„Unverschämtes Verhalten“: Ryanair bestraft Passagiere, die sich während der Pandemie ihr Geld zurückholten

Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich manche Passagiere ihre Flugkosten über ihre Kreditkartenfirmen zurückgeholt. Diesen verweigert Ryanair nun die Beförderung.
Die Corona-Pandemie hat im Sommer 2020 bei vielen Reisenden Unsicherheit ausgelöst: Neben Reisewarnungen vonseiten der Bundesregierung mussten sich Touristen mit Einreise-Beschränkungen der Urlaubsländer auseinandersetzen. Daher haben sich einige entschieden, ihre bereits gebuchte Reise nicht anzutreten und verlangten ihr Geld zurück* – unter anderem auch von Ryanair. Für manche Passagiere hat dies aber nun Folgen.
Ryanair will Passagiere, die sich ihr Geld zurückholten, nicht mehr befördern
Weil Ryanair sich unter Berufung auf seine Geschäftsbedingungen weigerte, eine Rückerstattung der Flugkosten zu tätigen, holten sich manche Passagiere ihr Geld auf anderem Wege zurück – und zwar über die Kreditkarte. Diese Möglichkeit besteht bei manchen Kreditkartenfirmen, wenn die gebuchte Leistung nicht ausgeführt wurde. Nach Angaben der Betroffenen gab es nämlich vonseiten der Airline keine alternativen Angebote – zum Beispiel Gutscheine –, wie es bei anderen Fluggesellschaften der Fall war. Nun werden diese Passagiere aber von weiteren Ryanair-Flügen ausgeschlossen, wie moneysavingexpert.com berichtet.
Das Portal hatte nach eigenen Angaben Kontakt zu drei Betroffenen, die sich über ihre Kreditkarte Flugkosten im Wert von circa 470 Euro bis rund 740 Euro zurückgeholt hatten. Alle drei wollten ihre Reise aufgrund von Reisewarnungen vonseiten der Behörde für ihre Urlaubsziele nicht mehr antreten. Die Ryanair-Flüge hatten aber trotzdem stattgefunden.
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Nun buchten die Betroffenen in diesem Jahr erneut Flüge bei Ryanair. Erst beim Einchecken oder bei einer Änderung der Buchung erfuhren sie allerdings, dass die Airline ihnen die Beförderung verweigert. In zwei Fällen schaltete sich sogar die Betrugsabteilung von Ryanair ein, wie moneysavingexpert.com berichtet. Demnach würde die Sperre erst wieder aufgehoben werden, wenn die Kunden ihre alten Rechnungen begleichen. Dafür bot Ryanair eine Rückerstattung der Kosten für die diesjährigen Flüge an, sollte der Aufforderung nicht gefolgt werden. In mindestens einem Fall hätte das allerdings für die Betroffenen bedeutet, aufgrund bereits gebuchter Hotels, Mietwagen oder Covid-19-Testungen viel Geld zu verlieren.
„Das ist ein unverschämtes Verhalten von Ryanair“, findet jedoch Guy Anker von moneysavingexpert.com. „Manche mögen Mitleid mit der Fluggesellschaft haben, da sie die Kosten für die ursprünglich durchgeführten Flüge, die die Passagiere nicht in Anspruch nehmen wollten, übernommen hat. Die Art und Weise, wie sie die Urlauber danach behandelt hat, hat jedoch jegliches Mitgefühl aufgebraucht.“ Juristisch gesehen bewegt sich Ryanair mit seinem Vorgehen in einer Grauzone, wie das Portal berichtet. Die britische Wettbewerbsbehörde hat in der vergangenen Woche bereits die Ermittlungen gegen die Airline eingestellt, da die Gesetzeslage nicht eindeutig ist.
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Flugsperre für Passagiere: Ryanair nimmt Stellung
Ryanair sieht sich bei diesen Fällen im Recht – ausschlaggebender Punkt ist, dass es sich um nicht erstattungsfähige Tickets zu Flügen gehandelt habe, die durchgeführt wurden: „Es gibt eine kleine Minderheit von Passagieren, die nicht erstattungsfähige Tickets auf Ryanair-Flügen gekauft haben, sich dann aber entschieden haben, nicht zu reisen und anschließend unrechtmäßig Rückbuchungen über ihr Kreditkartenunternehmen abgewickelt haben, obwohl die Flüge während Covid-19 wie geplant durchgeführt wurden“, zitiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) die Airline. Betroffen seien weniger als 850 Fluggäste der Airline. Diese müssten ihre ausstehenden Schulden begleichen, um in Zukunft wieder mitfliegen zu dürfen. (fk) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.