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Spaniens Alt-König Juan Carlos I. setzt sich ab: Luxus-Ressort in Abu Dhabi statt Palast in Madrid

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Von: Marco Schicker

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Juan Carlos und der König von Saudi Arabien unterhalten sich mit einem Dolmetscher in einem Zimmer.
Spaniens König Juan Carlos I. 2012 in Saudi Arabien beim damaligen König Abdullah Bin Abdelaziz © EFE

Ex-König Juan Carlos I. soll nach seiner fluchtartigen Abreise aus Spanien in der Dominikanischen Republik, dann in Portugal und schließlich in Abu Dhabi abgestiegen sein. Am 17. August wurden die Vereinigten Arabischen Emirate von der Casa Real bestätigt. Die Wellen in Medien und Politik in Spanien schlugen hoch als sich der Ex-König absetzte. Es sei ein „würdeloser Abgang“, so der allgemeine Tenor. Regierungschef Sánchez: Monarchie steht nicht zur Debatte. Was geschieht mit den Ermittlungen?

Spanisches Königshaus bestätigt Abu Dhabi als neuen Wohnort von Ex-König Juan Carlos I.

Update, 17. August, 19:00 Uhr: Zwei Wochen nach der fluchtartigen Abreise des früheren spanischen Staatsoberhauptes und Königs Juan Carlos I. aus Spanien am 3. August, bestätigte das Königshaus heute, 17. August, die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) als dessen Aufenthaltsort. In einer kurzen, aber höfisch umständlichen SMS an Journalisten schrieb die Pressekanzlei des Königs: "Seine Majestät, König Juan Carlos, hat seiner Majestät dem König seine Übersiedlung in die Vereinigten Arabischen Emirate mitgeteilt, wo er sich zur Zeit aufhält."

Weitere Informationen über die geplante Dauer des Aufenthalts, eine eventuell angedachte Rückkehr nach Spanien oder zu den Umständen, wo oder bei wem Juan Carlos untergekommen ist, gab es keine, nur den Hinweis, dass der Ort allein die Entscheidung von Juan Carlos gewesen sei. Über die UAE, Hauptstadt Abu Dhabi, wurde bereits seit längerem spekuliert, es tauchte ein Foto vom Privatflughafen in Abu Dhabi auf, auf dem Juan Carlos I. beim Ausstieg aus einer Privatmaschine zu sehen war. Diese soll von Paris am 3. August gestartet sein, in Vigo Juan Carlos aufgenommen haben, um dann nach Abhu Dhabi weiterzufliegen. Der Trip soll rund 140.000 Euro gekostet haben, außerdem zahlt der spanische Staat weiterhin vier Leibwächter für das Ex-Staatsoberhaupt. In Abhu Dhabi hat Juan Carlos viele alte Bekannte aus der Königsfamilie, Geschäfte mit diesen haben ihn unter anderem in die Schwierigkeiten gebracht, die ihn letztlich zur "Flucht" aus Spanien bewegten.

Update, 11. August: Genau eine Woche nach der fluchtartigen Abreise von Spaniens Ex-König und Staatsoberhaupt Juan Carlos I. gibt nach wie vor keine öffentliche Bestätigung über dessen Verbleib, auch wenn Abu Dhabi derzeit als am wahrscheinlichsten gilt. Laut Regierung sei das alleinige Sache des Königshauses. Derweil zahlen die Spanier weiter für den Ex-König, vier Leibwächter unter dem Kommando eines Hauptmanns der Guardia Civil begleiten Juan Carlos, bestätigte Innenminister Fernando Grande-Marlaska. Er sei „das ehemalige Staatsoberhaupt, daher steht ihm das zu“.

Update, 9. August, 17.45 Uhr: Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, verdichtet sich als wahrscheinlicher Aufenthaltsort von Spaniens Ex-König und Ex-Staatsoberhaupt Juan Carlos I. Am Wochenende wurde von der Mediengruppe AtresMedia ein Foto kolportiert, das Juan Carlos beim Ausstieg auf einem Privatflughafen in Abu Dhabi zeigen soll.

Eine Ausweisung muss Juan Carlos im Fall der Fälle von dort nicht befürchten. Doch die Optik dieses "Exilorts" ist fatal, waren es schließlich die schwarz geflossenen und in aller Welt versteckten Gelder der Scheichs, die Juan Carlos in die Enge trieben. Vielmehr die Ermittlungen dazu der Schweiz und in Spanien mit dem Verdacht auf Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Der September wird für Juan Carlos aus juristischer Sicht entscheidend.

