Katzen bedrohen Vögel an Spaniens Mittelmeerküste: Lebensgefahr im Naturschutzgebiet

Für kleine Tiere sind Katzen keineswegs süße Kuscheltiere. Umweltschützer aus Spanien warnen vor Angriffen auf schützenswerte Spezies. Studien weisen Katzen als ernste Bedrohung für die Biodiversität aus.
Elche – Wer das Streunen von Katzen kritisiert, ist nicht gleich ein „hater“ (Hasser), wie es in der Ära sozialer Blase schnell heißt. Auch als Tierschützer kann man vor der allzu sorglosen Förderung miauender Vierbeiner warnen. Das Umwelt-Kollektiv Ahsa von der südlichen Costa Blanca etwa bezeichnete in diesen Tagen die zunehmende Vermehrung von Katzen nun als „schwerwiegendes Problem“. Und zwar, weil sie schützenswerte Arten bedrohen, die in stadtnahen Gebieten an Spaniens Mittelmeerküste hausen. Kleine Vögel wie den Seeregenpfeifer etwa, für den die Stadt Torrevieja zuletzt sogar einen Strand-Abschnitt sperren ließ.
Costa Blanca: Katzen bedrohen Vögel - Invasion im Naturschutzgebiet
Aus der Sicht dieses bevorzugt in den Dünen der Costa Blanca nistenden Vogels ist die Katze keineswegs das vom Mensch wahrgenommene süß-kuschelige Maskottchen. Sondern ein blutrünstiger Jäger, eine wahre Lebensgefahr. In den Salinen von El Pinet an der Küste von Elche nahm Ahsa zuletzt das Foto einer Hauskatze auf, die in aller Ruhe durch das Naturschutzgebiet streunte, aber ihrem tierischen Instinkt nach offenbar auf mehr als nur beruhigendes Spazieren durch ein Feuchtgebiet aus war. Mit panischer Flucht reagierte die Vogelschar auf das Eindringen des bedrohlichen Fremden.
Solche Fälle häufen sich laut Umweltschützern in der natürlichen Umgebung der Urbanisationen in der südlichen Costa Blanca. Dass Ahsas Alarm nicht unbegründet ist, zeigen vermehrt - spanische und internationale - Studien zum Verhalten von freilaufenden Katzen. Dieses Jahr etwa erklärte ein Artikel von Experten der Universität Pablo de Olavide von Sevilla und der biologischen Station von Doñana Folgendes: Streunende Katzen seien invasive Raubtiere, die in besonderer Weise die Biodiversität bedrohten. Zu 25 Prozent sei das zeitgenössische Aussterben von Tierarten durch Katzen provoziert.
Füttern verhindert kein Jagen: Kein nachhaltiger Umweltschutz
Katzen seien noch vor dem Überfahren, Vergiften oder Erschießen durch Jäger die Todersursache Nummer eins für kleine Säugetiere und Vögel, so die Forscher-Meinung, die auf einer Studie zum Artenschutz basiert, an der unter anderem die Universität Elche (UMH) beteiligt war. Nicht zuletzt warnen dieselben Experten vor Katzen auch als Überträgern gefährlicher Krankheiten. 2007 hätten sie durch eine Leukämie in Doñana fast eine Luchs-Population ausgerottet. Daher kritisieren die Umwelt-Experten auch Spaniens im Februar verabschiedetes Tierschutzgesetz.
Spaniens neues Gesetz zum Tierschutz verleiht nämlich Menschen, die in Stästen Katzen füttern, einen offiziellen Status. Viele Bewohner der Costa Blanca gehen mit Hingabe einer solchen Tätigkeit nach, sorgen aber oft unbedacht für eine unkontrollierte Vermehrung von Katzenkolonien, die wiederum schützenswerte Tiere bedrohen. Entgegen dem Volksglauben halte das Füttern die Vierbeiner nicht vor Raubzügen gegen schwächere Arten ab. Laut der Experten aus Sevilla, Doñana oder Elche sei es kein nachhaltiger Umweltschutz, der wenigen Spezies – darunter einigen besonders destruktiven – einen unangemessenen Vorzug gibt.