Corona in Österreich: Bericht über „Impf-Skandal“ über Ostern - Kurz plant Sputnik-Sonderweg ohne EU
In Österreich gibt es in der Coronavirus-Pandemie Streit - nicht nur wegen des Corona-Impfstoffs. Kanzler Sebastian Kurz steht im Fokus. Der News-Ticker.
- Coronavirus-Pandemie in Österreich: Die Corona-Infektionszahlen sind „viel zu hoch“.
- Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) steht schwer in der Kritik - und setzt nun voll auf den Impfstoff Sputnik V. (siehe Update vom 4. April, 21.30 Uhr)
- Kritik gibt es am wenigen Impfen über die Oster-Feiertage (siehe Update vom 5. April, 12.55 Uhr).
- Dieser News-Ticker zur Corona-Krise in der Alpenrepublik wird regelmäßig aktualisiert.
+++ Dieser Ticker ist beendet. Alle weiteren Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie in Österreich lesen Sie fortan in diesem News-Ticker. +++
Update vom 5. April, 12.55 Uhr: In Österreich sind am Ostersonntag 8.669 Dosen verimpft worden. Das geht aus dem Dashboard für Corona-Schutzimpfungen des österreichischen Gesundheitsministeriums hervor. Von einem „Impf-Skandal“ berichtet oe24.at angesichts der Corona-Mutationen und der überlasteten Intensivstationen. Die Impfkampagnen seien in vielen Bundesländern stark oder fast ganz auf null heruntergefahren worden. Am Karsamstag seien es noch 19.000 Corona-Impfungen gewesen. So wenige seien zuletzt am 1. März durchgeführt worden. Besonders heikel: In der vergangenen Woche sind oe24.at zufolge 327.000 Impfdosen nach Österreich geliefert worden.
Impfversagen in Österreich kostet bis zu 14 Milliarden Euro - laut Think Tank
Österreich liegt bereits sieben bis elf Wochen hinter Israel, teilt das industrienahe Think Tank Agenda Austria mit. „Selbst wenn es genügend Impfstoff gäbe, würde es noch Wochen dauern, bis Österreich auf dem jetzigen Stand der USA, des Vereinigten Königreichs oder von Israel ist“, sagte Agenda-Ökonomin Heike Lehner. Die Wertschöpfungsverluste, die in dieser Zeit entstehen, erreichen fünf bis 14 Milliarden Euro, rechnete Lehner in einer Pressemitteilung vor.
Coronavirus-Pandemie in Österreich: Sebastian Kurz setzt voll auf den Impfstoff Sputnik V
Update vom 4. April, 21.30 Uhr: Der von Seiten der Opposition schwer in die Kritik geratene Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) setzt nun offenbar voll auf den russischen Coronavirus-Impfstoff Sputnik V*.
„Je mehr Menschen wir impfen können, desto schneller kommen wir aus der Krise, und desto mehr Leben können wir retten“, schrieb der 34-jährige Regierungschef bei Facebook: „Deshalb sind wir im Austausch mit Russland und führen Gespräche über zusätzliche Impfstoffdosen. Damit können wir noch schneller zur Normalität zurückkehren.“
Bereits am 31. März hatte Österreichs Kanzler ein Foto von einem Treffen mit dem russischen Botschafter in Wien, Dmitrij Ljubinskij, bei Twitter geteilt. Bei diesem Gespräch habe er eine „verbindliche Lieferzusage“ erhalten. „Wenn wir Sputnik bestellen, dann werden wir noch im April 300.000 Dosen, im Mai 500.000 Dosen und 200.000 Dosen Anfang Juni erhalten. Eine sehr zeitnahe Lieferung wäre hier somit möglich“, schrieb Kurz kurz vor Ostern weiter.
Die Opposition kritisiert den ÖVP-Politiker für einen angeblichen Schlingerkurs in der Coronavirus-Pandemie. Markant: Beim Sputnik-Vorstoß handelt es sich offenbar um ein Geschäft ohne die Partner aus der Europäischen Union. Dies dürfte sehr wahrscheinlich in der EU für Gesprächsstoff sorgen. Der österreichische Kanzler hatte zuletzt eine angeblich ungerechte Verteilung in der Staatengemeinschaft angeprangert.
Coronavirus-Pandemie in Österreich: Scharfe Kritik an Bundeskanzler Sebastian Kurz
Update vom 4. April, 20.30 Uhr: Scharfe Kritik an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)* in der Coronavirus-Pandemie in Österreich.
„Aus meiner Sicht ist es erbärmlich, was da gerade abgeht“, sagte Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) im Interview der Presse. Er kritisiert konkret, dass sich Kurz geweigert haben soll, den Oster-Lockdown auf den Westen der Alpenrepublik auszudehnen.
Stattdessen habe sich der Kanzler „massiv aus den Entscheidungsprozessen zurückgezogen“ und die Sache den Ländern zugeschoben, meinte Doskozil weiter. Eine Antwort der in Wien regierenden ÖVP ließ nicht lange auf sich warten. Generalsekretärin Gaby Schwarz bezeichnete die Aussagen des Regierungschefs aus Eisenstadt als „sinnbildlich für die Planlosigkeit“ Doskozils. Heftiger Streit also in der ohnehin schon großen Corona-Krise in Österreich.