Am 8. September wird seine „Ex-Gute-Freundin“ Corinna Larsen von einem spanischen Richter vernommen werden, um deren Rolle rund um 65 Millionen Euro zu beleuchten, die sie als „Geschenk“ von Juan Carlos erhalten haben will. Danach wird sich auch entscheiden, ob die Schweiz selbst weiter gegen den Ex-Monarchen ermittelt oder die spanische Staatsanwaltschaft am Obersten Gerichtshof selbst aktiv wird, zumindest bei Belangen, die nach 2014, also nach Abdankung und Rücktritt von den Amtsgeschäften Juan Carlos, stattfanden.

Dubiose Geldgeschenke von Scheichs aus den Emiraten und die Geschäfte mit Saudi Arabien sowie die Ermittlungen dazu in der Schweiz und in Spanien brachten Juan Carlos überhaupt erst zu dem Schritt, Spanien übereilt zu verlassen.

Update, 7. August, 9:30 Uhr: Die spanische Tageszeitung "ABC" will wissen, dass Juan Carlos I. am Montag von Vigo in Galicien mit einem Privatjet ins Emirat Abu Dhabi, gleichzeitig die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, geflogen sei. Die konservativ-monarchistische "ABC" behauptet, Einblick in die Flugrouten gehabt zu haben. Danach sei der Flug am Montag, 3. August, offiziell mit der Streckenführung Paris-Abu Dhabi angegeben worden, der Flieger hätte aber zunächst einen Abstecher nach Vigo gemacht, um dort fünf Passagiere aufzunehmen.

In Abu Dhabi sei Spaniens Ex-König im Hotel Emirates Palace abgestiegen, Eigentum des Thronfolgers Mohammed Bin Zayed Al Nahyan, mit dem Juan Carlos seit Jahren eine enge Beziehung habe.

Das spanische Königshaus, die Casa real, teilte am Donnerstag mit, dass es Juan Carlos I. allein sei, der entscheide, wann und ob er seinen Aufenthaltsort bekannt geben, denn das "ist seine Privatsache". Die Angaben von "ABC" sind aus verschiedenen Gründen als Spekulation zu betrachten, sichtbare Beweise legt das rechte Krawall-Blatt nicht vor, das in der Vergangenheit öfter Zeitungsenten produzierte, um sich Auflage zu sichern. Zunächst wurde spekuliert, Juan Carlos sei in der Dominikanischen Republik, dann wurde Estoril in Portugal, der alte Exilort seiner Familie genannt.

König Felipe VI. soll Juan Carlos mit Entziehung der Immunität gedroht haben

König Juan Carlos I winkt aus einem fahrenden Auto.
Spaniens Ex-König Juan Carlos I. bei seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus. Aktuelle Fotos von seiner Abreise aus Spanien liegen nicht vor. © dpa/Jack Abuin

Update, 5. August, 9:20 Uhr: Laut "El País" war die Ausreise Juan Carlos I. aus Spanien nicht auf dessen Wunsch geschehen. Felipe VI. soll ihn "im direkten Gespräch" auf eine Lösung gedrängt haben, um "Schaden von der Monarchie durch die Finanzskandale abzuwenden". Danach soll Felipe VI. in Betracht gezogen haben, Juan Carlos den Titel des Ex-Königs, des Rey emérito, zu entziehen, was einer Entfernung aus der Königlichen Familie gleichkäme und auch seinen rechtlichen Immunität-Status in Frage gestellt hätte. Sein Vater soll ihm dann vorgeschlagen haben, das Land zu verlassen, dafür möchte er aber seinen Titel behalten. Die Regierung sei von den Verhandlungen und der Entscheidung zeitnah informiert gewesen, hätte sich aber nicht direkt eingemischt, so "El País", das traditionell einen guten Draht in die Moncloa hat.

Wo ist Juan Carlos? - Karibik, Portugal, Emirate...

Zum Aufenthaltsort Dominikanische Republik gibt es bis zur Stunde keine Bestätigung. Gerüchte, er könnte in einem arabischen Emirat sein, haben bis dato keine Grundlade. Am Sonntag soll Juan Carlos mit seinen Segelfreunden ein letztes Mal in Galicien zu Abend gegessen haben, um dann nach Portugal weiter zu reisen. Einige Medien des Nachbarlandes wollen Juan Carlos in Estoril nahe Lissabon gesehen haben, auch das Portal El Confidencial nennt Portugal als Aufenthalstort. Dort verbrachten seine Familie und er selbst Jahre des Exils, nachdem sie zunächst von der Zweiten Republik und dann von Franco nicht mehr in Spanien geduldet wurden.

