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So schmeckt Madrid: Gut und günstig essen in Spaniens Hauptstadt

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Von: Susanne Eckert

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Eine Lokalterrasse vor Hochhäusern in Madrid.
Lokale gibt es in Madrid viele. Doch nicht überall kann man gut und günstig essen. © Susanne Eckert

Günstig essen in Madrid: Wo man laut Insidern in der spanischen Hauptstadt gute Tapas bekommt und authentische Spezialitäten probieren kann.

Madrid - Madrid, Samstagabend: Am Ausgang der Metrostation Tribunal geht es kurz vor 21 Uhr zu wie auf einem Hauptbahnhof. Gedränge, Eile und viele Umarmungen. Der Metro-Ausgang vor dem Romantik-Museum ist ein beliebter Treffpunkt von Einheimischen im Ausgehviertel Malasaña, wo in den 80er Jahren die legendäre movida madrileña ihren Anfang nahm. Eine Underground-Kulturbewegung, die sich nach der langen Diktatur voll ins moderne, freie Leben stürzte. Damals waren die Straßen in Malasaña gesäumt von Bars, in denen man Platten aus London auflegte und Konzerte lokaler Bands veranstaltete. Eines dieser sogenannten garitos war kurioser als das andere. Die Farbe Schwarz dominierte an den Wänden und bei der Kleidung der Gäste. Die Männer trugen Lederjacken, die Frauen Miniröcke und Doc Martins. Heute ist der Kleidungsstil dort nicht viel anders. Und auch originelle garitos kann man in Malasaña noch finden. Doch vor allem gibt es günstiges Essen. Und anschließend kann man sich für ein Gläschen auf eine der schönen Terrassen setzen, die im Winter von Gasfeuern beheizt und beleuchtet werden. Und danach die Nacht in Spanien mit Livemusik ausklingen lassen.

Günstig essen und ausgehen in Madrid: Tapas und Livemusik in Malasaña

Typisches Madrider Ambiente findet man in Malasaña in der Cervecería Almudayna. Das Lokal ist laut, voll und gemütlich. An der Bar herrscht Gedränge, auf den Tischen stehen Bier vom Fass und große Tapas. Einheimische essen hier gerne Tintenfisch im Brötchen (bocadillo de calamares), gegrillte Schweinsohren (orejas a la plancha), das Kuttelgericht callos a la Madrileña und kleine Sepias (chupitos rebozados). Wer nicht so experimentierfreudig ist, kann seinen Magen mit tortilla de patata und Kroketten (croquetas de cocido) füllen. Die Tortilla sollte man auch in der Bodega de la Ardosa in der Calle de Colón 13 probieren. In dem historisch dekorierten Lokal gibt es auch tolle Kroketten, dazu Wermut vom Fass, zahlreiche Fassbiere und gute Weine.

Die Qual der Wahl für die copa después – das Gläschen danach – ist in Malasaña groß. In dem Viertel mit seinen alten Häusern, mit Graffiti besprühten Wänden und Läden, deren Schilder von echten Antiquitäten bis hin zu „Made in China“ reichen, gibt es praktisch alles – außer Reggaeton-Bars. Ein Klassiker ist das Vía Láctea, ein legendärer Konzertsaal der movida madrileña, der heute sogar als Kulturgut der Stadt Madrid unter Schutz steht. Und man sollte unbedingt das Programm von El BarCo checken, eine Mischung aus Bar, Diskothek und Konzertsaal, in der man in einer Samstagnacht für zehn Euro gute Livemusik und ein Getränk bekommt. Die Musikpalette reicht von Jazz-Jamsessions, Brass und Hip-Hop über Pop, Rock, Metal und Coverbands, die Musik von den 60ern bis zu den 90ern spielen. Und danach legen DJs bis zum Morgengrauen auf.

Tapas und Bier in Madrid: Rund um den Rastro-Flohmarkt

In Madrid sind die Nächte kurz und ein klassisches Sonntagmorgen-Programm für Besucher ist der Rastro – der Flohmarkt. An unzähligen Ständen wird Altes, Neues und Kurioses verkauft. Und je nach Grad der Selbstbeherrschung kann man den Rastro völlig kostenlos besuchen oder ein Vermögen ausgeben.

