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Die Burg von Alicante muss man sich erobern: Besuch im Castillo de Santa Bárbara 

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Von: Marco Schicker

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Eine Kanone weist von der Burg Alicante Richtung Stadt.
Alicantes Burg sah vor allem während des Spanischen Erbfolgekrieges und der Befreiungskriege gegen Napoleon heftige Schlachten. © Marco Schicker

Das Castillo de Santa Bárbara ist das Wahrzeichen von Alicante. Es bietet dem Besucher über 1.000 Jahre Stadtgeschichte und weite Blicke ins Land: Wenn er die Mühsal des Aufstiegs auf sich nimmt. Denn seit Corona geht‘s (fast) nur noch zu Fuß hinauf.

Alicante – Das Castillo de Santa Bárbara, die Burg von Alicante ist nicht nur historisches und touristisches Wahrzeichen der Stadt, sondern eine Wunder- und Schatzkiste für Archäologen. Bei den Grabungen im Sommer 2020 im Areal Baluarte de la Mina – das ist das Gelände links vor dem Eingang zum obersten Festungsabschnitt – fanden die professionellen Gräber unter anderem Gewehrkugeln aus Eisen, Kanonenkugeln und Mörsergranaten bisher unbekannter Kaliber aus dem Spanischen Erbfolgekrieg (Anfang 18. Jahrhundert) nebst der dazugehörigen Geschützstände.

Blick über Häuser der Altstadt zum Burgberg von Alicante
Blick aus dem Barrio von Alicante auf den Felsen Benacantil. Am linken Felsrand erkennt man das Profil des legendären „Maurengesichts“. © Ángel García

Daneben lagen einige Tabakspfeifen. Ein einfacher Knopf einer Uniformjacke konnte wegen Form und der eingeprägten Zahl 5 dem fünften französischen Infanterieregiment während der Napoleonischen Kriege, die in Spanien ganz zu Recht Befreiungskriege heißen (bis 1814), zugeordnet werden. Rund 800 Jahre älter schätzt man den spektakulärsten Fund: Eine künstlerische Stuckverzierung aus islamischer Zeit, die Hoffnungen weckt, mehr Artefakte aus der wichtigen, aber in Alicante fast ausradierten Epoche zu finden.

Ein Arbeiter zeigt ein Stück Stuck aus maurischer Epoche in der Burg von Alicante.
Ausgrabungen auf der Burg von Alicante brachten 2020 unter anderem dieses Stuckelement aus islamischer Zeit zutage, vermutlich aus dem 10. bis 12. Jahrhundert. © Rathaus Alicante

Egal wo man auf Santa Bárbara etwas aufgräbt oder umstülpt, immer ist Geschichte darunter. Das ist auch kein Wunder, denn die Burg selbst schaut auf eine 1.200 Jahre alte Geschichte zurück:

Burg von Alicante, Geschichte im Schnelldurchlauf:

Blick auf mittelalterliche Ruinen in der Burg von Alicante.
Blick auf die Reste des mittelalterlichen Burgdorfes, noch früher Medina, im Castillo von Alicante. Man sieht die Mühlsteine der alten Bäckerei. © Marco Schicker

Tipps für einen Besuch auf der Burg von Alicante

Die Aufzüge, die von der Meeresseite normalerweise durch den Felsen in die Burg führen, sind wegen Corona geschlossen, der Autoverkehr ist stark limitiert. Die Parkplätze sind geschlossen, man kann so Besucher lediglich absetzen und abholen, ungefähr auf halber Höhe gibt es wenige Parkplätze auf zwei Plateaus. Eine reguläre Buslinie blieb bis heute ein leeres Versprechen der Stadtverwaltung.

Eine Steinskulptur in der Burg von Alicante.
Eine Stierfigur aus iberischer Zeit. Im alten Hospital der Burg von Alicante wird man heute durch über 2.000 Jahre Geschichte geführt. © Marco Schicker

Dem Besucher bleibt daher zur Zeit „nur“ der Aufstieg zu Fuß und damit das authentische Erlebnis, sich die Burg mühsam zu Fuß erobern zu müssen, wofür Burgen ja eigentlich auch gedacht waren. Selbst an einem Sonntag hat der Besucher so viel Platz. Alles hat eben seine Vor- und Nachteile. Wir empfehlen den Aufstieg von der Tram-Station Marq-Castillo, vormittags liegt er halb im Schatten und führt zunächst durch Kiefernwald. In gemäßigtem Schritt ist die Strecke in 20 Minuten geschafft.

