartezeiten teils lang. Am Hamburger Flughafen mussten manche Menschen am frühen Freitagmorgen länger warten. Laut Bundespolizei beliefen sich die Wartezeiten bereits um 4.30 Uhr auf bis zu 60 Minuten vor den Sicherheitskontrollen.

Es sei ein starker Reisetag mit 45.000 An- und Abreisenden, sagte eine Pressesprecherin des Hamburger Flughafens am Freitagmorgen. Aufgrund des hohen Aufkommens habe der Flughafen bereits um 3.15 Uhr die Terminals geöffnet und um 3.30 Uhr die Check-in-Schalter aufgemacht. Am Morgen seien bereits viele Familien in den Urlaub geflogen. Es werde auch im Tagesverlauf weiter mit Wartezeiten gerechnet, obwohl bereits zusätzliche Einsatzkräfte zur Arbeit an den Flughafen gekommen seien.

Swissport Gepäckabfertigung, Zürich Kloten, Schweiz, Die Besitzer von 3000 Koffern warten eine Woche nach ihrem Zwischenstopp am Münchner Flughafen noch immer auf ihr Gepäck.
Die Besitzer von 3000 Koffern warten eine Woche nach ihrem Zwischenstopp am Münchner Flughafen noch immer auf ihr Gepäck (Symbolbild). © IMAGO/Pius Koller

Flughafen-Chaos in Deutschland: Warnstreiks haben bislang keine Auswirkungen

Der zeitgleiche Streik des Technikpersonals habe bislang aber keine Auswirkung auf den Flughafenbetrieb gehabt, betonte die Sprecherin des Flughafens. Beschäftigte einer Instandhaltungsfirma, die für die Instandhaltung der Technik in der Gepäckbeförderung, der Startbahnen und anderer technischer Infrastrukturen zuständig ist, sind in einen eintägigen Warnstreik getreten. 30 bis 40 Mitarbeiter der Frühschicht seien dem Aufruf am Freitag schon vor 6.30 Uhr gefolgt, es würden hoffentlich noch mehr, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Lars Stubbe am Morgen.

Flughafen-Chaos in Deutschland: Besitzer von 3000 Koffern warten seit einer Woche auf ihr Gepäck

Update vom 1. Juli, 18.11 Uhr: Die Besitzer von 3000 Koffern warten eine Woche nach ihrem Zwischenstopp am Münchner Flughafen noch immer auf ihr Gepäck. Die Lufthansa teilte am Freitag mit: „Es ist richtig, dass seit dem letzten Wochenende rund 3000 Gepäckstücke in München lagern.“ Ein Gewitter sowie Einschränkungen bei der Flugsicherung führten dazu, dass Umsteiger ihren Anschlussflug teilweise nicht erreichen konnten.

Das betraf Passagiere von europäischen Anschlussflügen und von Inlandsflügen, die auf die Bahn umgebucht wurden. „Wir entschuldigen uns bei unseren Gästen und arbeiten rund um die Uhr mit Hochdruck daran, um Ihnen Ihr Gepäck zuzustellen“, teilte die Lufthansa mit. Die Hälfte dieser 3000 Koffer waren allerdings eigentlich für andere deutsche Flughäfen bestimmt. Sie werden aushilfsweise in München sortiert, um andere deutsche Flughäfen zu entlasten, die mit ihrer Arbeit wegen Personalmangel nicht mehr nachkommen.

Zahlreiche Koffer lagern im Gepäckausgabe-Bereich. Nach wie vor stapeln sich Hunderte Koffer, Taschen und Kinderwagen in der Gepäckausgabe mancher Airports und finden erst nach Tagen ihre Besitzer.
Zahlreiche Koffer lagern im Gepäckausgabe-Bereich. Nach wie vor stapeln sich Hunderte Koffer, Taschen und Kinderwagen in der Gepäckausgabe mancher Airports und finden erst nach Tagen ihre Besitzer. © Jonas Walzberg

Chaos an deutschen Flughäfen: Zweite Verhandlungsrunde des Lufthansa-Bodenpersonals

Update vom 30. Juni, 21.53 Uhr: Die Tarifverhandlungen am Donnerstagnachmittag in Frankfurt am Main brachten noch kein Ergebnis, wie die Gewerkschaft Verdi am Abend mitteilte. Die zweite Verhandlungsrunde des Lufthansa-Bodenpersonals ist für den 13. Juli 2022 in Hamburg angesetzt.

