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Schädlinge in Spanien: Was tun bei Kakerlaken, Ameisen und Co.?

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Von: Daniela Schlicht

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Eine auf dem Rücken liegende Kakerlake.
Mit den warmen Temperaturen in Spanien kommen die Schädlinge wie Kakerlaken zurück. © Picas Joe von Pexels

In Spanien kommen Kakerlaken, Ameisen und andere Schädlinge Richtung Sommer zurück. Werden sie zur Plage, hilft oft nur noch der Kammerjäger.

In Spanien trifft man sie wieder an: Kakerlaken, Ameisen und andere Schädlinge sind nach der Winterpause zurück. Mit den steigenden Temperaturen fühlen sich die Schädlinge wohl und können zu einer regelrechten Plage werden. Tatsächlich zählen zu Spaniens schlimmste Plagen Kakerlaken, Ratten, Termiten und Mücken. Sie lauern im Vorratsschrank, im Abflussrohr, unter dem Küchenspülbecken, fressen Möbel an, gefährden die Gesundheit oder sind einfach nur lästig. Sind sie ersteinmal im Haus oder in der Wohnung, sind sie meist schwer wieder loszuwerden. Wenn Fallen, großangelegte Putzaktionen und Insektenspray gegen die Schädlinge nicht mehr helfen, muss der Kammerjäger her.

Kakerlaken in Spanien: Schädlinge lieben es warm und feucht - Kammerjäger warnt

Kakerlaken (spanisch: cucarachas) lieben es, wie die meisten Schädlinge, warm und feucht und werden in Spanien daher überwiegend und in Mehrzahl Richtung Sommer gesichtet. Nach dem vielen Regen der an der Costa Blanca im März und April herunterprasselte scheint es der Sommer in Spanien nun aber richtig eilig zu haben, denn Mitten im Mai überollt die erste Hitzewelle das Land. Allerdings starten die Kammerjäger mit ihrer Hauptarbeit schon im Frühjahr, denn dann schlüpfen die Kakerlaken aus ihren Eierkokons, den Ootheken. Bis zu 40 Kakerlaken können es pro Kokon sein, erklärt Kammerjäger Pedro Francisco García Burgos aus Mutxamel, einem Ort in der Nähe von Alicante an der Costa Blanca, der Kunden in der ganzen Provinz Alicante betreut. „Kakerlaken vermehren sich unglaublich schnell“, warnt er, „eine Schabenkolonie kann aus tausenden Exemplaren bestehen“. Er unterscheidet dabei zwischen der Gemeinen, der Deutschen und der Amerikanischen Schabe – das sind die drei Gattungen, die vor allem an den Küsten, von der Costa Blanca bis zur Costa del Sol am häufigsten vorkommen.

Die fast schwarze Gemeine Schabe zeigt sich selten, der Schädling ist extrem lichtscheu, besonders hartnäckig und siedelt sich gern in Vorratsschränken an. „Man findet diese Kakerlake häufig in Spanien auf dem Land“, sagt García. Die hellbraune Deutsche Schabe mag es bequem, sie ist am häufigsten in Restaurantküchen zu finden, wo das Nahrungsangebot üppig ist. Kakerlaken seien hartnäckig, nicht immer sei der Lokalbetreiber allein schuld, betont García, „aber der beste Köder hilft nichts, wenn daneben Kroketten- und Schinkenstücke auf dem Boden liegen“, erklärt er. „Für eine wirksame Bekämpfung der Schädlinge muss ich sicher sein, dass der Köder das einzige ist, was die Kakerlake als Nahrung angeboten bekommt.“ Seine Erfahrung aber sei das Gegenteil, er selbst gehe kaum noch in Restaurants.

