Wie üblich, werden die höchsten Temperaturen an den Flussläufen des Guadiana (Extremedarua) und des Guadalquivir (Andalusien) und somit in Córdoba und Sevilla erwartet, doch auch im Valle des Tajo sowie des Ebro in Katalonien und Aragón werden zumindest bis Mittwoch und Donnerstag wieder Temperaturen von deutlich über 40 Grad gemessen werden. 42-44 Grad sollen es von diesem Sonntag bis Dienstag sein, solche Werte werden dort fast schon zum Standard.
Deutlich über 35, oft 39 Grad heiß wird es zudem in weiten Teilen der beiden Kastilien, in einigen Gegenden Navarras und rund um sowie in Madrid mit möglichen Spitzen von 40+ Grad. Mit Werten von Mitte 20 bis höchstens 30 Grad wird die Nordküste Spaniens von Galicien, über Asturien und Kantabrien bis zum Baskenland wieder geradezu paradiesisch, nachdem auch dort die Hitze heftig zuschlug. Allerdings wird für den Süden Galiciens wieder enorme Hitze erwartet, was dort ungewöhnlich und - wie an den vielen großen Waldbränden in Spanien zu sehen war - auch verheerend ist.
Die Küstenregionen am Mittelmeer werden eher übliche Temperaturen für einen spanischen August von 28-35 Grad erleben, - außer Teile der Balearen, vor allem auf Mallorca wird es streckenweise über 35 mit Spitzen bis 38 Grad geben - und mit dem Abstrich, dass seit Wochen die Nächte von Costa Brava bis Costa de la Luz deutlich wärmer und so auch feuchter sind als im Mittel, was für einen entspannenden Schlaf nicht gerade zuträglich ist.
Der Grund für die teils extreme nächtliche Schwüle: Die frühen und sehr langanhaltenden Hitzewellen und die durchgehend seit Juni über dem Schnitt liegenden Temperaturen in diesem Jahr haben das Mittelmeer vor Spanien auf durchschnittlich 28-30 Grad aufgeheizt, das sind 5-6 Grad über dem langjährigen Mittel. Damit ist das Mittelmeer wärmer als die meisten Teile der Karibik, mit nicht immer gleich sichtbaren, aber katastrophalen Auswirkungen für Meeresfauna und -flora und "schönen" Aussichten für den Herbst. Die betreffen auch Zonen am Mittelmeer, die, wie die Costa Blanca noch eher normale Lufttemperaturen erleben.
An einigen Stränden in Cádiz werden bereits massenhaft tote Fische angespült, die invasive asiatische Alge müllt tonnenweise die Strände der Costa del Sol zu und die Sichtungen von Quallen nehmen zu, die sich von den Atlantik- langsam zu den Mittelmeerstränden entlangglubschen. Alles auch Folgen des anhaltend zu warmen Wassers. Auch der pez araña muss derzeit näher an der Küste nach Nahrung suchen und kommt so Badegästen in die Quere, was binnen einer Woche allein an Cádiz Stränden 60 ärztliche Einsätze erforderte. Die unangenehmen Stacheln des Petermännchen, wie der "Spinnenfisch" auf Deutsch heißt, enthalten ein Gift, das Schmerzen und Kreislaufschwäche sowie Übelkeit hervorruft und älteren und kranken Menschen auch gefährlich werden kann. Bewegung und hohe Temperaturen an der Einstichstelle, z.b. durch Laufen auf heißem Sand (oder über glühende Kohlen), so die "Experten", sollen das Gift schneller zersetzen.
Das thermisch so aufgeladene Mittelmeer, das versprechen uns die Meteorologen fest, wird Ende des Sommers und im Herbst für ergiebige Regenfälle sorgen, die "teils unwetterartig" und je nach Lust und Laune des Temperatur- und Druckausgleiches zwischen Luftschichten und -bewegungen zu ausgewachsenen temporales, also teils verheerenden Unwettern führen können. Bereits jetzt, im August, wird es mehr Wolken und so auch Gewitter geben. Für die Gegend rund um Cuenca sowie die nordwestliche Ecke der Provinz Valencia in gleichnamiger Region wurde für Montag die gelbe Warnstufe für lokal sturzbachartige Regenfälle, Gewitter und Hagel verhängt.
Das ist "kein normaler Sommer wie immer schon", erklärt nochmals Beatriz Hervella von Aemet. Zunächst ist es in Spanien im Schnitt über das gesamte Jahr 1,7 Grad wärmer als in den 1970er Jahren, die Sommer werden immer länger, beginnen den Temperaturen nach einen Monat früher und enden fünf Wochen später als vor einem halben Jahrhundert. "Na klar, hatten wir in Spanien schon immer mal 40 Grad", aber nicht so häufig. "In vielen Jahren in dern 50ern stieg in Sevilla die Temperatur normalerweise an 1-3 Tagen über 40 Grad, jetzt an 20 Tagen - allein im Juni und Juli". Die Hitzewellen hätten sich verdoppelt, sind heftiger und halten länger an, die drei schlimmsten waren alle in den vergangenen vier Jahren. Und noch eine Datenauslese: Fünf der zehn wärmsten Tage in Spanien seit 1941 fallen in diese Jahr, vom 13. bis 17. Juli.
Ein Aemet-Experte erklärt das Wetter für August (spanisch):
Diese Hitze tötet, genauso wie extreme Kälte. Das staatliche Institut Carlos III. rechnet vor, dass in diesem Jahr 2022 bis 28. Juli bereits viermal so viele Menschen, knapp 2.000 an den Folgen der Hitze gestorben sind wie im Vorjahr. An zehn Tagen führte die Hitze bei jeweils über 100 Menschen zum Tod, so das Institut, auch das ein Rekord. Der Juli wird damit wohl genauso tödlich werden wie der Januar 2021, in dem laut offiziellen Daten 2.019 Menschen während des Kälte- und Schneesturms Filomena temperaturbedingt gestorben seien. Filomena war übrigens auch ein Phänomen, das mit dem Klimawandel erklärbar und durch ihn wahrscheinlicher wird. Ebenso wie die vielen Waldbrände in Spanien im Sommer 2022.
Diese Auswirkungen sind auch ein Grund, warum Aemet bei großer Hitze (wie Kälte), ob nun außergewöhnlich oder im statistischen Rahmen, Alarm auslöst und gelbe, orange und manchmal rote Alarmstufen wegen "extremer Hitze" ausruft: Viele dieser Toten wären nämlich vermeidbar, wenn (vor allem) alte Menschen in angemessen gekühlten Wohnräumen lebten, was vor allem armen Menschen oft verwehrt ist, ausreichend trinken und die Sonne meiden würden.
Dazu braucht es Empathie und Hilfe der Gesellschaft, aber auch Gesetze und Kontrollen wie an den Fällen von tödlichen Hitzeschlägen von städtischen Reinigungs- und Gartenkräften in Madrid zu sehen war. Es verhält sich so ähnlich wie bei Corona, denn ohne Covid und ohne Hitze würden viele der damit registrierten Toten noch leben dürfen. Der Unterschied: Hitzetote vermeiden helfen, schränkt uns selbst nicht ein. Auch wenn wir natürlich alle sterben müssen, muss es ja nicht unbedingt durch einen Hitzschlag, eine Seuche oder den Stich eines Petermännchens sein. Eine angenehme Woche.
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