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Familienurlaub in Spanien: Psychologin gibt Tipps für den perfekten Urlaub

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Von: Daniela Schlicht, Susanne Eckert

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Eine Familie geht gemeinsam ein kulturelles Gebäude besichtigen
Beim Urlaub in der Familie kann es schnell zu Streit kommen. © Ángel García

Der langersehnte Familienurlaub in Spanien kann schnell im Streit enden. Psychologin Luisina Daives gibt Tipps für einen perfekten Urlaub und erklärt, warum kleine Krisen ganz gut sind.

Alicante – Endlich Familienurlaub in Spanien! Da hat man sich den Urlaub mit seiner Familie vorher monatelang in den schönsten Farben ausgemalt und sich vielleicht für einen der familienfreundlichen Strände an der Costa Blanca entschieden, dann das: Es gibt immer wieder Zoff, Unzufriedenheit, Spannungen und Streit. „Ein Familienurlaub birgt viel Konfliktpotential“, erklärt die spanische Psychologin Luisina Daives. „Doch es gibt einige Tipps, die Situation zu entschärfen“, sodass der gemeinsame Urlaub letztendlich doch noch richtig perfekt verlaufen kann und mit schönen Erlebnissen sowie Erinnerungen endet. Wahrheit birgt der Spruch „Jedem Menschen Recht getan ist eine Kunst die niemand kann“, dennoch sollte niemand in der Familie mit seinen Wünschen und Sehnsüchten auf der Strecke bleiben. Wie das geht, lesen Sie selbst.

Familienurlaub in Spanien - Tipp: Schon vor der Abfahrt Vorstellungen einbringen

Damit der Familienurlaub im beispielsweise Urlaubsland Spanien gelingt, muss, so der Tipp der Psychologin Luisina Daives, ein Teil der Arbeit bereits vor der Abfahrt getan werden. Jedes Familienmitglied sollte schon zuhause seine Vorstellungen einbringen. Und die Familie sollte das Angebot am Ferienort checken und gemeinsam erste Pläne schmieden, die die Wünsche eines jeden berücksichtigen. „Man muss realistisch sein und seine Ansprüche herunterschrauben“, rät die Psychologin. „Ein Familienurlaub ist nicht ständig Friede, Freude, Eierkuchen, und es wird sich nicht alles um einen selbst drehen.“ Konflikte seien nicht nur normal sondern sogar langfristig für den Familienzusammenhalt förderlich.

„Daheim haben alle ihre Routine und jeder hat eine gewisse Unabhängigkeit. Im Spanien-Urlaub lebt man plötzlich auf engem Raum, ist ständig zusammen und muss sich über alles absprechen – von der Tageseinteilung über Freizeitaktivitäten bis hin zum Essen.“ Der Familienurlaub sei deshalb ein gutes Übungsfeld für Groß und Klein. „Hier kann man lernen, wie man Konflikte im Gespräch mit Respekt und Toleranz löst.“

Perfekter Urlaub - Tipp: Jeder in der Familie wird angehört

Für einen perfekten Urlaub in beispielsweise Spanien - so der nächste Tipp - sollte jeder – von den Eltern über die Jugendlichen bis hin zu den Kleinsten der Familie – angehört und Wünsche irgend möglich berücksichtigt werden. Keiner darf das Gefühl haben, er werde ständig übergangen. „Auch die Eltern müssen flexibel sein, was etwa Bettzeiten oder das Aufstehen anbelangt. Oder wenn die Kinder mal im McDonald‘s essen wollen“, fordert die Expertin für Jugendpsychologie. „Aber es muss alles im Gleichgewicht bleiben. Man kann auch nicht denn ganzen Tag auf dem Sofa liegen und Tiktok gucken.“ Und wenn die Kinder dann sauer oder gelangweilt sind? „Solche Momente dienen ebenfalls der Persönlichkeitsentwicklung“, versichert die Psychologin. „Man kann nicht immer im Mittelpunkt stehen, muss auch mal Frust aushalten und auf seinen Moment warten. Wenn man das nicht als Kind oder Jugendlicher lernt, bekommt man ernste Probleme als Erwachsener.“

Gerade Patchwork-Familien haben im gemeinsamen Familienurlaub häufig Schwierigkeiten, was den sogenanntenn wünschenswerten perfekten Urlaub, von dem alle träumen, in weiter Ferne rückt. Ihnen falle es oft schwer, Konflikte auszuhalten, meint die Psychologin. „Weil die erste Familie kaputt gegangen ist, haben Kinder und Eltern manchmal Angst, das könnte wieder passieren. Doch man muss sich bewusst machen – beziehungsweise den Kindern erklären – dass Meinungsverschiedenheiten normal sind und man sie in der Regel lösen kann. Sie sind kein Anzeichen dafür, dass die neue Familie nicht funktioniert.“

Scheidung nach dem gemeinsamen Urlaub - ist das was dran?

Angeblich wird aber doch jede dritte Scheidung nach dem Urlaub eingereicht? Was ist da dran? „Es stimmt schon, dass sich einige Paare nach dem Urlaub trennen“, räumt die Psychologin aus Spanien ein. „Doch diese Beziehungen waren schon vorher kaputt. Der Alltag hatte die Risse übertüncht. Aber im Urlaub kamen sie dann ans Licht.“

Eltern müssten also die Zügel im Familienurlaub etwas lockerer lassen – ohne sie jedoch ganz aus der Hand zu geben. Sie sollten mit den Kindern auf Augenhöhe verhandeln und die Absprachen dann einhalten und mit gutem Beispiel vorangehen. „Kinder und Jugendliche lernen viel mehr durch Vorbilder als durch schöne Worte“, sagt Daives. „Wer ständig aufs Smartphone schaut, braucht sich nicht wundern, wenn sie es nachtun.“ Attraktive Alternativen zum Medienkonsum locken die Kinder am ehesten aus dem Haus: am Strand Sandburgen bauen, einen Spaziergang durch die Natur machen, zusammen etwas spielen, Sport treiben oder etwas kochen, einen Wasserpark besuchen...