Juan Carlos I. und Felipe VI. begrüßen sich bei der Amtsübergabe.
Juan Carlos übergibt Krone und Amt als Staatschef 2014 an seinen Sohn, Felipe VI. © dpa

Erstmeldung, 4. August, Madrid - Die fluchtartige Abreise von Ex-König Juan Carlos I. aus Spanien am Montag, 3. August, hat hohe mediale und politische Wellen geschlagen. Mehrere Medien in Spanien, allen voran die monarchistisch ausgerichtete Zeitung "ABC", wollen wissen, dass Juan Carlos mittlerweile in der Dominikanischen Republik weilt. Er soll bereits am Sonntag über Sanxeno bei Pontevedra im nordspanischen Galicien nach Porto gereist sein und von dort einen Flug in die Karibik genommen haben.

Juan Carlos' Frau, Sofia von Griechenland und Dänemark, blieb derweil in Madrid, im Königspalast Zarzuela, "an der Seite ihres Sohnes Felipe VI.", dem "derzeit einsamsten Menschen der Welt", wie ein Regenbogenblatt die Geschichte melodramatisch unterlegt. Juan Carlos hat also nicht nur sein Land, sondern auch seine Frau verlassen, wiewohl das Verhältnis der beiden aufgrund der ausschweifenden Abenteuer des gekrönten Gatten schon lange als zerrüttet gegolten hat.

Spaniens Ex-König in der Dominikanischen Republik? - Juan Carlos soll Besitz auf der Karibik-Insel haben

"ABC" will auch wissen, dass Juan Carlos in der Dominikanischen Republik zunächst bei einem engen Freund, dem Zuckerbaron Pepe Fanjul, untergekommen sein soll, einem der reichsten Männer der Insel, dem auch mehrere luxuriöse Hotelkomplexe gehören. Pikant an der Sache: Nach den Schweizer Ermittlungen, die den Ex-König seit 2018 immer mehr in Bedrängnis brachten und die letztlich auch der Grund für sein Exil waren, soll Juan Carlos über eine Stiftung und befreundete Geschäftsleute selbst ein Anwesen auf der Karibikinsel besitzen, - finanziert just mit einem Teil der 100 Millionen US-Dollar saudi-arabischen Schmiergeldes, dessen Vertuschung Gegenstand der Ermittlungen ist.

Bestätigt ist der Aufenthaltsort Dominikanische Republik von Juan Carlos bis dato nicht offiziell, auch Marokko war im Gespräch, mit König Mohamed VI. sei Juan Carlos eng verbunden und im Maghreb-Land besizte er ebenfalls Güter. Außerdem hieß es bei "ABC", dass Juan Carlos im September kurz nach Spanien zurückkehren wolle. Die Schweiz, das Exilland par excellence und auch der Familie Borbón als solches schon lange bekannt, kam diesmal nicht in Frage, denn die Eidgenossen ermitteln gegen Juan Carlos wegen Geldwäsche und Steuerbetrug.

Regierungschef Pedro Sánchez: Monarchie und König in Spanien stehen nicht zur Debatte

Der spanischen Regierung aus PSOE und Podemos ist das Thema Juan Carlos hörbar unangenehm. Der im Raum stehende Verdacht, Regierungschef Pedro Sánchez könnte den Abgang des spanischen Ex-Staatsoberhauptes mit dessen Sohn und Nachfolger Felipe VI. ausgehandelt haben, um sich so eines für Spanien unlösbaren juristischen Problems zu entledigen, das zudem das Ansehen des Amtes des Staatschefs beschädigt, sorgt auch in der Koalition mit Unidas Podemos für Unmut.

Juan Carlos I. begrüßt Corinna Larsen.
Juan Carlos und seine „innige Freundin“ Corinna Larsen. © dpa Picture Alliance

Am Dienstag trat Regierungschef Pedro Sánchez vor die Presse und gab eine Reihe halbgare Kommentare zur "Flucht" von Juan Carlos ab. Er verteidigte dabei die "Entscheidung des Königshauses" sich von der "Person des Ex-Königs zu entfernen", "Wir urteilen hier nicht über Institutionen, sondern man urteilt über Personen, und der frühere König hat klar gemacht, dass er der Justiz zur Verfügung stehe", so Sánchez. Übersetzt: Die Monarchie und der König als Staatsoberhaupt stehen nicht zur Debatte. Gleichzeitig dankte er Felipe VI. für die "Maßnahmen der Transparenz und Vorbildlichkeit", er gebe ein "Beispiel ab, das alle Spanier schätzen" sollten. Spanien brauche robuste Institutionen und "die Entscheidungen des Königs gehen in diese Richtung".