„Alle Schädlinge sind lästig, wenn wir sie im Haus haben. Aber wir müssen unterscheiden zwischen Arten, die tatsächlich gesundheitsschädlich sind, wie etwa Ratten, oder einfach nur störend sind, wie etwa Ameisen. Dementsprechend sollten Insektizide maßvoll eingesetzt werden, sonst wirken sie irgendwann nicht mehr.

Pedro Francisco García Burgos, Kammerjäger aus Mutxamel

Zur größten Gattung der Kakerlaken in Spanien, die sich besonders gern in Kanalrohren herumtreibt, gehört die Amerikanische Großschabe, ein – wie der Name schon sagt – aus Amerika importiertes Exemplar. „Sie macht den heimischen Kakerlaken den Lebensraum streitig und breitet sich immer mehr aus“, so García. Die Amerikanische Schabe pflanzt sich besonders schnell fort und lebt – deutlich länger als ihre Schädlings-Artgenossinnen – bis zu zwei Jahre.

Droht eine Verbreitungsgefahr wenn man eine Kakerlake zertritt?

Unschlüssig sind sich viele bei der Frage, ob eine Verbreitungsgefahr droht, wenn man eine Kakerlake zertritt. Die Antwortet lautet: Nein. Entgegen der Legende besteht keine Verbreitungsgefahr der Schädlinge, sollte man einmal – absichtlich oder unabsichtlich – ein Kakerlaken-Weibchen zertreten: Die im Körper des Weibchens produzierten Vorstadien des Kokons sind nicht überlebensfähig. Man holt sich mit einer zerquetschten Kakerlake am Schuh also keine Plage ins Haus. Viel gefährlicher sind die bereits gelegten Kokons. „Bleibt eine Oothek zum Beispiel an der Kleidung haften und kommt es zur Schlüpfung, holt man sich auf einen Schlag bis zu 40 Schaben ins Haus“, erklärt Kammerjäger García.

Kammmerjäger gegen Schädlinge: Köder bei Kakerlaken, Geltropfen bei Ameisen

Beim Kampf gegen die Schädlinge in Spanien haben die Kammerjäger verschiedene Lösungen parat, je nach Art des Ungeziefers. So setzt García gegen alle Kakerlaken-Arten Köder ein. Meist ein mit Insektiziden wie Diflubenzuron oder Cypermethrin versetztes Gel, das er mit einer Pistole strategisch in der betroffenen Wohnung oder Restaurantküche verteilt. „Ich versuche, mir bei der ersten Behandlung einen Überblick über die Laufwege der Insekten zu verschaffen. Wie verhalten sie sich? Durch welches Loch gelangen sie ins Innere? Der erste Besuch ist häufig ein Test. Es wirkt nämlich nicht jedes Mittel gegen jede Art.“ Beißt die Kakerlake an und frisst das mit Lockstoffen versetzte Gel, tritt bei dem Schädling innerhalb von Minuten der Tod ein.

Kammerjäger Pedro Francisco García Burgos kniet vor einem Straßenablauf und verteilt das Insektizid-Gel auf dem Gitter.
Gegen Kakerlaken setzt der Kammerjäger meist ein mit Insektiziden versetztes Gel ein. © Ángel García

Anders wie bei den Kakerlaken geht der Kammerjäger bei der Bekämpfung von Ameisen vor. Ziel ist es, dass das Insektizid möglichst ins Innere des Ameisenbaus gelangt. So kann der Kammerjäger sicher sein, dass möglichst viele Exemplare und Eier das Gift zu sich nehmen. Dazu werden ebenfalls Geltropfen im gesamten betroffenen Bereich verteilt. Das Insektizid ist so gering dosiert, dass der Ameise nach der Aufnahme noch lange genug Zeit bleibt, wieder in den Bau zu gelangen und es an den Rest des Volks weiterzugeben. Zum Vergleich: Das Gel, das García für Kakerlaken verwendet, hat einen Insektizidanteil von 2,5 Prozent, das für Ameisen nur 0,1 Prozent.