Zur Stärkung und auf ein Bier gehen Einheimische anschließend in die Madrider Taverne Cinco de Tirso und setzen sich an einen der Tische an der Bar. Dort muss man die typischen torreznos probieren, knusprig gebratener Speck, der angeblich sogar zum Weltkulturerbe gehört. Und die bekannten Madrider patatas bravas, Kartoffeln mit scharfer Soße, die in dieser Gastwirtschaft aber in Form von knusprigen Riegeln serviert werden.

Im Glanz der Großstadt-Lichter: Günstig essen bei den Prachtstraßen von Madrid

Natürlich gibt es in Spanien auch Spitzenküche. Teuer aber spektakulär sind zum Beispiel die Lokale an der Avenida de la Castellana und der Calle Serrano auf der Höhe von Diego de León. Es lohnt sich, dort einen Abendspaziergang zu machen, den Luxus zu bestaunen – und dann geht man in die Tasca La Farmacia, in der Straße Diego de León 9, wo man gut und viel günstiger essen kann.

Ein Geheimtipp: Täglich gibt es ein Löffelgericht für unter zehn Euro, zum Beispiel Linsen (lentejas) am Mittwoch und den typischen Kichererbseneintopf (garbanzos) am Donnerstag. Das Angebot gilt theoretisch mittags und abends, manchmal ist das Gericht aber am Abend schon ausverkauft. Ansonsten gibt es in dem liebevoll dekorierten Lokal Spezialitäten aus vielen Ecken Spaniens. Lecker sind zum Beispiel die huevos rotos (Kartoffeln mit Rührei und Schinken), die geräucherten Sardinen (sardina ahumada), die Schinkenkroketten (croquetas de jamón) und der Salat des Hauses (ensalada la tasca).

Sonne und tolles Ambiente am See: Picknick in Madrid

An einem milden Tag kann man in Madrid auch im Winter oder Frühling ein Picknick machen. Ein beliebter Ort dafür liegt in der Nähe der Plaza de España: ein Park mit einem See in der Mitte, auf dem ein ägyptischer Tempel steht. Diesen 2.200 Jahre alten Templo de Debod hat Spanien 1968 von Ägypten als Geschenk erhalten und heute zieht er Einheimische und Touristen an. Das Ambiente in dem Park ist entspannt. Oft treten Straßenmusiker auf und die Sonnenuntergänge dort sind bei Einheimischen wie Touristen besonders beliebt, weil sich das Spiel der Farben am Himmel in Rot, Lila und Blau im Seewasser spiegelt.

Wo aber bekommt man als Tourist so schnell ein gutes, günstiges Picknick her? Die Lösung ist Rodilla, eine Kette, die 1939 aus einem Lebensmittelladen auf der Plaza del Callao entstand. Der Inhaber Antonio Rodilla spezialisierte sich schon damals auf Sandwiches. Mit Erfolg. Ein Klassiker – und heute noch ein Verkaufsschlager – ist das Sandwich mit Russischem Salat (ensaladilla rusa), insgesamt werden aber über 20 Geschmacksrichtungen angeboten. In und um Madrid gibt es inzwischen über 90 Filialen. Unter anderem das Rodilla Callao in der Calle Preciados 25, ganz in der Nähe des Parks um den Templo de Debot.

Kichererbsen und Kutteln: Günstig traditionelle Gerichte in Madrid probieren

Einen deftigen Kichererbseneintopf – die typische Madrider Spezialität cocido madrileño – kann man für 32,90 Euro im Restaurant Casa Carola im Barrio de Salamanca probieren. Das Angebot gilt nur in den kälteren Monaten vom 15. September bis 15. Juni und schließt alles vom Aperitiv bis zum Nachtisch mit Likörchen. Wer es günstiger möchte, kann am Mittwoch – dem traditionellen Tag des Cocidos in Madrid – die Mittagsmenüs von einfachen Lokalen wie der Bar Breico durchforsten. Da bekommt man einen anständigen Kichererbseneintopf schon für ab 12 Euro. Klassiker wie das Kuttelgericht callos madrileños (zehn Euro) sollte man in der Taverne Casa Revuelta nahe der Plaza Mayor probieren. Eine Spezialität ist dort seit 1966 der panierter Thunfisch, (tajada de Bacalao, vier Euro). Ein Geheimtipp ist die Bar La Gloria, Calle Ramos Carreon 5, Spezialität: kurz Gebratenes (a la Plancha). Insider setzen sich an die Bar, wo man die Zutaten gleich vor sich sieht. Metro Alfonso XIII, Telefon 914 150 881

