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Garten in Spanien: Tipps für den eigenen Kompost aus Biomüll

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Von: Anne Thesing

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Vom Biomüll zum Nährstofflieferanten für den eigenen Garten in Spanien: Was beim Anlegen eines Kompost-Haufens beachtet werden sollte.

Beim Thema Mülltrennung ist das kleine Dorf Orba im Norden der Provinz Alicante ein Vorzeigedorf in Spanien, macht es doch immer wieder Schlagzeilen mit seinen Recycling-Innovationen. 2018 war es die erste Gemeinde im Land Valencia, die einen Abholdienst für Recyclingabfälle einführte und die Sammelmüllcontainer von den Straßen verbannte. Seit knapp zwei Jahren ist Orba eine der 20 Gemeinden, die an einem Projekt der Provinzverwaltung zur Herstellung von Kompost aus Biomüll teilnehmen, der für die örtlichen Garten-Anlagen genutzt wird. Im Januar dieses Jahres folgte dann der nächste Schritt: Das Rathaus begann, Bürger bei der Herstellung ihres Haushalt-Komposts für den eigenen Garten zu unterstützen.

„Ein Teil des Bioabfalls, den wir produzieren, geht so gar nicht erst raus aus unserem Dorf“, sagt Orbas Sachverständige für Abfall, Neus Donet, und fährt uns zu dem etwas außerhalb gelegenen „Punto Verde“, an dem der „gemeinschaftliche Kompost“, also der für die öffentlichen Garten-Anlagen, produziert wird. Große Haufen mit von Gartenbesitzern frisch angelieferten auf der einen und schon zerkleinerten Grünabfällen auf der anderen Seite liegen hier, am Rand des Grundstücks reihen sich mehrere Kompostbehälter, in denen Biomüll in verschiedenen Stadien zersetzt wird. Es ist nur ein Teil des organischen Mülls aus Orbas braunen Tonnen, der hier zu Kompost verarbeitet wird – die gesamte Menge des Biomülls würde den örtlichen Kompostbedarf dieses Dorfes in Spanien überschreiten.

Kompost im eigenen Garten: Dorf in Spanien unterstützt seine Bürger

Der andere Teil aus den braunen Tonnen, die spätestens 2024 in allen Gemeinden in ganz Spanien Pflicht sind, landet in einer industriellen Kompostanlage. Oder er kommt im Idealfall erst gar nicht in die braune Tonne, sondern zersetzt sich direkt im eigenen Garten. Denn was hier, am „Punto Verde“, in etwas größerem Stil geschieht, unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von dem, was Orba seinen Bürgern für zuhause empfiehlt. „Über 70 Familien haben sich bisher für das Programm der Haushalt-Kompostherstellung für den eigenen Bedarf angemeldet“, sagt Donet. Vom Rathaus bekommen sie den Kompostbehälter gestellt, ein Infoblatt und, das Wichtigste, eine Kontaktperson für alle Fragen und Probleme. Letztere hat nicht jeder an der Hand, daher hier einige Tipps für die Herstellung des eigenen Komposts.

„Kompostieren heißt, beste Lebensbedingungen für die sauerstoffliebenden Kleinlebewesen schaffen. Nur durch ihre Hilfe ist eine geruchslose Verrottung der organischen Abfälle möglich“, heißt es in der sogenannten Kompostfibel des deutschen Bundesumweltamts. Kompostieren ist also ein biologischer Prozess und - richtig – Kompost stinkt nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sich, sei es in Deutschland oder in Spanien, auch im eigenen Garten an die Kompostregeln hält – und die (Über-)Lebensbedingungen der Mikroorganismen berücksichtigt.

Schattiger Platz im Garten: Kompost in Spanien vor zu viel Hitze schützen

Kompost braucht „Feuchtigkeit, damit die zersetzenden Lebewesen gedeihen können, und Sauerstoff, damit kein schlechter Geruch entsteht“, informiert Orbas Rathaus. Dazu kommen Wärme sowie natürlich die Nährstoffe aus dem Ausgangsmaterial. Optimale Bedingungen fürs Kompostieren beginnen schon beim Standort. Windgeschützt und, gerade im heißen Spanien wichtig, bei Hitze möglichst schattig sollte der Kompostbehälter stehen, den man für seinen eigenen Garten auch selbst herstellen kann, indem man Holzpfähle in den Boden rammt und an den Seiten Bretter befestigt, zwischen denen je ein bis drei Zentimeter Zwischenraum für die Durchlüftung gelassen werden müssen. Es gibt aber auch fertige Komposter im Baumarkt, entweder aus Holz oder aus Kunststoff.

Auf jeden Fall sollte der Behälter unten offen sein, also nicht auf Beton oder Asphalt, sondern auf Erde gesetzt werden, damit die nützlichen Lebewesen reinkommen. Gegen die weniger nützlichen Nager kann ein Hasendraht am Boden befestigt werden. Wenn im Garten Platz für mehrere Behälter ist, umso besser. So kann der Kompost entweder zwischendurch umgesetzt werden – was aber laut Neus Donet beim eigenen Kompost zuhause nicht unbedingt nötig ist – oder es kann, während eine Kompostmasse weiter fortgeschritten ist, schon die nächste angesetzt werden.

Befeuchten: Kompost in Spanien vor Trockenheit schützen

Beim Stichwort Feuchtigkeit ist gerade in Spanien zu beachten, dass, wenn es längere Zeit nicht regnet „und trotzdem viele Garten-Abfälle kompostiert werden sollen, das gesamte Material gut angefeuchtet werden muss“, sagt die Kompostfibel. Wenn es dagegen zu nass ist, sollte der Kompost abgedeckt werden, damit keine Fäulnisprozesse in Gang kommen. Er sollte generell nicht nasser als ein ausgedrückter Schwamm sein.

