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Coronavirus: Pandemie mit vielen Gesichtern

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Von: Melanie Strauß, Judith Finsterbusch

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Das Coronavirus Sars-CoV-2, das die Krankheit Covid-19 auslöst, hat seit dem Ausbruch im Dezember 2019 die Welt auf den Kopf gestellt. Schwer getroffen von der Pandemie wird in Europa auch Spanien.

Coronavirus: Was ist es, welche Krankheit löst es aus?

Alicante - Mit Coronaviren sind eine Virenfamilie gemeint, die sowohl Menschen als auch Tiere erkranken lassen können. Es sind mehrere Coronaviren bekannt, die beim Menschen Atemwegserkrankungen auslösen – angefangen bei einer normalen Erkältung bis zu schweren Erkrankungen wie Mers oder Sars. Bei dem neuartigen Coronavirus, das seit Ende 2019 in aller Munde ist, handelt es sich um Sars-CoV-2, das die Krankheit Covid-19 auslöst. China bestätigte erstmals am 7. Januar 2020 ein neuartiges Coronavirus, nachdem seit Ende des Jahres 2019 immer mehr Menschen mit Lungenentzündungen zu kämpfen hatten. Seit dem 11. Februar 2020 bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Krankheit als Covid-19.

Coronavirus: Wie es sich überträgt

Am größten ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit Coronavirus über die direkte Übertragung: Hustet oder niest eine infizierte Person und atmet eine gesunde Person daraufhin virenhaltige Tröpfchen ein, kann diese sich anstecken – eine klassische Tröpfcheninfektion also. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist sich aber sicher, dass das Virus auch indirekt übertragen werden kann. Eine Infektion ist demnach auch möglich, wenn ein gesunder Mensch Oberflächen berührt, die zuvor ein Infizierter genutzt hat. Fasst sich der Gesunde anschließend mit der Hand an Augen, Nase oder Mund, können Viren über die Schleimhäute in den Körper gelangen. Wie lange das Virus auf Oberflächen überleben kann, ist nicht endgültig geklärt. Die Überlebensdauer dürfte unter anderem von der Art der Oberfläche, der Umgebungstemperatur oder Luftfeuchtigkeit abhängen. Diese Art der Ansteckung ist zwar theoretisch möglich, praktisch ist das Risiko einer solchen indirekten Infizierung aber eher gering.

Menschen mit Mundschutz auf einer Strandpromenade
Mundschutz gehört seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie auch zum gewohnten Bild in Spanien. © Ángel García

Größer ist die Ansteckungsgefahr beispielsweise in geschlossenen Räumen. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass das Coronavirus noch bis zu mehrere Stunden in ungelüfteten Räumen überleben kann, wenn sich ein Infizierter darin aufgehalten hat. Das Risiko steigt, wenn der Infizierte viel spricht oder singt und dementsprechend viele virenhaltige Tröpfchen in die Luft schleudert. Experten bestehen deshalb auf eine angemessene Lüftung, Abstand und das Tragen von Schutzmasken als wirksame Schutzmaßnahmen vor einer Infektion mit Sars-CoV-2.

Coronavirus: Wenn Symptome auftreten

Covid-19 hat viele Gesichter, von symptomfreien Verläufen bis zu Lungenversagen und Tod haben die Ärzte alles beobachtet. Die häufigsten Symptome einer Coronavirus-Infektion sind Fieber, Abgeschlagenheit und trockener Husten. Manche Patienten berichten von Schmerzen/Stechen in der Brust, Atemnot, Gliederschmerzen, Schnupfen, Halsschmerzen, Durchfall und dem Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn sowie Kopfschmerzen. Auch leiden viele Patienten unter Langzeitfolgen, oft neurologischer Art. Dazu zählen unter anderem anhaltender Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns, Gedächtnisprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten.

Wer in Spanien Covid-19-Symptome bei sich beobachtet, sollte als Erstes sein Gesundheitszentrum verständigen, aber dieses in keinem Fall persönlich aufsuchen. Im Land Valencia registrieren sich Betroffene beim Gesundheitsministerium und werden dann binnen 24 Stunden von ihrem Centro de Salud angerufen. Bei Fragen zu Symptomen oder Unsicherheit ist in Valencia die 900 300 555 zu verständigen. Wer in Andalusien wohnt und Symptome feststellt, meldet sich telefonisch unter 900 400 061, in Murcia unter 900 121 212. Alle drei Telefonnummern sind kostenlos. Nur in schweren Fällen, etwa bei akuter Atemnot, ist der Notruf unter 112 zu verständigen.