Panoramablick von der Burg Alicante auf den Hafen.
Blick von der oberen Burgmauer des Castillo de Santa Bárbara von Alicante. Das Türmchen ist das beliebteste Fotomotiv. © Marco Schicker

Der Aufstieg lohnt, oben entschädigen neben spektakulären Aussichten und historischem Ambiente auch eine Cafeteria und zwei Kioske die Mühen. Die Burganlage ist vielteilig und lädt zur Erkundung ein. Ganz oben befindet sich der älteste Teil der Festung, heute El Matxo oder El Macho genannt, früher war dies die Alcazaba, also die maurische Festung, heute alles 17. und 18. Jahrhundert mit ein paar Kanonen, dem kleinen Türmchen - heute das Selfie-Set schlechthin. Der Blick reicht bei gutem Wetter bis Santa Pola im Westen und bis zum 1.481 Meter hohen Puig Campana im Nordosten.

Blick in einen Innenraum der Festung von Alicante.
Historisierendes Ambiente im Cuartel Felipe II. in Alicantes Burg. © Marco Schicker

Darunter sieht man noch einen Burggraben, der darauf verweist, dass dieser Abschnitt in Kriegszeiten komplett verschließbar war. Unten im oberen Burgteil befindet sich das alte Hospital der Burg, darin - wie auch in anderen Räumen - werden heute einige Fundstücke aus den verschiedenen Epochen gezeigt. Offenbar gab es auf dem Castillo viele Fiestas, denn die Schaustücke sind fast alles Küchengeschirr.

Die Schau von Reproduktionen alter Fotos aus dem Alicantiner Stadtleben ist besonders sehenswert - aber wegen der Enge des Raumes im Moment zu. Seit Jahren versucht sich das Castillo als Stadtmuseum zu etablieren, doch ein geschlossenes Konzept dafür steht noch aus. Es bleibt Stückwerk.

Unmittelbar links vor dem oberen Matxo befindet sich das Gebiet des mittelalterlichen Burgdorfes (unter den Moslems die Medina), etliche Mühlsteine verweisen auf die Bäckerei, ein paar Mauerreste aus dem 12. und 14. Jahrhundert. Zentral ist das Cuartel de Felipe II. aus dem 17. Jahrhundert. Die mit Arkaden durchzogene zweckmäßige Halle atmet Burgleben, Bruderschaften nutzen sie noch heute, auch geheiratet wird hier, ab und an zeigt ein Künstler sein Können.

Blick auf die Mauern der Burg von Alicante mit einem Turm.
Auf der Spitze der Burg von Alicante, 169 Meter über dem Meer. Die Eisenkonstruktion gehört zu einem Brunnen, der zu einer Zisterne führt. © Marco Schicker

Nach Rundgang und Kaffeepause sei der Abstieg über die Stadtseite der Burg im Zickzack empfohlen, großartige Ausblicke werden hier geboten, nebenan simuliert der Parque de Ereta die Gartenbauweise der Mauren. Unten kommt man im Barrio, dem Altstadtviertel Alicantes heraus. Ein paar Straßen nach links und man kann die Geschichte von Alicante im Museum der Schönen Künste des Palacio Gravina vertiefen.

Wer vom Burgausgang nicht nach links das Zickzack nimmt, sondern durch die kleine Pforte rechts an der Burgmauer schlüpft kann auf der frisch renovierten Mauer hinabsteigen. Man kommt dann am Mercado Central heraus und hat tolle Blicke unter anderem auf die Stierkampfarena von Alicante, die Plaza de Toros ,das Zentrum von Alicante mit der Plaza Luceros oder das Areal der alten Tabakfabrik von Alicante mit ihrer spannenden Geschichte.

So oder so, schauen Sie vom Barrio unten einmal zurück auf den Burgberg, vielleicht erkennen Sie an der linken Felsseite des Berges auch die „Cara del Moro“, das Maurengesicht, das der Phantasie und einer alten Legende, die natürlich von Liebe und Leid berichtet, entsprungen ist.

Burg Alicante: Öffnungszeiten und Corona-Regeln

Burg von Alicante erstrahlt in spanischen Nationalfarben rot-gelb-rot.
Die Burg von Alicante, Castillo de Santa Bárbara, in den spanischen Nationalfarben beleuchtet. © Ángel García

Derzeit ist das Castillo de Alicante entgegen der üblichen Öffnungszeiten nur von 10 bis 20 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist 19.20 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, Gruppen ab 10 Personen müssen sich vorher anmelden. Telefon: 965 147 160. Von jedem Besucher werden am Eingang Name und Telefonnummer aufgenommen, es gilt Maskenpflicht.

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