Auch sehr intensiver, auspowernder Sport am Abend sei nicht gut fürs Einschlafen, sagt Paula Giménez. Den sollte man besser auf den Morgen verlegen - was im Sommer in Spanien noch den Vorteil hat, dass man in den Morgenstunden im Idealfall der Hitze zuvorkommt. „Wichtig ist zudem ein regelmäßiger Schlafrhythmus. Gehen Sie ungefähr immer zur gleichen Zeit ins Bett und stehen zirka zur gleichen Zeit auf. Auch am Wochenende sollte es da keine großen Abweichungen geben.“
Gerade für den Sommer in Ländern wie Spanien gibt es noch ein paar weitere Tipps, um trotz Hitze den Schlaf zu finden: Vor allem morgens und nachts sollte man lüften, um die dann hoffentlich etwas kühlere Luft ins Schlafzimmer zu lassen. Wenn es tagsüber heiß wird, sollten dagegen das Zimmer abgedunkelt und das Fenster wieder geschlossen werden. Die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer sollte nicht zu niedrig sein, bei Bedarf kann zum Beispiel ein Eimer mit kaltem Wasser ins Zimmer gestellt oder ein feuchtes Laken vors Fenster gehängt werden - das bringt neben der Feuchtigkeit auch etwas Abkühlung.
Empfehlenswert ist, vor dem Ins-Bett-Gehen zu duschen, allerdings sollte man das nicht etwa mit kaltem, sondern mit lauwarmem Wasser tun - das erfrischt tatsächlich mehr. Das kalte Wasser senkt die Körpertemperatur, der Körper will das ausgleichen und fährt die Temperatur wieder hoch. Das Ergebnis: Man schwitzt noch mehr, als man es ohnehin schon tut. Gleiches gilt fürs Trinken: Nicht vor dem Schlafengehen zur Erfrischung noch ein Glas kaltes Wasser trinken, sondern lieber lauwarmes Wasser oder lauwarmen Kräutertee vorziehen, Alkohol ist natürlich tabu. Und: Je weiter unten man schläft, umso kühler. Manch einer zieht daher im Sommer in Spanien fürs Schlafen ins Erdgeschoss, manchmal reicht es auch schon, die Matratze auf den Boden zu legen. Im Sommer 2022 hat eine ungewöhnlich starke Hitzewelle Spanien im Griff, wie auch wa.de berichtet.
Und wenn das alles nicht hilft? „Jeder hat mal eine schlaflose Nacht“, beruhigt Paula Giménez. Im Sommer in Spanien vermutlich mehr als im Rest des Jahres. Sollte diese jedoch zum Dauerzustand werden, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen, damit dieser die Ursachen abklären kann. „Wenn Sie seit über einem Monat drei Nächte oder mehr in der Woche keinen durchgehenden, erholsamen Schlaf finden und sich tagsüber müde und kraftlos oder auch nervös und gereizt fühlen, sprechen Mediziner in der Regel von chronischer Schlafstörung“, schreibt die „Apotheken-Umschau“ in einem Dossier, allerdings sollte man diese Messlatte gerade im Sommer und bei Hitze in Spanien nicht zu hoch hängen. Und: Auch wenn man selbst den Eindruck hat, gut zu schlafen, aber unter starker Tagesmüdigkeit leidet, sei das häufig ein Hinweis auf gestörte Nachtruhe. Und die muss behoben werden, sonst kann es zu krankhaften Folgen kommen.
So begünstigt chronischer Schlafmangel neben Tagesmüdigkeit und mangelnder Konzentration ewa Herz-Kreislauferkrankungen, hohen Blutdruck und Depressionen. „Muskelspannung, Atmung, Herzschlag, Blutdruck, Körpertemperatur, Hormone, Stoffwechsel und andere Funktionen geraten durcheinander, wenn der natürliche Rhythmus von Schlafen und Wachen längerfristig gestört wird“, schreibt die „Apotheken-Umschau“.