Vier Ameisen trinken an einem Tropfen.
Ameisen sollten nach der Aufnahme des Insektizids noch in ihren Bau gelangen. © Pixabay

Ein sehr wirksames Insektizid, Fipronil, das García lange gegen Ameisen einsetzte, ist mittlerweile nicht mehr erlaubt: Nach dem Skandal um Millionen Hühnereier, die im Jahr 2017 in niederländischen und deutschen Betrieben mit dem gesundheitsschädlichen Kontaktgift belastet waren, ist die Anwendung des Mittels EU-weit verboten. „Auf nationaler Ebene kontrollierte lange Zeit das Landwirtschaftsministerium die Arbeit der Kammerjäger in Spanien, seit einigen Jahren unterstehen wir dem Gesundheitsministerium. Seitdem ist die Branche unter viel strengerer Beobachtung, die Dosierung ganz genau festgelegt“, erklärt García. „Das ist auch gut so, denn früher wurde oft großzügig Gift gesprüht, egal ob tatsächlich ein Schädlingsbefall vorhanden war oder nicht. Das hat dazu geführt, dass viele Schädlingsarten Resistenzen entwickelt oder sich an Dosierungen gewöhnt haben.“

Kakerlaken und Bettwanzen: Bei einem Besuch bleibt es nicht

Bei Kakerlaken und Bettwanzen bleibt es nicht nur bei einem Besuch; der Kammerjäger muss mehrmals anrücken. Um ganz sicher zu gehen, dass die Schädlingsbekämpfung Erfolg hat, besucht García seine Kunden bis zu dreimal: „Der erste Besuch dient dazu, mir einen Überblick zu verschaffen und erste Köder zu platzieren, beim zweiten Mal wird kontrolliert, ob die Anwendung bereits Erfolg hatte. Etwa bei Kakerlaken oder Bettwanzen schlüpft nach einigen Wochen nochmal eine neue Generation, weil es unmöglich ist, die Eier dieser Schädlinge zu bekämpfen. Diese wird dann bei der zweiten Anwendung eliminiert und der dritte Besuch dient der letzten Kontrolle.“ Das Problem sei, dass in vielen Teilen Spaniens Insekten beste Lebensvoraussetzungen finden, „der kurze Winter tut sein Übriges“, so der Kammerjäger.

Blick auf ein gemachtes Bett in einem hellem Hotelzimmer mit großer Fensterfront.
Bettwanzen nehmen in Spanien wegen Tourismus, Migration und Globalisierung zu. © Pixabay

Immer häufiger haben die Kammerjäger in Spanien auch mit Bettwanzen zu tun. Schuld sind Tourismus, Migration und Globalisierung. Bettwanzen werden häufig, etwa von einem warmen Urlaubsland im Koffer mit nach Hause genommen. Zu erkennen ist ein Befall an Stichen und kleinen schwarzen oder rötlich-braunen Flecken auf dem Bettlaken, dem Kot der kleinen Blutsauger. „Eine Beseitigung von Bettwanzen ist sehr langwierig und kostspielig“, erklärt der Mutxamelero. Auch, um sich Bettwanzen nicht ins eigene Haus zu holen, nimmt García nur selten Aufträge zur Bekämpfung der kleinen Insekten an.

Termitenproblem bei unbewohnten Häusern

Termiten, Flöhe, Läuse und Ratten stehen häufiger auf dem Plan: „Nicht nur die Provinz Alicante hat ein ausgeprägtes Termitenproblem. Besonders Häuser in Spanien, die längere Zeit unbewohnt sind, wie etwa die von ausländischen Residenten, sind gefährdet, weil die Schädlinge unbemerkt über Monate etwa einen ganzen Türstock zerfressen können“, so der Kammerjäger García. Die häufigsten Nagerarten sind die Hausratte (Rattus rattus), die Wanderratte (Rattus norvegicus) sowie die kleine Hausmaus (Mus musculus).

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