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Roboter-Kellner in Spanien sollen Personalmangel in Gastronomie ausgleichen

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Von: Marco Schicker

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Roboter-Kellner in Valencia.
Mula machte im Lokal Crensa in Valencia den Anfang. Mittlerweile gibt es Roboter-Kellner in ganz Spanien. © EFE

24-Stunden-Schichten sind für sie kein Problem. Ein Gehalt verlangen sie nicht. Kellner-Roboter werden in Spaniens Gastronomie vom PR-Gag schleichend zum Menschenersatz.

Sevilla – In Valencia tauchten sie vor einigen Jahren zuerst auf, dann wurde einer in Jávea an der Costa Blanca gesichtet. Jetzt scheinen sie überall zu sein. In Cádiz, in Sevilla, bald auch in Málaga übernehmen sie Stück um Stück das Regiment: Die Roboter-Kellner. Im „La Chanca y los 20“, einem Argentinier in Cádiz, liefert „Camila“ bis zu 20 Teller gleichzeitig an die Tische. Die tippt entweder der Oberkellner - noch ein Mensch - ins Display an Camilas Hinterkopf oder der Küchenchef scannt dort einfach den QR-Code des Bestellbons und Camila surrt los. Am Tisch angekommen, leuchtet das passende Fach für den Tisch auf, der Gast nimmt seine Teller runter, später kann er die leeren auch wieder Camila übergeben.

"Guten Appetit, Liebling": Entwickler arbeiten an Vermenschlichung der Kellner-Roboter

In Roquetas de Mar, Almería, rollt auch so ein Gerät durch die „Cafetería Clásico y Moderno“. Was als Werbegag bei einem Chinesen in Valencia begann, wird nun, so sind sich die Entwickler sicher, zur Lösung für Personalengpässe. Statt Spaniens Kellner besser zu bezahlen, die seit der Coronapandemie in wilden Haufen aus der prekären, weitgehend von der Arbeitsaufsicht „übersehenen“ Branche und vor ihren psychopathischen Chefs fliehen, setzen immer mehr Wirte Roboter ein. Die haben keine Gewerkschaft, werden nicht krank, halten insgesamt länger und notfalls auch 24 Stunden durch.

Und sie meckern nicht. Oder nur, wenn man sie so programmiert. Eine neue Dimension erreicht da „Cacahuete“, Erdnuss, wie der neue Kellner-Robotoer im Centro Comercial Lagoh in Sevilla heißt. Er arbeitet im Amazonia Wok und spricht die Gäste sogar an, wenn sie ihm aus dem Weg gehen sollen und er nimmt Bestellungen an, per Spracherkennung. Er fordert Streicheleinheiten oder wünscht dem Gast, den er aufdringlich „cariño“, „Liebling“ nennt, einen Guten Appetit.

Roboter-Kellner in einem Lokal in Spanien.
Roboter-Kellner Cacahuete (Erdnuss) im Einsatz in Spanien. © EFE

„Die Kinder stehen auf ihn“ und „die Erwachsenen machen Selfies“ freut sich das Personal, das noch keine Bedrohung in den Maschinen erkennen will. Dass sie nach und nach durch die Roboter ersetzt werden könnten, glauben sie nicht. Die Menschen wollten ja trotzdem den menschlichen Kontakt und „jemand“ müsse sie ja auch bedienen. Das macht im Amazonia Wok der Chef mit einer App von der Bar aus.

Vollautomatischer Barkeeper-Roboter in Spanien im Angebot: Wann kommt der Robocop für Zechpreller?

„Für die neue Gastronomie. Mache den Schritt, die Zeit ist reif“, wirbt zum Beispiel die Firma Dada-Robotics aus Madrid. Sie bietet die X-Bar feil, ein vollautomatischer Tresen, der nicht nur Bier zapft, sondern mit einem Roboterarm, der an die Fertigungsstrecken der Autoindustrie im Kleinformat erinnert, auch Cocktails mixt, nach den Vorgaben des Kunden über eine Smartphone-App.

Ob sich der X-Barkeeper auch den eintönigen Kummer der Gäste, die Prahlereien des Stammgastes anhört, dezent mal einen ausgibt oder Angetrunkene davon abhält, die Frau am Barhocker nebenan zu belästigen? Die Entwickler arbeiten daran. Denn nach der Funktionalität ist das nächst Ziel die „Humanisierung“ der Roboter, sowohl beim Handling als auch dem Erscheinungsbild. Solch ein Androide könnte sogar bald im Smoking und mit einem Lächeln durch die Lokale rollen und so die Akzeptanz erhöhen. Es fehlt dann nur noch der Polizisten-Roboter, der Robocop, der Zechpreller fängt oder gleich erschießt oder jene, die noch nicht völlig den Verstand verloren haben.

Zum Thema: Faire Löhne auf der Speisekarte: Lokal in Málaga wirbt mit Gesetzestreue.

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