„Der Schlaf kontrolliert viele Körperfunktionen“, sagt Paula Giménez. Körperfunktionen, die sich je nach Schlafphase verändern. Die Hormone zum Beispiel: Nachts werden Melatonin und Wachstumshormone ausgeschüttet, die den Schlaf begünstigen. Morgens steigt das Hormon Cortisol wieder an, das uns munter werden lässt. Die Körpertemperatur sinkt abends ab und steigt morgens wieder an. Der Blutdruck wird im Tiefschlaf heruntergefahren – wird dieser unterbrochen, steigt er an. Nachts werden weniger Eiweißstoffe abgebaut, die der Körper für die Reparatur von Zell-Schäden benötigt – daher der Begriff „Schönheitsschlaf“. Auch das Nervensystem befreit sich im Schlaf von überflüssigem Ballast, im Gehirn wird aufgeräumt und repariert.
Schlaf ist also alles andere als verlorene Zeit und sollte entsprechend gepflegt werden. Der Griff zur Schlaftablette könne Schlafprobleme nur punktuell lösen, warnt Paula Giménez. Niemals sollten dauerhaft Schlafmittel eingenommen werden. Zumal es immer auch eine effektivere Lösung gebe. Zum Beispiel bei der sehr häufig vorkommenden Schlaf-Apnoe, die die Betroffenen selbst nachts meist gar nicht wahrnehmen. Erst die Müdigkeit am Tag lässt sie früher oder später den Arzt aufsuchen. Patienten, die unter einer Schlaf-Apnoe leiden, haben nachts mehrfach kurze Atemstillstände (Apnoen), auf die der Körper mit kurzem, wenn auch unbewusstem Aufwachen reagiert. Jedes Mal werden die Körperfunktionen hochgefahren und der Schlaf ist dadurch alles andere als erholsam - auch jenseits von Sommer und Hitze.
Festgestellt werden kann die Apnoe durch eine Untersuchung im Schlaflabor, wie sie auch an der Unidad del Sueño in Alicante angeboten wird. „Der Patient verbringt dort eine ganze Nacht, wird per Video aufgenommen und an einem Monitor werden die Körperfunktionen kontrolliert“, sagt Paula Giménez. Sollte eine Apnoe diagnostiziert werden, ist die Behandlung unkompliziert, aber äußerst wirksam: Der Patient erhält eine Maske, die er nachts trägt und die während der Schlafzeit in den Atemwegen einen leichten Überdruck erzeugt. „Die Atemwege sind so die ganze Nacht über geöffnet“, sagt Giménez. Atemstillstände haben keine Chance mehr, der Schlaf wird erholsam und die Patienten wachen ausgeruht auf.
Doch nicht für jede Schlafstörung muss der Patient eine Nacht in einem Labor wie dem an der Unidad del Sueño in Spanien verbringen. Das Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine) beispielsweise, unter dem mittlerweile zwölf Prozent der Bevölkerung leiden, kann der Arzt oft auch ohne Monitoring und Videoaufnahmen diagnostizieren. Die Patienten spüren ein Ziehen, Spannen, Kribbeln oder andere unangenehme Gefühle in ihren Gliedmaßen, meist den Beinen, die zu dem Drang führen, diese zu bewegen. Vor allem tritt dieser Drang abends, nachts oder in anderen Ruhephasen auf – und führt zu teils schweren Schlafstörungen. Auch diese können effektiv behandelt werden, steht die Ursache erst einmal fest.
„Schlaf repariert den Organismus“, sagt Paula Giménez und betont, dass nicht jeder die gleiche Menge Schlaf benötigt, um zu funktionieren. „Bei Erwachsenen liegt die durchschnittliche empfohlene Schlafmenge zwischen sieben und neun Stunden.“ Jugendliche und Kinder brauchen im Durchschnitt mehr Schlaf als Erwachsene, im Alter werden viele wieder zu Frühaufstehern – allerdings auch, weil Rentner sich öfter mal ein Schläfchen am Tage genehmigen. Welches auch anderen Altersgruppen zugute kommen könnte.
„Eine Siesta ist erfrischend und hilft, die Nachmittagsstunden besser zu überstehen“, sagt Paula Giménez. Gerade im Sommer in Spanien kann man ja bei der mittäglichen Hitze ohnehin nicht raus - verpasst also nicht viel. Sie empfiehlt, egal ob Sommer oder nicht, wenn möglich, 15 bis 20 Minuten Siestaschlaf zwischen 15 und 16 Uhr. Eine zu lange und zu späte Siesta könne dagegen das abendliche Einschlafen beeinträchtigen. Und soweit soll es ja, im Idealfall, gar nicht erst kommen.