Update vom 30. Juni, 18.28 Uhr: Vor dem Hintergrund großer Abfertigungsprobleme und Personalengpässe haben die Tarifverhandlungen für rund 20.000 Beschäftigte des Lufthansa-Bodenpersonals begonnen. Die Gewerkschaft Verdi hat am Donnerstag zum Auftakt der Gespräche in einem Hotel am Frankfurter Flughafen ihre Forderung nach einem Gehaltssprung von 9,5 Prozent bekräftigt. Auf begleitende Protestaktionen verzichtete die Gewerkschaft.

Chaos an den deutschen Flughäfen: Gewerkschaft Verdi fordert 9,5 Prozent mehr Lohn

Verhandlungsführerin Christine Behle führt unter anderem die starken Belastungen für die Beschäftigten durch die Corona-Krise und die Arbeitsverdichtung als Gründe für die Forderung an. Viele Beschäftigte hätten das Unternehmen verlassen, sodass für die Verbliebenen die Aufgabendichte noch größer geworden sei. Dazu kämen die hohe Inflation und der dreijährige Verzicht auf Gehaltssteigerungen. Lufthansa habe mit ihrem drastischen Personalabbau während der Corona-Krise zur stark zugespitzten Situation beigetragen, kritisierte Behle, die auch Vize-Vorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats ist.

Die Gewerkschaft will bei einer Laufzeit von zwölf Monaten die unteren Lohngruppen besonders versorgen. Die Gehaltssteigerung müsse mindestens 350 Euro betragen und zusätzlich sollten sich alle Stundenlöhne deutlich vom gesetzlichen Mindestlohn absetzen, der im Oktober auf 12 Euro die Stunde steigt.

Update vom 30. Juni, 14.41 Uhr: Der Hamburger Flughafen reagiert auf das Reise-Chaos. Zum Start der Sommerferien im Norden hat der Flughafen Hamburg seine Öffnungszeiten angepasst. Um den Passagieransturm zu bewältigen, kann der Check-in für die ersten Flüge bereits um 3.30 Uhr beginnen, teilt der Hamburg Airport mit. Check-in-Schalter und die Self-Bag-Drop-Automaten stünden dafür bereit.

Nichtsdestotrotz müssten Reisende angesichts der Personalprobleme im Luftverkehr mit langen Wartezeiten rechnen. „Die Lage ist sehr angespannt“, es gebe dabei auch „nichts schönzureden“, sagte der Hamburger Flughafenchef Michael Eggenschwiler am Donnerstag. Der Luftverkehr komme derzeit in ganz Europa fast täglich an seine Grenzen. Er empfehle, zweieinhalb Stunden vor Abflug auf dem Flughafen zu sein, oder auch „einen Tick früher“, besonders für Flüge zu den Spitzenzeiten um die Mittagszeit sowie zwischen 16.00 und 18.00 Uhr.

Bundespolizei mahnt wegen Sommerreisen 2022: Reisende hätten verlernt zu fliegen

„Viele hätten verlernt zu fliegen“, sagte der Vizepräsident Bundespolizeidirektion Hannover, Michael Schuol. „Treffen Sie ihre Vorbereitung schon zu Hause“, so sein Appell. Flüssigkeiten in Tüten packen, auf die entsprechenden Mengen achten, zählt Schuol auf. „Keine Feile, keine Harpune oder Waffen gehörten ins Handgepäck.“ Es sei zudem „nicht hilfreich“, wegen hoher Gepäckgebühren mehrere Handgepäckstücke mitzunehmen, dann dauere alles noch länger.

Update vom 30. Juni, 14.31 Uhr: Die Sommerferien haben gerade erst begonnen und die Flughäfen in Deutschland und Europa versinken im Chaos. Eine schnelle Lösung des Problems scheint kaum in Sicht. Eine Flugbegleiterin hat anonym auf Facebook 20 Tipps und Ratschläge aufgeschrieben. Wer eine Flugreise plant, sollte einen Blick riskieren.

Mitten im Flug-Chaos: Verdi ruft zum Streik am Hamburger Flughafen auf

Update vom 30. Juni, 10.49 Uhr: Mitten im Flug-Chaos könnte es in Hamburg noch schlimmer werden. Zum Ferienbeginn in den norddeutschen Bundesländern ruft Verdi das Technik-Personal am Hamburger Flughafen am Freitag (1. Juli) zum Warnstreik auf.