Pfleger mit Mundschutz applaudieren
Spanisches Gesundheitspersonal applaudiert einem genesenen Covid-19-Patienten. © Óscar J. Barroso/Europa Press/dpa

Coronavirus: Bei leichten Symptomen zu Hause bleiben

Wer unter Covid-19 leidet, aber nur leichte Symptome hat und somit nicht ins Krankenhaus muss, sollte zu Hause in Quarantäne bleiben. Dazu isoliert sich der Patient nach Möglichkeit in einem eigenen, gut gelüfteten Schlafzimmer und verlässt das Haus mindestens 14 Tage seit dem Auftreten erster Symptome nicht. In dem Zimmer sollte ein Mülleimer mit Pedal stehen, um Taschentücher und ähnliches zu entsorgen. Wohnt der Betroffene alleine, sollte er Angehörige oder Freunde bitten, Einkäufe zu erledigen und vor der Haustür abzustellen.

Leben andere Personen im selben Haushalt, sollte der Patient wenn vorhanden ein separates Badezimmer, eigene Handtücher und Geschirr nutzen. Der Mindestabstand von zwei Metern ist einzuhalten, die gesunden Bewohner müssen sich jetzt besonders häufig die Hände waschen und Oberflächen, Türklinken, Stühle, Tische und ähnliches täglich reinigen. Kleidung und Bettwäsche sind bei 60 bis 90 Grad zu waschen.

Kommt der Erkrankte nicht allein zurecht, wird die Person, die sich um ihn kümmert, als „enger Kontakt“ eingestuft und muss sich ebenfalls in 14-tägige Quarantäne begeben. Sowohl Patient als auch Pflegender sollten Schutzmasken tragen, letzterer auch Handschuhe. Trotzdem sind die Hände nach jedem Kontakt gründlich zu waschen!

Eine Kassiererin mit Mundschutz und einer Kundin
Schutzmasken und Abstand gelten als sicherster Schutz vor Ansteckung mit Covid-19. © Ángel García

Bei Fieber können Betroffene Paracetamol nehmen, von Ibuprofen raten Experten ab. Auch kalte Waschlappen auf der Stirn können helfen, die Temperatur zu senken. Das Gesundheitsministerium in Spanien empfiehlt außerdem, viel zu trinken, sich auszuruhen und sich mehrmals am Tag im Zimmer zu bewegen.

Coronavirus offenbart Mängel im spanischen Gesundheitssystem

Besonders hart traf die Coronavirus-Pandemie in Spanien mit ihrer ersten Welle ab Februar 2020 Ballungszentren wie Madrid und Barcelona. Im Zuge der Corona-Krise rächten sich die in den Vorjahren krisenbedingten Sparmaßnahmen im spanischen Gesundheitssystem, in stark betroffenen Regionen fehlte es an Intensivbetten und ausreichend Schutzmaterial für Pflegekräfte. Außerdem gehört Spanien zu den Ländern mit den meisten Infektionen unter Angestellten des Gesundheitssystems. Unter zum Teil dramatischen Umständen starb in Spanien außerdem eine Vielzahl an Covid-19-Patienten in Seniorenheimen.

Zum Symbol der Corona-Krise in Spanien wurde im Frühjahr 2020 das eilig eingerichtete Behelfskrankenhaus im Madrider Messezentrum Ifema, das nach der Behandlung von rund 4.000 Covid-19-Patienten Anfang Mai wieder schließen konnte. Um den unter Hochdruck arbeitenden Pflege- und Sicherheitskräften im Land Respekt zu zollen, applaudierten die Spanier während der Ausgangssperre jeden Abend um 20 Uhr demonstrativ auf Balkonen und an Fenstern.

Coronavirus: In vier Phasen aus der Krise

Um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, rief die spanische Regierung am 14. März 2020 den Notstand aus und verhängte eine strikte Ausgangssperre, die zunächst bis 24. Mai 2020 galt. Mit einem Vier-Stufen-Plan sollte der Ausstieg aus dem strengen, wochenlangen „Hausarrest“ nach und nach erfolgen - je nach Entwicklung in den einzelnen Provinzen des Landes in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Zu den jeweiligen Schritten in die nächste Phase und den Details der geltenden Regelungen gaben Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez, Epidemologe Fernando Simón und Gesundheitsminister Salvador Illa in regelmäßigen Abständen Auskunft.

