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Neue AVE-Konkurrenz Iryo: Mit Italienern günstig durch Spanien fahren

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Von: Marco Schicker

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Iryo-Zug in Madrid
Mit dem Charme von Super-Mario: Mit der Marke Iryo machen die Italiener der Bahn in Spanien Konkurrenz. © Iryo

Die Iryo-Züge der Trenitalia starten Ende November auf der Strecke Madrid-Barcelona und wollen der spanischen Eisenbahn Renfe jeden dritten Kunden abjagen. Ab 2023 fahren die Billig-Flitzer auch nach Andalusien und an die Costa Blanca.

Madrid – Seit Freitag, 25. November, ist mit den Zügen der Marke Iryo der nächste Mitbewerber der staatlichen Eisenbahngesellschaft Renfe auf Schiene. Iryo ist ein Konsortium der Trenitalia mit der Fluggesellschaft Air Nostrum und Globalvia, das rund eine Milliarde Euro in die spanische Expansion investiert, davon allein fast 800 Millionen Euro in 20 komplett neue Züge des Typs ETR 1000 von Bombardier-Alstom, „die schnellsten, nachhaltigsten und leisesten Europas“, wie der Hersteller verspricht.

Zunächst werden im 30 Jahre jungen Ave-Netz der Renfe von Iryo 32 tägliche Verbindungen zwischen Madrid und Barcelona, der rentabelsten Bahnstrecke Spaniens, angeboten, wo auch bereits mit dem Ouigo (wer denkt sich nur solche Namen aus?) die französische Konkurrenz sowie die Renfe-eigene Billigmarke Avlo unterwegs sind. Entsprechende Kampfpreise zwischen 9 und 18 Euro bieten die Italiener jeweils zum Start an, um sich in Spanien zu etablieren.

Iryo statt AVE: Ab Dezember nach Valencia, im März nach Sevilla und Málaga, im Juni nach Alicante

Bereits am 16. Dezember 2022 startet der Iryo auch acht Mal am Tag von Madrid nach Valencia und genauso oft zurück. Erst am 31. März 2023 kommt auch Andalusien auf den Plan der Italiener, dann wird die Route Madrid-Córdoba-Sevilla mit je sechs Fahrten hin und zurück starten, je fünf Fahrten sind es zudem auf der Strecke Madrid-Córdoba-Málaga. Ab 2. Juni gibt es zwei Mal am Tag in jede Richtung das Angebot Madrid-Alicante. Für Reisende lohnt sich dann auch ein Blick auf die neuen Möglichkeiten über die angefahrenen Drehkreuze wie Albacete oder Antequera Santa Ana, von wo man z.B. gut nach Granada weiterkommt. Für die Sommermonate ist auch eine Verlängerung der Linie Madrid-Sevilla bis Cádiz am Atlantik geplant, aber noch nicht bestätigt.

Ein Zugführer steigt in den Hochgeschwindigkeitszug Ave im Bahnhof von Valencia.
Zugfahren in Spanien mit dem AVE - auch hier gibt es Ermäßigungen © Carlos Teixidor Cadenas, Wikimedia

Die Tickets für AVE, Ouigo, Avlo und Iryo werden von allen Anbietern quasi wie an der Börse nach Angebot und Nachfrage gehandelt, für Frühbucher, die sich über zwei Monate vor Antritt entscheiden, sind Fahrten um die 20 Euro machbar, häufig sind auch die Cercanía-S-Bahnen für die Fahrt zum und vom AVE-Bahnhof inkludiert.

Iryo hat groß Pläne und will binnen weniger Jahre 35 Prozent des Marktes im spanischen Hochgeschwindigkeitsnetz erobern und damit mindestens acht Millionen Passagiere pro Jahr. Das würde, so das Unternehmen, 2.600 Arbeitsplätze schaffen.

Profit vor Grundversorgung: Hochgeschwindigkeitsnetz in Spanien verdrängt kleinen Bahnverkehr

Die Liberalisierung des spanischen Eisenbahnmarktes, die nur unter vehementem Druck der EU durchgesetzt werden konnte, hat die durchschnittlichen Ticketpreise auf der Hauptstrecke Madrid-Barcelona fast halbiert, die Zahl der Passagiere hat sich binnen fünf Jahren vervierfacht. Doch das Projekt „Konkurrenz belebt das Geschäft“ hat auch Schattenseiten. Um mitzuhalten, investiert auch Renfe lieber in das umkämpfte AVE-Netzwerk als in Neben-Routen, so dass die spanische Staatsbahn ihrer eigentlichen Aufgabe einer Grundversorgung im öffentlichen Transport vor allem im ländlichen Raum nur sehr mäßig nachkommt.

Ave-Netz Spanien
Das AVE-Netz in Spanien (Stand: Dezember 2021). Grün: aktive Strecke, gelb: im Bau, rot: in Planung, blau: eingeschränkt aktiv. © HrAd/WikiCommons

Außerdem fehlen nach wie vor wichtige Verbindungen im Schienennetz, allen voran im „mediterranen Korridor“, wie eine direkte Verbindung zwischen Murcia bzw. Almería und Granada, um die Regionen Valencia und Andalusien endlich direkt zu verbinden, für Passagiere wie für Warentransporte. Für Freunde der Eisenbahn haben wir hier einige Tipps für Bahnfahrten in Spanien zusammengestellt, die nicht immer über Madrid laufen müssen. Renfe bzw. Adif, die Infrastrukturdivision, haben die epochale Investition der Connection zwischen Valencia und Andalucía nun für 2027 terminiert, was nicht heißen soll und wird, dass sie bis dahin auch funktioniert.

Buchungen für alle Iryo-Angebote, auch jene, die erst Mitte 2023 in Betrieb gehen, sind auf der Iryo-Webseite bereits möglich.

Zum Thema: Das Gegenteil vom AVE: Tren Al-Andalus, Sultan spielen in Renfes Luxuszügen.

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