1. Costa Nachrichten
  2. Service
  3. Wetter

„Iberischer Ofen“ angeworfen: Spaniens erste Hitzewelle bricht alle Rekorde

Erstellt:

Von: Marco Schicker

Kommentare

Frau mit Sonnenschirm in Sevilla.
Der Sonnenschirm wird zum unverzichtbaren Utensil auf der Feria de Abril (!) in Sevilla. Temperaturen bis knapp an die 40 Grad werden 2023 erwartet. © EFE

Es ist erst Ende April und das bereits unter Dürre ächzende Spanien erwartet eine Hitzewelle von Andalusien bis Madrid, mit Temperaturen bis zu 40 Grad. Sommerlich, aber deutlich erträglicher, bleibt das Wetter an Costa Blanca und Costa del Sol. Regen fällt wieder nur im Norden.

Madrid - Viel zu früh, viel zu heiß, ist eine Ankündigung, die beim spanischen Wetterdienst Aemet allmählich zum Standard wird. Die Prophezeiungen eines Meteorologen, der vor knapp einem Jahr davon sprach, dass „wir uns an den Sommer 2022 als einen der frischsten erinnern werden“, scheinen einzutreten. Zur Erinnerung: Der Sommer 2022 brachte Spanien so viele Hitzewellen wie noch nie, verheerende Waldbrände, tausende Hitzetote.

Hitzewelle kommt: Temperaturen in Spanien seit Monaten über längjährigem Mittel

2023: Seit Monaten liegen die Temperaturen in Spanien über dem langjährigen Mittel, die für Winter und Frühjahr üblichen Regenfälle fielen größtenteils aus, nur der Norden Spaniens bekam in den vergangenen Tagen wirklich messbaren Regen ab. Eine Atlantikfront brachte am vorigen Freitag, 14. April, endlich messbare Niederschläge nach Galicien und Asturien sowie ins Vorland der Pyrenäen. Auch Katalonien, Aragón und Navarra bekamen etwas Niederschlag ab, allerdings viel zu wenig, um den strukturellen Wassermangel in Katalonien auch nur annähernd zu lindern.

Im Süden Spaniens, speziell in Andalusien, bereiten sich die Wasserversorger angesichts des erwartbaren Wetters und einer Rekord-Tourismussaison bereits auf tiefgreifende Notszenarien, einschließlich des Imports von Wasser, z.b. an der Costa del Sol vor, während die Bauern schon den Verlust ganzer Ernten melden und nun auch Sorge um ihre Haupteinnahmequelle, die Oliven haben müssen. Selbst im sonst dauernassen Kantabrien musste die Landesregierung ein Angelverbot in den Flüssen ausrufen.

Iberischer Ofen: Andalusien, Extremadura und Madrid erwischt erste Hitzewelle

Was jetzt ab ungefähr Mittwoch, 26. April, für rund zwei Wochen auf Spanien zukommt, ist eine für diese Zeit bisher nicht dagewesene Hitzewelle, mit Rekordttemperaturen von bis zu und in manchen Orten sogar über 40 Grad und im Schnitt 10 Grad über den Normwalwerten. Die Wetterexperten des staatlichen spanischen Wetteramtes von Aemet sprechen von „extremen Temperaturen“, die sogar im Juli oder August unter dem Etikett „Hitzewelle“ laufen würden. Für die erwarteten Werte Ende April und Anfang Mai gibt es einen Namen: „horno ibérico“, der Iberische Ofen.

Wetterkarte Spanien mit Hitze
Wie sich die Bilder gleichen. Fast auf das Grad genau entspricht diese Wetterkarte den Vorhersagen für Spanien Ende April 2023. Allerdings stammt sie von Ende Mai 2022. © Aemet/RTVE

„Was wir erleben werden ist eine echte Anomalie, in weiten Teilen Spaniens erwarten wir Temperarturen über 35 Grad mit Spitzen von 38 bis 40 Grad - und stellenweise darüber - vor allem im Tal des Guadalquivir“, erklärt Aemet. „Diese Temperaturen messen wir sonst nicht vor Ende Juni“. Es handele sich um eine Front von Luftmassen, die sich über den Azoren bildet, heiße Luft aus der Sahara-Region einsaugt und sich dann wie ein dickes Heizkissen auf die Iberische Halbinsel setzt. Die Wettersituation um Spanien herum sorgt zudem dafür, dass dieser Ofen stabil bleibt, womöglich für zwei Wochen, genauere Vorhersagen sind bis dato kaum möglich. Es sieht so aus, als wenn die Hitzewelle zwei Spitzen hat, eine jetzt um den 26. bis 29. April, eine weitere um den 4. bis 6. Mai.

Modelle sagen Spanien einen „Sommer mit großflächig deutlich heißeren Temperaturen als normal“ voraus:

Betroffen von den hohen Temperaturen sind natürlich zunächst die üblichen Verdächtigen: Andalusien, da vor allem das Tal des Guadalquivir, sodann das Guadiana-Tal in der Extremadura, aber auch das Hinterland der Costa del Sol, Granada und Almería. Die Hitzewelle soll auch Madrid und Teile der beiden Kastilien erreichen. Die unmittelbaren Küsten des spanischen Mittelmeeres entkommen - einmal mehr - der brütendsten Hitze, allerdings werden hier die Nachttemperaturen (tropische Nächte über 20 und sogar äquatoriale Nächte nicht unter 25 Grad) mitunter für unruhigeren Schlaf sorgen. Aemet hat noch keine Warnstufen wegen der Hitze ausgegeben, weil die Vorhersagen noch nicht ausreichend abgesichert sind, wird das aber in den kommenden Tagen nachholen.

Vorhersage Temperaturen der ersten Hitzewelle in Spanien 2023

(Auswahl, Stand 23. April, Quelle: Aemet)

Leichte Regenfälle gibt es in Nordspanien bei Temperaturen um die 20 Grad, so wie es in dieser Jahreszeit sein sollte, für den Südteil des Landes sowie die gesamten Mittelmeerküste ist kein einziger Tropfen vorhergesagt, was auch auf eine katastrophale Waldbrand-Saison in Spanien 2023 hinweist.

Auch interessant

Kommentare