Drittens: In den Läden, die für die Touristen eröffnet wurden, gibt es Produkte aus dem Ort, dem Tal, der Umgebung, den Pyrenäen, keine Schneekugeln mit Flamenco-Tänzerinnen oder Fächer mit Stieren. Allein die Käse-Vielfalt rechtfertigt einen Großeinkauf vor der Rückkehr, von jung bis alt, mild bis kräftig, aus Schafs-, Kuh- und Ziegenmilch ist alles dabei. Auch für Schokolade ist der Kreis Ribagorza, zu dem Benasque gehört, berühmt, von Honig, Wurst und Wein ganz zu schweigen. Das Beste, was das Tal aber zu bieten hat, ist die Tomate Rosa de Barbastro. Vergessen Sie die Sorten Raff und Mutxamel, die rosafarbenen, großen, saftigen Tomaten sind die besten, die Sie je gegessen haben. Wenn Sie eine davon mitnehmen auf einen Ausflug und mittags am Ufer eines Flusses mit Brot, Olivenöl und Käse verspeisen, werden Sie nie wieder etwas anderes essen wollen – versprochen.
Genug von Benasque, bevor uns das Wasser im Mund zusammen läuft, heißt es, den Radius zu erweitern. Es gilt, Anquiles zu entdecken, nicht viel mehr als eine Ansammlung von Häusern, nur einen Spaziergang von Benasque entfernt. Die Gassen scheinen hier noch ein bisschen schmaler zu sein, die Häusermauern noch ein wenig dicker, die Jahreszahlen an den Fassaden noch ein bisschen älter. Die Petruskirche aus dem 17. Jahrhundert wacht über den ehemaligen Friedhof des Weilers, auf einer Mauer steht ein winziger Freiluft-Bücherverleih mit ein paar vergriffenen Lesestücken. Eine rührende Idee, idyllischer als Anquiles geht fast nicht.
Oder doch, nämlich in Cerler. Eine Serpentinenstraße führt in das mit 1.540 Metern höchstgelegene Dorf der aragonesischen Pyrenäen, im Winter läuft etwas außerhalb der Skilift heiß, doch das historische Zentrum will von all dem Trubel nichts wissen. Irgendeine gute Seele hat das Zuhause von Ratoncito Pérez, der spanischen Zahnfee in Form eines Mäuserichs, hierher verlegt und liebevoll einen Mini-Garten mit Mini-Tür und Mini-Briefkasten für ausgefallene Milchzähne angelegt. Die Kinder danken es mit Briefen und bemalten Steinen.
Auch in Cerler sind die Häuser aus dem 16. Jahrhundert beneidenswert gut gepflegt und mit leuchtenden Blumen auf den Fensterbänken geschmückt, die Touristen danken es den Bewohnern mit ehrfürchtigem Schweigen, wenn sie in ihrer Prozession durch die Gassen schlendern und Geschichte atmen. Wer seine Erinnerung noch mit einer letzten Momentaufnahme aus diesem unfassbar schönen Tal füttern will, setzt sich neben der Kirche aus dem elften Jahrhundert auf die Terrasse, bestellt eine caña und genießt die Aussicht auf die Berge, das Grün, das Wasser, das Tal in den Pyrenäen. Besser wird ein Bier nie wieder schmecken, besser wird die Seele selten wieder baumeln - versprochen!