Faul wird der Kompost auch, wenn er nicht atmen kann, denn die aeroben Mikroorganismen brauchen Sauerstoff. Er muss also gut durchlüftet werden. Wofür der Behälter mit seinen luftdurchlässigen Wänden, die Größe des Komposthaufens – maximal zwei Meter breit und 1,5 Meter hoch –, aber auch die Kompost-„Zutaten“ eine Rolle spielen. So sei das sogenannte Strukturmaterial unverzichtbar, betont Neus Donet und zeigt auf die Haufen von kleingeschredderten Gartenabfällen, die sich am Punto Verde aneinanderreihen und die das Rathaus auch den privaten Kompostierern zur Verfügung stellt. Aber natürlich kann auch jeder seinen eigenen Baum- und Heckenschnitt aus dem Garten mit einer Gartenschere oder einem Häckselgerät zerkleinern, auch trockenes Laub ist geeignet. Wer kein eigenes Strukturmaterial herstellen kann, könnte in Spanien bei einem Punto Verde oder einer Verwertungsanlage nachfragen.

Eine Frau mit Maske öffnet einen Kompostbehälter mit fast fertigem Kompost und schaut hinein.
Ein kleines Dorf in Spanien macht es vor: Orba produziert Kompost für seine Garten-Anlagen. © Anne Thesing

Garten in Spanien: Das darf in den Kompost

Und was darf noch in den Haushalts-Kompost? „So gut wie alles, was an Verrottbarem im Garten und Haushalt anfällt“, sagt die Kompostfibel. Hier eine kleine Liste, die sich unter anderem an den Vorgaben orientiert, die Orbas Rathaus seinen Bürgern an die Hand gibt:

Garten in Spanien - nur in Maßen für den Kompost geeignet:

Garten in Spanien - nicht geeignet für den Kompost:

Es gibt auch organische Abfälle, die zwar in die braune Tonne dürfen, aber nicht für den Kompost empfehlenswert sind. Welche Abfälle auf keinen Fall auf den Kompost gehören, erklärt 24garten.de. So machen „Knochen und Muschelschalen keinen Sinn“, sagt Neus Donet. Der Grund: Sie sind zu hart und brauchen mehr Zeit zum Zersetzen.

Auf keinen Fall dürfen laut deutscher Kompostfibel folgende Reste in den Kompost:

Kompost im Garten in Spanien: Die Mischung macht‘s

Ob Pflanzenreste oder Küchenabfälle: Wichtig ist beim Komposthaufen auch in Spanien die Mischung. Je vielfältiger, umso besser verläuft der Rotteprozess. Auch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kohlen- und Stickstoff, also zwischen holzigem und frischem Material, ist wichtig, genauso wie grobe und feine, harte und weiche Stoffe locker gemischt werden sollten. Also nie nur ein Material in den Kompostbehälter geben. Zudem sollte das Material immer großflächig aufgetragen werden. Möglich ist auch, zu Anfang einige Schaufeln mit fertigem Kompost oder Garten-Erde unterzumischen, so sollte der Rotteprozess schon nach wenigen Tagen in Gang kommen.

Bleibt die Frage, in welcher Form und Reihenfolge die Abfälle auf den Haufen kommen. Rund fünf Zentimeter dick, so empfiehlt es Orbas Kompost-Leitfaden, sollte eine erste Bodenschicht mit Strukturmaterial sein, deren Aufgabe es ist, die Flüssigkeit aus dem Biomüll aufzusaugen. Auf diese Schicht kommt dann eine Mischung aus vorhandenem Biomüll und Strukturmaterial, die wiederum von einer zirka zehn Zentimeter dicken Schicht Strukturmaterial bedeckt werden sollte. Dadurch wird verhindert, dass der Haufen Flüssigkeit verliert, schlechter Geruch und Fliegen werden minimiert - was gerade im eigenen Garten wichtig ist.

Auf einem Haufen liegen vertrocknete Pflanzenreste.
Strukturmaterial für den Kompost: Im Idealfall aus dem eigenen Garten. © Anne Thesing

Nährstofflieferant: Kompost für den Garten nutzen

Kommt neuer Bioabfall auf den Kompost-Haufen, sollte man zunächst die Hälfte der oberen Strukturschicht auf eine Seite schieben (dabei bei jeder neuen Materialzufuhr die Seite wechseln), den neuen Biomüll auf der freigewordenen Stelle verteilen, neues Strukturmaterial darüber geben (Menge: die Hälfte vom neuen Biomüll), Biomüll und neues Strukturmaterial mit ein bisschen von dem darunter liegenden, schon etwas zersetzten Material mischen und das Ganze wieder mit dem zur Seite geschobenen Strukturmaterial bedecken (bei Bedarf noch Neues hinzufügen).

Wann der Kompost fertig ist, hängt auch von den äußeren Umständen ab - also zum Beispiel vom Klima in Spanien und von der Jahreszeit - und davon, wie feinkörnig und reif man ihn am liebsten hätte. Mehrere Monate müssen auf jeden Fall eingeplant werden. „Der Kompost, der in Orbas Haushalten produziert wird, ist nach zirka drei Monaten soweit“, sagt Neus Donet. „Eine gleichmäßige, feinkrümelige Struktur und der Geruch nach feuchter Walderde weisen darauf hin, dass der Kompost bereit ist“, schreibt die Kompostfibel. Wer möchte, kann den fertigen Kompost absieben – und bereit ist er für den Garten, der sich auf den natürlichen Nährstofflieferanten freuen darf. Das nicht verrottetete Material, das beim Sieben übrig bleibt, kann erneut aufgesetzt werden.

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