Günstig essen und trinken: Süße Verführung in Madrid

Sie ist seit Jahrzehnten berühmt: Das süße typisch spanische Fettgebäck Churros soll in der Kette Chocolatería San Ginés besonders gut sein. Es gibt viele Filialen, das Original steht jedoch im Pasadizo de San Ginés 5. Eingeweihte schwören aber auf die Churros des kleinen Lokals Mayoma in der Calle de Francisco Silvela 67, Metro Diego de León - ein Geheimtipp. Die beste Torrija der Welt (eine Art Armer Ritter) gibt es angeblich Café del Rio, Avenida Portugal 1, Telefon 603 137 766, Metro Puerta del Ángel. Im En Bruto Café sollte man unbedingt die Zimtschnecken probieren - sie sind zwar keine örtliche Spezialität aber superlecker. Das En Bruto steht in der Calle de San Lucas 13, Metro Chueca. Der Klassiker unter den Konditoreien ist La Mallorquína, Spitzenkonditorei seit 1894, in der Calle Mayor 2, Metro Sol. Und wenn die Frühlingssonne brennt: Empfehlenswerte Eisdielen in Madrid sind Freddo Freddo, Calle Padre Damián 15, Metrostation Cuzco und Titho’s, Calle Alcala 404, Metrostation Ciudad Lineal.

Unterwegs mit Kindern und Jugendlichen und ein Geheimtipp für Vegetarier

Gute Vegetarische Bio-Gerichte zu günstigen Preisen bekommt man im Restaurant Ecocentro, in der Calle Esquilache 4, Telefon 915 535 502, Metro Cuatro Caminos. Wer mit Kindern und Jugendlichen unterwegs ist, sucht vielleicht Hamburger, Tacos oder Pizza. Auch da hat Madrid viel zu bieten. Unter anderem das Lokal Junk Burger in der Calle José Abascal 3. Es gewann 2022 die Auszeichnung „Bester Burger in Spanien“, ist unter 913 952 067 zu erreichen und liegt nahe der Metrostation Rios Rosas. Tiki Taco in der Calle de San Bernardo 12 bietet mexikanische Küche, auch vegan und vegetarisch. Telefon 914 218 693, Metro Santo Domingo. Und im Italiener El Vesuvio kann man Pizza und Spagetti essen. Das Lokal steht in der Calle de Hortaleza 4, Telefon 915 21 5171, Metro Gran Vía

Adressen und Anfahrt zu den Lokalen

- Tasca La Farmacia, Calle Diego de León 9, Reservierungen unter tascalafarmacia.com oder 915 558 146, Metrostation Núñez de Balboa

- Cervecería La Almudayna, Calle Espiritu Santo 5, Reservierungen unter 915 235 177, Metrostation Tribunal

- Bodega de la Ardosa, Calle de Colón 13, Reservierungen unter www.laardosa.es oder 915 214 979, Metrostation Tribunal

- El Cinco de Tirso, Plaza Tirso de Molina 5, Reservierung unter 910 888 502, Metrostation Tirso de Molina

- Sala de Conciertos El BarCo, Calle El Barco 34, salabarco.com Metrostation Tribunal

- Casa Revuelta, Calle Lateros 3, 913 663 332, Metrostation Sol

- Rodilla Callao, Calle Preciados 25, Metrostation Callao

- Casa Carola, Calle Padilla 54, Reservierungen 914 01 94 08, Infos: www.casacarola.com Metro Lista oder Diego de León

- Bar El Breico, Calle Sebastián Herrero 16, 915 39 36 09

Zum Thema: Wo „cabrón“ ein Kosewort ist - Eine Kneipen- und Tapas-Tour durch Madrid (Serie: Spaniens regionale Küchen)

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