Andalusisches Haus als Attraktion: Anruf aus der Vergangenheit

Ein Auswanderer-Paar aus Russland lässt im weißen Dorf Mojácar das traditionelle Leben in Andalusien aufleben: Ein Erlebnis für alle Sinne ist die Casa de la Canana.
Mojácar – Das Besondere an Mojácar, dem weißen Dorf in Andalusien, ist die so lebendige Erinnerung an die Geschichte und die örtlichen Traditionen im Süden vor Spanien. Herausragend ist etwa die Casa de la Canana. Zu sagen, es sei ein ethnologisches Museum, ist fast zu wenig. Denn richtig zum Anfassen ist hier das von einem Auswanderer-Paar restaurierte Haus, das beim Rundgang das Leben im Ort in den vergangenen Jahrhunderten widerspiegelt. Das andalusische Haus der Canana ist eine Attraktion für Touristen, die man in Mojácar auf jeden Fall mitnehmen sollte.
Andalusien: Auswanderer restaurieren Haus im Dorf als Touristen-Attraktion
Interessanterweise waren es eben keine Einheimischen, die die historische spanische Immobilie in Andalusien renovierten und für das Besucher-Erlebnis auf Hochglanz brachten. Ein russisches Paar, Yulia Damye und Sergey Kofanov, kaufte und restaurierte die Casa de la Canana und betreibt es als Museums-Haus, das zum im ganzen Ort geschätzten Aushängeschild von Mojñacar geworden ist. „Canana, das war eine Frau, die im Ort lebte, arbeitete und unter anderem Tabakhandel betrieb“, erzählt die Russland-Auswandererin, sichtlich begeistert im weißen andalusischen Dorf.
Man glaubt fast nicht, dass die Museumsführerin nicht aus Mojácar oder Andalusien stammt, wenn man hört, wie gut sie spricht, wieviel sie über das frühere Leben im spanischen Ort weiß, gerade im Hinblick auf Anekdoten und Dinge, die nicht im Lexikon stehen. Im Zimmer, das den Wasserträgerinnen - den Mojaqueras - gewidmet ist, etwa, erklärt Yulia Damye die lange gültigen Bekleidungsregeln. „Als junges Mädchen trug man das Kopftuch auf diese bestimmte Weise“, zeigt sie ein Bild. „Als verheiratete Frau verhüllte man das Gesicht.“
Erlebnis mit Interesse: „Probier es doch mal aus“
Es seien Traditionen, die noch den Mauren entstammten, erklärt die in Spanien lebende Russin, die darauf achtet, mit welcher Einstellung Besucher das Canana-Haus betreten. Wenn Damye spürt, Respekt und Interesse sind da, wird der Rundgang besonders spannend. Denn dann darf man auch anpacken, ausprobieren. Ob im Stall unten im Keller, wo alte Gerätschaften zum Putzen oder Versorgen der Tiere stehen, oder oben im Wohnzimmer, wo bei flackernder Lampe das urige Radio noch funktioniert.
Und auch das alte Telefon. „Probier es doch mal aus, wähl’ eine Nummer, kannst du das?“, sagt Yulia Danye vor einer kleinen Touristen-Gruppe zu einem Jungen, der sich an der Wählscheibe abmüht, dann aber Mamas Handy zum Klingeln bringt. Ein Anruf aus dem alten Andalusien – Wahnsinn! So fühlt sich der gesamte Gang durch das Haus, das mehr als ein Museum ist, durchgehend an. Vorausgesetzt, man öffnet seine Sinne für die Erfahrung. Das sei nicht immer der Fall, bedauert Yulia Damye.
„Manche wollen ihre Geschichte vergessen“
„Manche Touristen schauen kurz rein, sehen, dass man drei Euro bezahlen muss, und sind gleich wieder weg“, berichtet die Spanien-Auswandererin. Es gebe heute eine Tendenz zum Verdrängen eigener Wurzeln. „Manche wollen ihre Geschichte vergessen“, sagt die Russin, die mit ihrem lebendigen Museums-Haus das Gegenteil tut. Warum aber ausgerechnet in Andalusien? „Mit den Bräuchen meiner Heimat gibt es so manche Gemeinsamkeit“, sagt Yulia Damye, freundlich lachend.