Für den perfekten Urlaub muss man sich Nischen zur Erholung schaffen

Für den perfekten Urlaub sollten auch die Erwachsenen sich Nischen zur Erholung schaffen. Ein Patentrezept gibt es allerdings nicht. Trotz gutgemeinten Tipps, jeder Mensch ist nun einmal anders und führt ein anderes Leben. Psychologen raten Stressgeplagten deshalb oft, ein Kontrastprogramm zum Alltag zu kreieren. Wer bei der Arbeit sitzt, sollte sich bewegen. Wer im Büro am Computer arbeitet, sollte in die Natur gehen. Und wer ständig auf viele andere Menschen eingehen muss, sollte etwas Ruhe suchen. Außerdem muss man etwas Geduld mitbringen. Erholung ist ein Prozess, in dem sich Körper und Geist langsam regenerieren. Es dauert also einige Tage, bis der Effekt eintritt. Weitere hilfreiche Tipps, wie man einen Spanien-Urlaub in Ruhe erleben kann, gibt es vom Mindfulness-Experten.

Wichtig ist dabei, dass man völlig abschaltet. „Viele Menschen arbeiten zur Zeit in Spanien im Home-Office“, sagt Daives. „Einige kommen hier an die Küste und sitzen täglich stundenlang am Computer.“ Das dürfe man nicht mit Urlaub verwechseln. „Wer sich erholen möchte, muss die Arbeit mindestens ein paar Tage lang völlig vergessen.“ Carmen Binnewies, Professorin für Arbeitspsychologie am Institut für Psychologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, untersuchte die Rolle von Kommunikationsmedien im Urlaub und fand heraus: Je mehr die Befragten E-Mails geschrieben und Nachrichtendienste benutzt haben, desto weniger konnten sie abschalten. Deshalb lautet der Tipp von Binnewies, das Smartphone zu Hause zu lassen und nicht einmal mit Arbeitskollegen oder Freunden Kontakt zu halten.

Weniger Smartphone, dafür mehr Familienurlaub

Weniger Smartphone, mehr Familienurlaub - dafür ist auch die Psychologin Daives, allerdings würde sie nicht so weit gehen, private Kontakte und Aktivitäten völlig zu unterlassen. „Es sollte Momente geben, in denen man das Smartphone benutzt und andere, in denen es alle in die Tasche stecken und sich anderen Aktivitäten widmen“, sagt sie. Wichtig sei, das Leben im Familienurlaub oder Urlaub allgemein, entspannt anzugehen, den Tag - auch wenn Spanien viel zu bieten hat - nicht mit Aktivitäten zu überfrachten und auch mal über die Stränge zu schlagen – aber nicht täglich. „Man sollte auch in den Ferien die Mehrheit der Tage auf gesundes Essen achten, seinen Alkoholkonsum im Auge haben und einen gewissen Tagesablauf einhalten.“

Es sei gut, gemeinsam Zeit zu verbringen, aber auch gewisse Freiräume zu erhalten. „So können Paare mit kleinen Kindern sich bei der Betreuung abwechseln, so dass der eine mal Ausruhen oder etwas unternehmen kann. Viele Rathäuser bieten jetzt zum Beispiel gratis Frühsport am Strand an.“

Familienurlaub und Spanien, adiós! - Tipps gegen den Alltagsstress Zuhause

Es hat doch geklappt, der tolle Familienurlaub in Spanien ist wie im Flug vergangen aber zuhause hat einen sofort der Alltagstress wieder? Dem kann man mit einigen Tipps entgegenwirken. Zunächst sollte man schon im Urlaub so viele bleibende Erinnerungen wie möglich schaffen. Psychologen haben herausgefunden, dass man sich vor allem an Erlebnisse erinnert, die neu für einen waren und bei denen man etwas gelernt hat. Deshalb sollte man neben Entspannungs- auch Erlebnistage einplanen. Je nach Temperament kann man etwa einen Jetski-Ausflug wagen oder einen Mediterranen Garten besuchen. Tipps gibt es in den Touristeninformationen im Urlaubsort.

Eine Familie isst gemeinsam bei einem Ausflug im Urlaub
Das Essen mit und in der Familie bewusst geniessen © Ángel García

Sinnvoll ist auch ein kleines Reisetagebuch zu führen. Was hat mir heute besonders gut gefallen, in welcher Situation fühlte ich mich super entspannt, wohin ging eigentlich unser heutiger Bootsausflug und wie hieß noch einmal das ortstypische Gericht oder Tapa in der Benidormer Altstadt oder in Dénia, Jávea, Calp, Murcia oder Málaga, das so toll schmeckte? Zuhause angekommen kann man dann diese Erinnerungen aufleben lassen, mit den Reisegefährten spanische Musik auflegen, die Notizen lesen, die Fotos ansehen – und vielleicht sogar das tolle Gericht nachkochen oder eine Sangría zusammenbrauen und so etwas Urlaubsflair in einen grauen Frühherbsttag bringen.

Achtsamkeit für die ganze Familie

Achtsamkeit für die ganze Familie oder Mindfulness ist ein Weg zu Ruhe und Entspannung, den viele Psychologen empfehlen. Es geht darum, das sich ewig drehende Rad der Gedanken anzuhalten, indem man sich auf das hier und jetzt konzentriert. Dafür muss man kein tibetanischer Mönch sein, und einige Übungen machen mit der ganzen Familie richtig Spaß.

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