Wegen des Streiks des Bordpersonals von Ryanair und Easyjet erreichten etliche Touristen ihr Urlaubsziel nicht oder nur verspätet. Von einem Zwischenfall kann man nicht sprechen, der Streik wird sich noch den ganzen Juli hinziehen – bei Ryanair sind es die Streiktage 12., 13., 14., 15., 18., 19., 20., 21., 25., 26., 27. und 28. Juli an den Flughäfen Madrid, Málaga, Sevilla, Alicante, Valencia, Barcelona, Girona, Santiago de Compostela, Ibiza und Palma de Mallorca, und das Easyjet-Personal streikt am 15., 16., 17., 29., 30. und 31. Juli an den Flughäfen Málaga, Barcelona und Palma de Mallorca.
Allgemein läuft der Flughafenbetrieb weniger rund als früher, weil es an Personal mangelt. So kommt es, dass mancher Tourist am Ziel seiner Träume ankommt, aber seine Koffer woanders Urlaub machen.
Auch schrammt die Rede vom ersten Urlaub ohne Pandemie an der Realität vorbei. Auflagen und Restriktionen gibt es in Spanien zwar keine mehr, aber der Verkaufshit wird diesen Sommer wohl weder der Mojito, noch das Joghurteis oder die Espadrilles-Sommerlatschen, sondern der Corona-Schnelltest werden. Vor einigen Apotheken stehen die Menschen Schlange, nach dem ersten Juli-Wochenende hatten manche Farmacias zwischenzeitlich keine Tests mehr.
Da kann man sich ausmalen, was im Herbst wieder auf die Bevölkerung zukommt. Derzeit liegt die 14-Tages-Inzidenz der Neuinfektionen der über 60-Jährigen jenseits der 1.000, die Stationen der Krankenhäuser sind zu acht Prozent mit Corona-Patienten belegt und die Intensivstationen um die fünf. Recht viel mehr weiß man nicht über die Infektionen, aber der Eindruck ist weit verbreitet, dass es sehr viele sind. Die siebte Welle nimmt in Spanien Fahrt auf und könnte durchaus in dieser Hochsaison eine Rolle spielen – oder tut dies schon, etwa, was längerfristige Buchungen oder Flugreisen betrifft. Trotz der enorm hohen Erwartungen der Reisebranche spricht der Präsident der Verbands der Hotels und Tourismusunterkünfte, Jorge Marichal, von „einem gewissen Abflauen“ der Sommer-Reservierungen in den vergangenen Wochen.
Seit Corona haben Nordeuropäer den Spanienurlaub mit dem Auto wiederentdeckt. Auch, was die Verkehrsbewegungen auf den Straßen betrifft, sollte es ein Rekordsommer werden, mindestens genauso gut oder noch besser wie 2019, als die Welt noch in Ordnung war. Zum Auftakt der Hochsaison machten sich 4,5 Millionen Spanier im Zeitraum von Freitagnachmittag bis Sonntagabend auf die Socken, Operación Salida nennt die Oberste Verkehrsbehörde (DGT) die Blechlawine, die meist aus dem Inland über die Madrider Autobahn an die Küste rollt. Hinzu kommen die Urlauber über die A-7 von Frankreich und Barcelona aus, also Katalanen, ausländische EU-Bürger und nordafrikanische Gastarbeiter, die im Rahmen der Operación Estrecho wieder so wie vor der Krise von Almería oder Algeciras aus mit der Fähre in ihre Heimatländer übersetzen.
Ob eine Notwendigkeit für die vielen Geschwindigkeitskontrollen besteht, sei mal dahingestellt. Viele Spanier sind der „slow motion“- Fahrweise verfallen, sie lassen sich von den rasant steigenden Spritkosten nicht über Gebühr „stressen“, und so bleibt die Tachonadel im zweistelligen Bereich kleben. Womit Urlauber im Juli und August rechnen müssen sind viele Verkehrskontrollen, insbesondere auf Alkohol und Drogen.
Eins sollte auch jedem Touristen klar sein: Die hohen Kosten für den Spanien-Urlaub überflügeln die Preise vor der Pandemie – manche schätzen um die 35 Prozent. Das scheint die Urlaubslust aber nicht trüben zu können. Wohl kürzen manche ihren Aufenthalt, anderen verzichten auf den ein oder anderen Luxus, niemand aber scheint am Urlaub selbst rütteln zu wollen – wohl auch, weil die miesen Aussichten für Herbst und Winter, was Corona, Ukraine und Rezession angehen, Lust machen, vorher eine schöne Zeit zu erleben.
„Das wird ein Sommer so wie früher“, versicherte der Staatssekretär für Tourismus, Fernando Valdés. 90 Prozent des ausländischen Tourismus aus der Zeit von vor Corona werde Spanien zurückgewinnen. Auch die Hoteliers freuen sich über volle Häuser, die Auslastungen der Unterkünfte lagen am ersten Wochenende der Hochsaison bei zwischen 85 und 90 Prozent. Das ganze Gastgewerbe klagt über die geringen Gewinnmargen, die mit Inflation zusammenschmelzen – und das Personal über Dumpinglöhne, Ausbeutung und unbezahlte Überstunden. Das ist in der Tat wie früher.