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Gefahr beim Baden im Spanien-Urlaub: Unfälle an Stränden und Pools

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Von: Stefan Wieczorek

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Andalusien, Costa Blanca oder Mallorca melden bereits vor dem Sommer-Start 2022 tragische Badeunfälle. Rettungsschwimmer warnen Touristen und geben Tipps. Ein Überblick mit Kommentar.

Málaga - Welches Element, wenn nicht das Wasser, macht den Spanien-Urlaub zur reinen Lebensfreude? Überwältigend ist bereits bei der Anreise an die Costa Blanca, Costa Cálida oder Costa del Sol der erste Anblick vom Meer am Horizont. Unwiderstehlich ist das Eintauchen ins kühle Nass nach dem Kofferschleppen und Ankommen in der Ferienbleibe an der Mittelmeerküste. Aber Vorsicht. Ob Pool oder Strände: Das Baden birgt auch große Gefahren und kann – ausgerechnet im Urlaubsparadies – Schrecken anrichten oder sogar eine Tragödie. Zu bösen Unfällen kam es zuletzt mehrfach, und das schon vor dem Start der Sommersaison. Manches Mal entronnen badende Menschen nur knapp dem Tod. Und leider kam bei einigen Badeunfällen jede Hilfe zu spät.

Spanien: Gefahr beim Baden - Unfälle in Pools und an Stränden

Nehmen wir den Ort Aigües an der Costa Blanca. Es war nur eine Sekunde, in der ein kleines Kind in den Pool einer privaten Anlage fiel. Dass der 19-monatige Kleine hinfiel und sich an irgendetwas stieß, war bisher Familienalltag und kein Drama gewesen. Aber dieser Unfall beendete sein sehr kurzes Leben. Sehr wenige Augenblicke unter Wasser reichen, um ein Kind zum Ertrinken zu bringen. So auch hier: Wiederbelebungsmaßnahmen konnten dem Jungen nicht mehr helfen. Rettungsschwimmer waren keine am Pool gewesen. Hatten die Eltern nicht genug aufgepasst? Das müssten Experten entscheiden. Sicher ist, dass es regelmäßig zu Badeunfällen und großer Gefahr mit dem Wasser kommt, auch wenn Erwachsene meinen, ihr Kind gut im Auge zu haben.

Auf lebensgefährliche Situationen beim Baden im Meer oder Pool weisen Rettungsschwimmer auch an Spaniens Küsten immer wieder hin. Doch selbst die Anwesenheit von Badewächtern bietet nicht immer eine hundertprozentige Sicherheit vor tragischen Unfällen. Siehe Málaga in Andalusien diesen Tagen. Dort geriet ein zehnjähriges Kind im Pool eines Clubhauses in Bedrängnis. Das bemerkte aber angesichts des regen Trubels am Wasser – und einer Party auf dem Gelände – niemand, selbst der Rettungsschwimmer nicht. Niemand außer eines Polizisten in zivil, der sich zufällig am Becken aufhielt. Er erblickte den mitten im Pool Strauchelnden, sprang hinein und holte das Kind heraus, das mit dem Schrecken davonkam.

Aus Spanien-Urlaub wird Horror: Bei Rettung selbst verunglückt

Keinen solchen Schutzengel hatte auf Mallorca vergangenes Wochenende ein sechsjähriges Kind aus Nordirland. Die Familie verbrachte einige Tage in San Llorenç des Cardassar. Die Eltern verloren das Kind in der Hotel-Anlage nur kurz aus den Augen. Was für ein Schock, als sie dessen regungslosen Körper an der Wasseroberfläche treibend erblickten. Alle Wiederbelebungsversuche waren vergeblich. Aus dem Spanien-Urlaub wurde die schlimmste aller denkbaren Eltern-Erfahrungen. Ja, auch Menschen, die eigentlich gut schwimmen, können – gerade, wenn die Urlaubslaune überhandnimmt – im Wasser leicht in Not kommen und Badeunfälle erleiden. Darauf wird zur Hochsaison an Spaniens Küsten immer wieder hingewiesen.

„Wenn es zu Gefahr kommt, nie gegen den Strom anschwimmen. Das einzige, was du dadurch erreichst, ist, müde und noch nervöser zu werden.“

Nuria Rodríguez, Rettungsschwimmerin aus Spanien

Und zwar nicht nur im Bezug auf badende Kinder. Was den Bereich Pool angeht, starb just in diesen Tagen ein 57-Jähriger im Schwimmbecken eines Campings im nordspanischen O Grove. Ein warnendes Beispiel im Bereich Meer dagegen sind die tragischen Unfälle an der Costa Blanca Ende Mai. In nur einer Woche starben zwei Männer in ihren 40ern und bei bester Gesundheit. Beide hatten sich in die Wogen gestürzt, um Leben zu retten. An der Playa Moncayo in Guardamar war es die Partnerin, die plötzlich von tückischen Strömungen erfasst wurde. Bei der Rettungsaktion wurde aber der Mann selbst erfasst, verschluckte sich am Wasser und konnte nicht wiederbelebt werden.

Keine Rettungsschwimmer: Ins Wasser immer „Schritt für Schritt“

In El Campello dagegen sprang ein 45-Jähriger ins Wasser, weil ein Kind drauf und dran war, zu ertrinken. Auch hier gelang die Rettung, allerdings bezahlte sie der Mann mit dem eigenen Leben. Die Rettungskräfte waren machtlos. Es waren Tage mit besonders starken und heimtückischen Strömungen, erklärten die beiden Gemeinden an der Costa Blanca. Zudem standen an den Stränden noch keine Rettungsschwimmer bereit. In vielen Orten begannen sie ihren Dienst erst Anfang Juni oder tun es erst noch Mitte des Monats. Daher sahen sich einige Rathäuser der Küste dazu gezwungen, vom Baden im Meer vorerst gänzlich abzuraten.

An einem Strand schüttet ein Kind Wasser aus einem Eimer auf einen sitzenden Erwachsenen.
Spaniens volle Strände, schon vor Sommer-Start 2022: Kinder sollten am Meer und Pool nicht aus den Augen verloren werden. © David Revenga

So oder so: Unbedingt müssen die Anweisungen und Warnungen an Pools und Stränden ernst genommen werden. Das sei die Regel eins fürs sicheres Baden, meint etwa die Rettungsschwimmer-Vorsitzende Nuria Rodríguez in „La Voz de Galicia“. Ferner sei bei jeder kritischen Situation sogleich der Notruf 112 zu wählen. Weitere Tipps: „Sich Schritt für Schritt ins Wasser begeben, um starke Temperaturwechsel zu vermeiden“, so Rodríguez. Ein üppiges Essen sollte bereits gut verdaut sein. „Wenn es zu Gefahr kommt, nie gegen den Strom anschwimmen. Das einzige, was du dadurch erreichst, ist, müde und noch nervöser zu werden.“ Vielmehr solle man sich von der Strömung treiben lassen und in Ruhe Hilfesignale senden.

Matratzen und Co.: Gefährliche Spielzeuge im Meer

Man könne auch parallel zur Küste schwimmen, erklärt die Rettungsschwimmerin aus Spanien. Sowieso sollten man beim Baden im Meer oder im Pool nicht allein sein, und selbst erfahrene Schwimmer, die sich von der Küste weiter entfernen, eine Signalboje dabeihaben. Bei Kindern seien aufblasbare Matratzen und dergleichen beim Baden im Meer eine große Gefahr im Wasser. „Wir werden nicht müde, diese Normen zu wiederholen, aber die Leute hören einfach nicht“, bedauert Rodríguez. Auch im valencianischen Canet d’en Berenguer hatte zuletzt eine Familie das absolute Badeverbot am Küstenabschnitt missachtet, vielleicht um den ruhigen Strand für sich zu haben.

Doch urplötzlich geschah es: Die rumänische Mutter und ihre zwei Kinder rutschten im Meer badend ab. Sie hatten nicht gesehen, dass der Grund an einer Stelle ein vier Meter tiefes Loch aufwies. Die Mutter schnappte noch das ältere Kind. Das jüngere, sechs Jahre alt, wurde fortgerissen. Später fand man es, 15 Meter weiter, leblos am Grund. Zum Verhängnis wurde die mangelnde Erfahrung mit der Beschaffenheit der Küste vor wenigen Tagen auch für einen 19-Jährigen im Urlaubs-Paradies Nerja in Andalusien. Dort ist die Klippe auf dem Strand Playa de Burriana als „Tarzans-Gipfel“ bekannt. Unzählige vor allem junge Menschen stürzen sich lachend die Mutprobe am Meer herab.

Fast immer geht der fünf bis zu zehn Meter tiefe Sprung gut. Aber ausgerechnet dieses eine Mal misslang er. Fatal prallte der junge Mensch unten auf, sein Körper wurde vom Meer in eine schwer zugängliche Bucht gespült. Keiner der eingetroffenen Sanitäter konnte seinen viel zu frühen Tod verhindern. Statistisch gesehen sind all das seltene Fälle, aber vergessen sollte man auch beim Baden an der Traumküste nicht, dass man hier noch nicht im Paradies angelangt ist.

Eine Frau springt von den Klippen in einen kleinen See.
Spanien springt in die Hochsaison: Im Urlaub sollte bei allem traumhaften Flair achtsam abgeschaltet werden. © David Revenga

Kommentar: Aufmerksam abschalten

Zwar läuft an unserer Küste noch der Countdown für den großen Sprung in die Hochsaison. Aber längst haben sich viele Menschen ins kühlende Wasser ihrer Pools oder Lieblingsplayas gestürzt. Und das in einigen Fällen leider mit tragischen Folgen und ersten tödlichen Badeunfällen. Für Menschen ganz verschiedenen Alters – kleine und größere Kinder, jüngere und ältere Erwachsene – wurde die erholsame Abkühlung zum Ende ihres Lebens. Nie hatten sie oder ihre Begleiter wohl ernsthaft daran gedacht, dass eine solche Tragödie ausgerechnet sie treffen könnte. Doch so selten tödliche Badeunfälle statistisch sind: Sie sind eine ernsthafte Gefahr für jeden von uns. So gut wie jeder kann von einer selbst erlebten, lebensgefährlichen Situation mit dem Wasser erzählen. Rettungsschwimmer mahnen daher auch dieses Jahr: Unbedingt seien Baderegeln – Flaggen am Strand etwa – zu beachten und riskante Aktionen zu vermeiden. Wichtig ist aber auch ein wacher Geist, selbst im Urlaub. Denn die Wahrheit ist: Wir leben in der Zeit des ständigen Abgelenktwerdens, allem voran durch das Handy. Leider trifft das auch auf manche Strandwächter zu. Deshalb darf man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Gerade am Wasser sollte alles, was ablenkt, ausgeschaltet und stattdessen ein achtsames Abschalten praktiziert werden. Nicht nur, weil es Geist und Seele gut tut, sondern, weil es am Strand und am Pool Leben retten kann.

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