Bereits am Karsamstag hatte die im Bund oppositionelle SPÖ bei Social Media heftig gegen den jungen Regierungschef ausgeteilt. „Eine Pandemie lässt sich nicht über PK‘s und FB-Videos bekämpfen. Es braucht inhaltliche Substanz, Entschlossenheit und Mut. All das fehlt bei Kurz. Wo war er, als es Mut und Entschlossenheit gebraucht hat, um die Gesundheitsversorgung zu sichern?“, schrieben die österreichischen Sozialdemokraten auf ihrem Twitter-Kanal: „Im Gegenteil: Er taucht ab! Wenn es aber darum geht, PR-Texte vom Teleprompter zu lesen und falsche Hoffnungen zu wecken, dann ist er zur Stelle.“
Coronavirus-Pandemie in Österreich: Impfungen geraten an Ostern ins Stocken
Update vom 4. April, 20.00 Uhr: Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich stocken die Impfungen gegen das Coronavirus an Ostern* gewaltig.
Wie das Nachrichtenportal oe24.at (hinter einer Bezahlschranke) unter Berufung auf Daten des Bundesgesundheitsministeriums berichtet, gab es im Burgenland am Karsamstag gerade mal 91 Corona-Imfpungen. In der Steiermark waren es am selben Tag 68 und im Bundesland Salzburg, an der deutschen Grenze, gerade mal 25. Vorarlberg, an der Grenze zu Bayern* gelegen, verzeichnete am Ostersamstag nicht eine einzige Impfung gegen das Coronavirus.
Coronavirus-Pandemie in Österreich: Ausreisekontrollen aus Bezirk Braunau in Oberösterreich
Update vom 2. April, 22.15 Uhr: Im Bezirk Braunau am Inn an der Grenze zwischen Österreich und Bayern überstieg die 7-Tage-Inzidenz am vergangenen Mittwoch (31. März) den Wert von 400. Am Karfreitag lag sie 405,5. Ab Montag wird Braunau am Inn der erste Bezirk in Oberösterreich mit Ausreisekontrollen. Das teilte das Bundesland am Freitag mit.
„Wir haben es schwarz auf weiß, dass wir die letzten Tage die 400er Marke überschritten haben. Wir hätten uns sehr bemüht, diesen Schritt zu vermeiden. Aber wir müssen mit den Zahlen wieder runterkommen“, erklärte Bezirkshauptmann Gerald Kronberger.
Die Kontrollen werden in Form von stichprobenartigen mobilen Schwerpunktkontrollen von der Polizei und dem Bundesheer an den Bezirksaußengrenzen durchgeführt. Aus dem Bezirk ausreisen darf man nur, wenn man einen negativen PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden ist, oder einen negativen Antigentest, der maximal 48 Stunden alt sein darf, vorweisen kann.
Corona in Österreich: Infektionszahlen „viel zu hoch“ - Anschober fordert Trendwende
Erstmeldung vom 2. April: Wien - Von Gründonnerstag auf Karfreitag wurden in Österreich 3137 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Im Vergleich zum vergangenen Freitag, als noch 3895 neue Corona-Fälle gemeldet wurden, ist das zwar ein Rückgang, die Infektionszahlen sind dennoch weiter auf einem konstant hohen Niveau. Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sind sie „viel zu hoch“.
In einer Mitteilung forderte er am Freitag eine Trendwende in der Alpenrepublik. In der gesamten Osterwoche lagen die Neuinfektionszahlen* konstant über 3000 und tendierten teilweise auch in Richtung 4000. Um die Krankenhäuser und damit auch die Intensivstationen in Österreich nachhaltig zu entlasten, sei eine „massive Absenkung“ der Zahlen in den „nächsten zehn Tagen“ erforderlich, erklärte Anschober weiter.
Corona in Österreich: Oster-Lockdown im Osten der Alpenrepublik
„Derzeit sind die Intensivstationen in Ostösterreich bereits dramatisch belastet - großteils deutlich stärker als im Krisenherbst des Vorjahres“, mahnte der österreichische Gesundheitsminister in seiner Mitteilung. Die Prognose bis Mitte April zeige einen deutlichen Zuwachs, insbesondere im Osten. Aus diesem Grund war bereits in der vergangenen Woche ein Oster-Lockdown für die drei östlichen und besonders betroffenen Bundesländer Wien, Niederösterreich und das Burgenland beschlossen worden.
Anschober appellierte in seiner Mitteilung an die Bevölkerung, sich im Osten Österreichs an die Regeln des Oster-Lockdowns* zu halten. Auch in den restlichen Bundesländern sei weiterhin größte Vorsicht geboten. Der Gesundheitsminister rief dazu auf, die Maßnahmen einzuhalten und auch auf Reisen zu verzichten.
Corona in Österreich: Kurz hilft Tschechien mit 30.000 Impfdosen
Nach dem Streit der vergangenen Tage und Wochen um Corona-Impfstoffe* und die Verteilung innerhalb der EU, hat Österreich* nun Tschechien seine Hilfe angeboten. Wien werde Prag 30.000 Impfdosen zukommen lassen, teilte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP)* am Freitag mit.
Tschechien sei besonders hart getroffen mit zahlreichen Corona-Todesfällen und noch immer hohen Infektionszahlen, habe aber trotzdem als einziges Land bei der europäischen Impfstoffverteilung keine zusätzlichen Impfdosen bekommen, kritisierte Kurz. „Wenn es in manchen Ländern zu wenig Impffortschritt gibt, dann ist das im Ergebnis schlecht für alle, weil wir die Pandemie nur gemeinsam besiegen können“, so der österreichische Bundeskanzler.
Am Donnerstag hatten die 27 EU-Staaten keine einheitliche Linie gefunden. Österreich, Tschechien und Slowenien lehnten einen
Kompromissvorschlag zur Aufteilung von zehn Millionen Impfdosen ab. Die Menge wird nun wie üblich nach Bevölkerungsgröße vergeben. 24 Staaten, darunter Deutschland, verabredeten nach Angaben von Diplomaten aber ohne die drei Länder eine Spendenaktion, um Staaten mit besonders großem Impfstoffmangel zu helfen. (ph/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA