Coronavirus-Notstand bis Ende Juni: Sánchez will Verlängerung um einen Monat
Ministerpräsident Pedro Sánchez führt Spanien weiter für den nächsten Schritt aus der Coronavirus-Krise. Die Sicherheitsauflagen können wegen geringer Fallzahlen gelockert werden .
- Coronavirus: Erstmals seit zwei Monaten weniger als 100 Tote binnen 24 Stunden erfasst.
- In Phase 2 dürfen Einkaufszentren öffnen und Restaurants Gäste im Innenraum bedienen.
- Sánchez hält Tourismus für essentiell für wirtschaftlichen Wiederaufbau.
Madrid – Ministerpräsident Pedro Sánchez hat in seiner TV-Ansprache den Zuschauern den Mund etwas wässrig gemacht mit den Schilderungen, was das Land in der Phase 2 des Deeskalationsplan erwartet, mit dem die Regierung Spanien aus der Coronavirus-Krise führen will.
Coronavirus und Eindämmung: Notstand bis Ende Juni
Am Sonntag, 17. Mai, eröffnete Sánchez den Ministerpräsidenten der Regionen, dass er ein letztes Mal, aber diesmal gleich für vier Wochen, das Notstandsdekret verlängern will. Mit anderen Worten, die Regierung will mit dem Deeskalationsplan in der einen und dem Notstandsdekret in der anderen Hand Spanien in die „neue Normalität” führen. Ohne harte Auflagen wie Ausgehsperre, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit würde Spanien 300.000 Tote beklagen, argumentiert Sánchez. Dabei bezieht er sich auf die Ergebnisse des Feldtests, mit dem alle Hoffnung auf eine Herdenimmunität vor einem Impfstoff gestorben ist. „Katastrophale Folgen” hätte es den Hochrechnungen für Spanien gehabt, meint Sánchez, wenn man keine Maßnahmen ergriffen hätte, um das Virus einzudämmen.
Ein Datum für die Öffnung der Grenzen nannte Sánchez nicht, auf den Tourismus verzichten will er scheinbar auch nicht. „Spanien braucht den Tourismus, ohne Tourismus, wird es keinen Wiederaufbau geben. Wir müssen aber erst Notfall überwinden, bevor wir unser touristisches Angebot wieder lancieren. Wenn wir das Geschäft über die Gesundheit stellen, würden mit der Gesundheit und mit dem Geschäft Schluss machen”, sagte Sánchez.

Coronavirus und Fallzahlen: Erstmals seit zwei Monaten weniger als 100 Covid-19 Opfer erfasst
Eine gute Nachricht konnte er den Ministerpräsidenten der Region bei der Videokonferenz übermitteln. Binnen 24 Stunden wurden erstmals seit zwei Monaten weniger als 100 Covid-19-Opfer erfasst, nämlich 87. Damit steigt die Gesamtzahl auf 27.459 Menschen, die nach der Zählweise der Regierung dem Coronavirus zum Opfer gefallen sind. Desweiteren eröffnete er den Vertretern der Länder, dass er die Zeitfenster für Sport und Spaziergänge in Gemeinden von bis zu 10.000 Einwohnern aufheben will. Derzeit liegt die Grenze bei 5.000 Einwohnern.
Ferner wurden bei 421 Patienten mittels eines PCR-Tests das Virus SARS-CoV-2 festgestellt, wobei über die Hälfte aus Katalonien mit 116 und Kastilien León mit 101 stammen. 327 Patienten mussten in Krankenhäuser eingewiesen werden, 28 kamen auf eine Intensivstation. Es konnten aber auch 2.719 Personen gesundgeschrieben werden, womit die Gesamtzahl auf 144.783 und damit 63 Prozent aller Personen stieg, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
Coronavirus und Phase 2: Einkaufszentren öffnen wieder
Die Einzelheiten stehen in der neuesten Auflage des Staatsanzeiger BOE, der am Samstagabend veröffentlicht wurde. Demnach dürfen in der Phase 2 die Geschäfte in den Einkaufszentren wieder öffnen, allerdings darf man in den Freizeit- und Gemeinschaftsbereichen nicht verweilen und in den Geschäften gilt eine Besucherbeschränkung von 40 Prozent des autorisierten Fassungsvermögens.
Die Wochenmärkte können auf ein Drittel ihrer ursprünglichen Größe wachsen und Bars und Restaurants dürfen ihre Innenräume öffnen, wobei allerdings nur 40 Prozent der erlaubten Anzahl der Gäste bedient werden können und das ausschließlich an Tischen, nicht am Tresen. Diskos, Nachtclubs und Ausgehkneipen müssen weiter geschlossen bleiben, dafür dürfen Theater und Kinos öffnen.
Coronavirus und Tourismus: Hotels öffnen Gemeinschaftsanlagen
Hotels und Ferienwohnanlagen können ihre Gemeinschaftsbereiche in Betrieb nehmen, müssen darauf achten, dass sich dort nur ein Drittel der autorisierten Anzahl von Gästen aufhält.
Ferner darf man nun bis zu 20 Freunde und Bekannte auf einmal treffen und der Besuch von Familienmitglieder in Betreuungszentren etwa für Behinderte ist möglich, falls niemand darin an Covid-19 leidet.
Ob das geht und in der Praxis überhaupt kontrollierbar ist, dürfen am Montag, 18. Mai, die 45.000 Bewohner ausprobieren, die auf einer der Kanareninseln Gomera, El Hierro und La Graciosa wohnen oder auf dem Balearen-Eiland Formentera residieren. Diese Inseln stellen die Speerspitze von Spaniens Ausbruch aus der Coronakrise dar und kommen ab Montag, 18. Mai, in die Phase 2. Rund 33 Millionen Spanier können hoffentlich eine Woche später aus der Phase 1 nachrücken, die am Montag, 18. Mai, für einige Nachzügler erst beginnt, unter anderem für die Provinzen Málaga und Granada sowie für weite Gebiete Valencias und Kataloniens.
Die 14 Millionen starke Nachhut bilden Madrid, Barcelona und weite Teile von Castilia y León, die in der Phase 0 oder 0,5 bleiben. Ein kleines Bonbon gab es im sonst furztrockenen Staatsanzeiger für die Schnäppchenjäger in der Phase 1: Die Geschäfte unter 400 Quadratmeter dürfen Sonderangebote – also Rebajas – machen, immer dann “wenn Massenaufläufe vermieden werden, die die Wahrung des Sicherheitsabstands verhindern”.