Der Freibeuter Francis Drake plünderte im 16. Jahrhundert mit seiner Flotte Cádiz, brachte kein Gold, dafür 3.000 Flaschen Sherry nach Britannien. Für den Jerez war das langfristig ein gelungenes Marketing. Bei Shakespeare taucht er in vielen Werken auf. Italienische Geschäftsleute investierten in die andalusischen Weingüter, Franzosen schalteten sich in den Handel ein, spanische Könige mussten am Hofe den Konsum rationieren, so beliebt war der Wein.
Ab dem 17. Jahrhundert kauften sich dann immer mehr schottische, aber auch englische Familien ein – man denke nur an Sandeman oder Osborne –, die bei der britischen Regierung sogar die Absenkung der Zölle durchsetzen konnten. Die Herstellung war streng reglementiert, ein Gremio wachte darüber, verschlief aber den Wandel der Märkte und Geschmäcker.
Die Weingüter gingen im 19. Jahrhundert zu neuen Produktionsmethoden und längerer Lagerung über, allmählich entstand ein Sherry, wie wir ihn heute kennen und das Hinzusetzen von Alkohol wurde von der einstigen Konservierungsmethode, die ein schnelles „Kippen“ verhindern sollte, zum handwerklichen Instrumentarium und letztlich zum geschmacklichen Markenzeichen, ja, zur Kunst.
Die Reblaus vernichtete auch im Sherry-Land fast alle Bestände, amerikanische Sorten mit Resistenz gegen Schädlinge sorgten für Neuausrichtung. Die Briten waren nach wie vor vernarrt in den Wein und versuchten sogar ihn in Kolonien nachzubrauen. Doch die Winzer des Marco de Jerez wappneten sich, schon 1935 gab es einen weltweiten Herkunfts- und Markenschutz für Sherry. Er war der erste spanische Wein, der diese Denominación de Origen erhielt. Der logische nächste Schritt sollte die Anerkennung als Welterbe der Menschheit durch die Unesco sein, die seit 2018 betrieben wird und eigentlich längst überfällig wäre. Denn man spricht nicht mehr nur vom Sherry-Wein, sondern einer Sherry-Kultur, die eine Landschaft prägt, die mit ihren beeindruckenden historischen Bodegas und Weinhängen und Verkostungen zum Vorreiter des Weintourismus in ganz Spanien wurde.