Die Real Estate Maintenance (RMH) ist für die Instandhaltung der Technik in der Gepäckbeförderung, der Startbahnen und aller anderen technischen Infrastrukturen zuständig. Der Streik soll in der Frühschicht beginnen und vorerst 24 Stunden dauern. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist am Freitag der letzte Schultag vor den Sommerferien.

BundeslandSommerferien 2022
Schleswig-Holstein4. Juli bis 13. August 2022
Mecklenburg-Vorpommern4. Juli bis 13. August 2022
Hamburg7. Juli bis 17. August 2022

Abfertigungs-Chaos im Luftverkehr: Endlose Warteschlangen, Verspätungen und Annullierungen

München – Es ist wohl ein Debakel mit Ansage: Die deutschen Flughäfen sind momentan völlig überfordert. Es fehlt an Personal beim Check-in, bei der Sicherheitskontrolle und bei der Gepäckabfertigung. Aber auch die steigenden Corona-Infektionszahlen beim Flugpersonal und Bodenpersonal bei den Airlines verschärfen die Situation. Flugpassagiere brauchen derzeit gute Nerven und viel Zeit.

Was das bedeutet, zeigte sich zum Ferienstart in Nordrhein-Westfalen am Flughafen Düsseldorf. Am Wochenende blieben Koffer liegen. Reisende mussten ohne Gepäck in den Urlaub fliegen. Nach der Landung gab es Probleme beim Ausladen. Die Flughafen-Feuerwehr musste mit anpacken. Personelle Engpässe und eine technische Panne bei der Gepäcksortiermaschine waren der Grund für die Misere. Kein Einzelfall: Die Gepäckabfertigung arbeitet auch an anderen deutschen Flughäfen an der Kapazitätsgrenze.

Die Hauptreisezeit fängt gerade erst an. Airlines haben ihre Flugpläne schon ausgedünnt. Allein die Lufthansa nimmt über die 900 Streichungen im Juli hinaus weitere 2200 Verbindungen im Sommer an den Drehkreuzen Frankfurt und München aus dem Flugplan. Klassische Urlaubsziele sollen davon weniger betroffen sein.

Flug-Chaos an deutschen Airports: Können Facharbeiter aus der Türkei das Problem lösen?

Gegen das Chaos an deutschen Flughäfen sollen ausländische Arbeitskräfte helfen. „Wir ermöglichen, dass die Unternehmen Hilfskräfte aus dem Ausland, vor allem aus der Türkei, einsetzen können“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch in Berlin nach abgestimmten Vorschlägen der Regierung. 

Der Frankfurter Flughafen will „mehrere hundert“ ausländische Aushilfskräfte einstellen. Nach bisheriger Einschätzung könnten die ersten Beschäftigten in acht Wochen mit der Arbeit beginnen, erklärte ein Sprecher des Betreibers Fraport am Mittwoch. Zuvor hatte die Bundesregierung den Weg frei gemacht für die erleichterte Anwerbung unter anderem in der Türkei. Allein die Sicherheitsüberprüfung beim Land Hessen dauere sechs Wochen, erläuterte Fraport. Bei der Sicherheit werde man keine Abstriche machen, hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) versichert. Damit würde am größten deutschen Flughafen die Hauptreisewelle in den Schulferien verpasst. „Die zusätzlichen Kräfte helfen uns dennoch sehr“, sagte der Fraport-Sprecher.

Lufthansa-Chef entschuldigt sich: Flug-Chaos wohl noch den ganzen Sommer

Lufthansa-Chef Carsten Spohr stimmte die Passagiere schon auf weitere Schwierigkeiten im Luftverkehr ein. Zwar plane die Branche allein in Europa mehrere tausend Neueinstellungen. „Dieser Kapazitätsaufbau wird sich allerdings erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken können.“ Er entschuldigte sich im Namen des Unternehmens dafür, dass nach dem Corona-Einbruch das „Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent“ nicht zur angestrebten Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Robustheit geführt habe. Der Manager räumte ein, dass auch dem Lufthansa-Konzern in einigen Bereichen Personal fehle. Ab dem kommenden Sommer will der Konzern wieder die zwischenzeitlich stillgelegten Großflugzeuge vom Typ A380 einsetzen. (ml/dpa)

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