Erste Lockerungen traten im Rahmen der Phase 0 in Kraft, dazu zählten Spaziergänge und Sport im Freien seit 2. Mai 2020 oder die Öffnung kleiner Betriebe mit Terminvergabe seit 4. Mai 2020. Jede Phase brachte neue Lockerungen mit sich, Startschuss für die Phase 1 war am Montag, 11. Mai. Die Einleitung der jeweils nächsten Phase wurde von Provinz zu Provinz entschieden und war abhängig von der Entwicklung vor Ort – auch eine Rückstufung war möglich. Zwischen zwei Phasen mussten mindestens zwei Wochen vergehen, folgende Faktoren für die Aufstufung waren ausschlaggebend:

Ziel war es, dass alle Provinzen spätestens Ende Juni die letzte Stufe, also Phase 3, überwunden haben. Demnach lief der erste Corona-Notstand in Spanien am 21. Juni aus. Die vier Phasen bis dahin auf dem Weg zu einer „neuen Normalität“ gingen im Groben wie folgt vonstatten:

Phase 0: Vorbereitung

Phase 1: Beginn

Phase 2: Übergang

Phase 3: Fortschritt

Coronavirus stürzt Spanien in tiefe Krise

Weil durch den strengen Lockdown und geschlossene Grenzen in Europa die spanische Wirtschaft und besonders der Tourismussektor litten und leiden, stecken Spanien und sein Tourismus in einer tiefen Krise. So rechnete die Tourismus-Lobby Exceltur, ein Zusammenschluss der wichtigsten Unternehmen des spansichen Urlaubssektors, 2020 mit direkten Einnahmeverlusten von 92 Milliarden Euro.

Und mit dem Ende des Notstands am 21. Juni war es in Spanien noch längst nicht vorbei mit der Coronavirus-Krise. Zwar kehrte im Sommer der Tourismus ins Land zurück - wenn auch in wesentlich abgeschwächter Form im Vergleich zu den Vorjahren. Doch die neuen Freiheiten nach Beendigung der Ausgangssperre brachten auch neue Gefahren mit, und nach dem Sommer brach die zweite Corona-Welle über Spanien hinein.

Coronavirus in Spanien: Zweiter Notstand

Wieder war Madrid stark betroffen, aber auch andere Regionen in Spanien traf die neue Corona-Welle stark. In Nordspanien, allen voran Aragón, kämpfte das medizinische Personal wochen- und monatelang gegen überfüllte Krankenhäuser und Intensivstationen, Spanien verzeichnete erneut Tausende Covid-19-Tote. Ende Oktober zog die Regierung abermals die Notbremse und verhängte einen erneuten Notstand.

Dieses Mal galt zwar keine allgemeine Ausgangssperre, aber nachts durfte sich niemand auf den Straßen aufhalten, und die einzelnen spanischen Regionen wurden voneinander abgeriegelt: Rein und raus durfte nur, wer einen triftigen Grund vorweisen konnte. Auch brachte der erneute Notstand in Spanien Kontaktsperren mit sich, die endgültigen Entscheidungen über die Auflagen trafen je nach Corona-Lage die Landesregierungen. Wieder waren Geschäfte und Gastronomie zeitweise geschlossen, wieder blieben Hotels ohne Gäste.

Coronavirus in Spanien: Dritte Welle nach Weihnachten

Nach Corona-Lockerungen über Weihnachten brach Anfang 2021 die dritte Welle über Spanien hinein. Zum ersten Mal war davon auch die Region Valencia, die zuvor stets als Vorzeige-Region gegolten hatte, stark betroffen. Die Krankenhäuser kämpften wochenlang gegen den drohenden Kollaps, die Landesregierung verhängte die schärfsten Einschränkungen des Landes.

Anfang 2021 kam aber schließlich auch Hoffnung im Kampf gegen das Coronavirus auf: Die Covid-Impfkampagne begann in der gesamten EU. Zwar verlief der Start holprig, Lieferungen kamen nicht im abgesprochenen Umfang an, und der Impfstoff des Herstellers AstraZeneca wurde mit gefährlichen, aber seltenen, Thrombosen in Verbindung gebracht. Aber nach ersten Anlaufschwierigkeiten nahm die Impfkampagne ab April an Fahrt auf. Ende des Sommers 2021 will Spanien 70 Prozent der Bevölkerung geimpft haben.

Mit der vierten Corona-Welle kam Spanien ab Ostern unterdessen wesentlich besser - und routinierter zurecht. Die Zahl der Todesfälle lag deutlich unter denen der vorangegangenen Wellen, und die Krankenhäuser waren zwar aus- aber nicht überlastet. Am stärksten betroffen waren erneut Madrid, aber auch Regionen wie das Baskenland oder Navarra.

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