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Málagas Todesstraße: Unfallschwerpunkt A-45 bei Antequera - Wieder zwei Tote bei Autounfall

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Von: Marco Schicker

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Unfall mit LKW bei Antequera.
Auch die Unfällen mit LKW nehmen rund um das künftige Logistikzentrum Antequera zu und forderten bereits auch Menschenleben. © Bomberos de Málaga/Diputación

Wieder gab es einen tödlichen Autounfall an der Landstraße A-45 bei Antequera. Diese Autovía de Málaga ist gut ausgebaut, aber auch eine berüchtigte Rennstrecke und ein „punto negro“, ein Unfallschwerpunkt. Woran liegt das?

Málaga/Antequera - Am Abend des Mittwoch, 30. November, starben bei einem Autounfall auf der A-45, der Autovía de Málaga, die von der Hauptstadt der Costa del Sol bis Córdoba führt, zwei Menschen, ein vierjähriges Kind wurde schwer verletzt. Wieder einmal, muss man sagen, denn die Landstraße durch die Montes de Málaga festigt ihren Ruf als führender „punto negro“ Andalusiens, als Unfallschwerpunkt. Der jüngste Unfall ereignete sich am Kilomter 116 der A-45, unweit von Villanueva de Cauche, einem winzigen Dörfchen, das zum Gemeindegebiet von Antequera gehört, auch wenn es rund 12 Kilometer entfernt dieser Stadt liegt.

Das Auto hatte sich gegen 22.45 Uhr laut Augenzeugen „mehrfach überschlagen“, eine externe Unfallursache konnten sie nicht ausmachen, was eine typische Charakteristik der schweren Unfälle der Gegend zu sein scheint. Auch die Guardia Civil geht „höchstwahrscheinlich von Ablenkung des Fahrers“ aus, was die Polizisten aus Lage und Status des gefundenen Handys schließen, die Untersuchung dauert aber noch an. Das vierjährige Kind liegt nun auf der Intensivstation, die Todesopfer sind seine 55-jährige Großmutter und deren 58-jähriger Lebensgefährte.

Viele Unfälle zwischen Málaga und Córdoba: Selbstüberschätzung auf bergiger „Rennstrecke“ A-45

Vor allem der Abschnitt der A-45 durch Antequera sowie bei Casabermeja und nochmals am Bahnkreuz Bobadilla gilt mittlerweile als „Todesstrecke“. Die Straße wird ebenso von vielen Málaga-Pendlern benutzt, die im Hinterland leben, ist aber auch von immer mehr Liefer- und Baufahrzeugen der boomenden Logistikparks frequentiert, am Wochenende kommen Ausflügler, im Sommer Badegäste aus Córdoba und Granada hinzu. Dieser Verkehr wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken, massive Investitionen in den Trockenhafen, puerto seco von Antequera und andere Investitionsprojekte im Umland sorgen für Bewegung.

Die eigentlich sehr gut ausgebaute, teils dreispurige Straße durch Málagas Berge und weiter in die Vega, die Hochebene von Antequera, verführt indes zum Rasen, kaum jemand hält sich an die maxmal erlaubten, aber meist auf 100 Stundenkilometer begrenzte zulässige Höchstgeschwindigkeit. Weitläufige, aber tüksich abschüssige Kurven führen zur Selbstüberschätzung und zum Unterschätzen der Schub- und Fliehkräfte, Whatsapp & Co. sind dann häufig der letzte Sargnagel.

Unfallauto bei Málaga
In diesem Auto starb 2021 eine 20-Jährige an der A-45 bei Antequera. © Guardia Civil Tráfico

Erst am 21. November 2022 starb eine 86-jährige Frau an der Ausfahrt der A-45 zur MA-6414 in Richtung Villanueva de Algaidas, ebenfalls bei Antequera, zwei Menschen wurden verletzt, darunter der Fahrer. Laut Unfallbericht „verließ das Fahrzeug aus ungeklärter Ursache die Fahrbahn und krachte gegen einen Metallpfosten“. Auch hier wurde Ablenkung bei gleichzeitig unangepasster Geschwindigkeit angenommen.

Tödliche Bilanz: Viele Unfälle auf Landstraße A-45 von Málaga ins Hinterland

Eine Woche zuvor, am 16. November, starb ein 75-jähriger Mann ebenfalls in Antequera, diesmal auf der A-7203, einem Abzweig der A-45 Richtung Granada. Auch hier handelte es sich um einen Abflug des Autos ohne ersichtlichen Fremdauslöser, auch hier wurde ein Hindernis am Straßenrand zur Todesfalle. Am 12. März überschlug sich ein Auto auf der A-45 nur drei Kilometer vom jüngsten Unfall, auch dabei starb der Fahrer, am 3. Septmeber wurden zwei Eltern und ihr Baby auf der A-92 (Sevilla-Granada) just am Kreuz mit der A-45 schwerst verletzt. Im Sommer kippten mehrere LkW in Straßengräben, im letzten September starb eine 20-Jährige beim Zusammenprall mit einem LKW auf der A-7283.

Vorsicht an der A-45 zwischen Málaga und Córdoba, vor allem zwischen Casabermeja, Antequera und Boabdilla:

Allein seit September 2022 gab es auf und um die A-45 sieben Tote bei Autounfällen, weitere vier Motorradfahrer ließen ihr Leben. Laut dem Automobilisten-Verband Automovilistas Europeos Asociados (AEA) finden sich in der Umgebung von Antequera sowie in der Gegend um Maro bei Nerja „die gefährlichsten Straßen Málagas und Andalusiens“. Das ist typische Autofahrersprache, denn Straßen an sich sind eigentlich selten gefährlich, es ist eher die Fahrweise, die Gefahren bringt, zumal gerade hier, wie geschildert, der bauliche Zustand, die Kapazität und die Signalarchitektur nicht als Ausreden für das erhöhte Unfallaufkommen geltend gemacht werden können. Fakt ist, dass die Zahl der Unfälle mit Schwerverletzten und Toten in den genannten Gebieten teils um das Zehnfache über dem nationalen Schnitt in Spanien liegen, was auch für den Kilometer 115 der N-331 gilt, bereits in der Provinz Córdoba gelgen, direkt neben, natürlich, der A-45.

Spaniens Polizei gegen Unfälle machtlos: Zu viele Straßen, zu viele undsiziplinierte Autofahrer

Die Guardia Civil betont anlassbezogen immer wieder, dass sie zwar verstärkt Kontrollen an Unfallschwerpunkten durchführt, um das Bewusstsein (oder sei es die Angst) der Autofahrer zu schärfen, sie aber unmöglich das gesamte Straßennetz überwachen könne. Konzentrations- und Kontrollverlust durch Ablenkung durch das Handy, Essen und Trinken oder noch aberwitzigere Stunts, Übermüdung und fast immer zu hohe, weil dem Verkehrsgeschehen, dem eigenen Können oder der Witterung nicht angepasste Geschwindigkeit, seien für 80 Prozent aller Unfälle und 90 Prozent der tödlichen Unfälle in Spanien verantwortlich. Dagegen helfen auch strengere Verkehrsregeln, Tempolimits und Geldbußen in Spanien kaum.

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