Koalitionspartner Podemos fühlt sich hintergangen: Hat Spaniens Regierung Beihilfe zur Flucht des Ex-Königs geleistet?

Der Koalitionsparter Unidas Podemos teilt diese Einschätzung nicht, für Gleichstellungsministerin Irene Montero sieht die ganze Aktion so aus, dass die Regierung Beihilfe dazu leiste, die Justiz zu umgehen, twitterte sie. Ihr Ehemann, Vizeregierungschef und Minister für Soziale Integration, Podemos-Chef Pablo Iglesias, stimmte ihr zu: "Die ganze Welt interpretiert das, als wenn er sich vor der Justiz drückt".

Fotos vom Anwesen, auf dem Juan Carlos angeblich in der Dominikanischen Republik weilt:

Während Vertreter linker Parteien durchgehend von einer würdelosen Flucht Juan Carlos I. vor der Verantwortung und der Justiz sprachen, die Rückgabe der geflossenen Gelder forderten und nicht wenige die Gelegenheit nutzen, um einmal mehr die Monarchie insgesamt infrage zu stellen, schlossen die rechten Parteien die Reihen. Die Reaktionen seien ein "Anschlag auf die Monarchie", man müsse die Verdienste von Juan Carlos um die spanische Demokratie würdigen. Er habe dem Land so viel gegeben.

An der Monarchie scheiden sich in Spanien die Geister

Die PP huldigte in ihren Äußerungen vor allem die "vorbildliche Rolle" die Felipe VI. erfülle, VOX warf der Regierung vor, sie hätte Juan Carlos zum Verlassen des Landes gezwungen, um die Monarchie zu beseitigen und sogar Felipe VI. zu stürzen. Maßlose Übertreibungen und Verzerrungen kamen auch vom anderen politischen Spektrum. Quim Torra, der separatistische Ministerpräsident von Katalonien, nutzte die Gunst der Stunde, um auch Felipe VI. rundweg zum Rücktritt aufzufordern. Juan Carlos´ I. "Flucht" verglich er mit dem Gang ins Exil von dessen Großvater, König Alfonso XIII, "der Spanien wegen der Proklamation der Republik verließ", so Torra. "Er hat sich wie ein feiger Dieb aus dem Staub gemacht", twitterten Anhänger der Republikanischen Linken ERC.

Felipe VI. und Juan Carlos I. in Uniform bei einer Parade.
Die Zeiten, da König Felipe VI. und sein Vater Juan Carlos I. noch gemeinsam öffentlich auftraten, sind vorbei. © Javier Cebollada/dpa

Unabhänige Beboachter kommentierten, dass sich Juan Carlos I. eben gerade wegen seiner Meriten beim Übergang von der Franco-Diktatur in die Demokratie einen würdevolleren Abgang verdient hätte. Seine Abreise und die kurze Notiz an den Sohn sähen wie ein Schuldeingeständnis aus, das nur schwer zurückzunehmen sei.

Schweizer Ermittlungen und spanische Kooperation erhöhten Druck auf Juan Carlos

In den letzten zwei Jahren verdichteten sich aufgrund schweizerischer Ermittlungen die Hinweise darauf, dass Juan Carlos aktiv an Geldwäsche und Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit rund 65 Millionen Euro aus saudi-arabischen Quellen beteiligt war. Die spanischen Behörden kooperierten, allerdings nur mit angezogener Handbremse. Selbst die sozialistische Regierung in Spanien will von einer Neuinterpretation der totalen Immunität auch nach dessen Amtsverzicht nichts wissen. Allerdings nahm erst vor wenigen Monaten der Oberste Gerichtshof Spaniens, Tribunal Supremo (TS), wieder aktiv Ermittlungen auf. Eine Sonderkommission aus hochqualifizierten Richtern und Staatsanwälten wurde gebildet, die mit den Schweizer Behörden kooperiert und offen ankündigte, dass man "nach etwas rechtlich Verwertbarem von nach 2014" suche.

Juan Carlos und Felipe: Hat der Sohn den Vater fortgeschickt?

Dass Felipe VI. sich und seiner Bourbonen-Dynastie weiteren medialen und juristischen Trubel ersparen wollte, indem er seinem Vater Juan Carlos den Weggang aus Spanien nahelegte, fällt ins Reich der Spekulation. Doch hatte sich Felipe VI. Mitte März bereits öffentlich vom materiellen Erbe seines Vaters losgesagt, auch, um sich und sein Amt zu schützen. Der harte Schlussstrich käme also nicht von ungefähr. Eine solche Entscheidung zu treffen, ist allerdings tatsächlich ein sehr einsames Unterfangen, und das zitierte Boulevardblatt hätte vielleicht doch recht...

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