Burkinis „absolut erlaubt“, lange Badehosen verboten: Diskussion an Costa Blanca

Das Rathaus Elche löst vor dem Sommer-Start mit neuen Schwimmbad-Vorschriften Diskussionen aus. Spaniens Nachbar Frankreich verhinderte jüngst eine Burkini-Erlaubnis in Grenoble.
Elche – Im Südosten von Spanien ist vor dem Sommer-Start eine Diskussion um angemessene Badekleidung entbrannt. Die Stadt Elche an der Costa Blanca stellte ihre neuen Vorschriften für die Nutzung der städtischen Schwimmbäder vor. Ein Artikel besagte: „Nicht erlaubt sind Badehosen, die bis unter die Knie reichen, und nicht spezifisch zum Schwimmen gemachte Kleidungsstücke – außer, wenn eine punktuelle, ausdrückliche Erlaubnis des Sportstadtratamtes vorliegt“. So weit, so gut. Aber offen blieb die brisanter werdende Frage nach der Ganzkörper-Kleidung für Strand und Pool: Was ist mit dem Burkini, mit dem manche Kopftuch tragende muslimische Frauen zum Baden gehen?
Costa Blanca: Lange Badehosen verboten, Burkini „absolut erlaubt“
Eigentlich, erklärte die Stadt Elche, sei in den neuen Vorschriften zum Baden alles wie in den vergangenen Jahren gehandhabt. Dennoch sah sich das Rathaus von der Costa Blanca angesichts der entstandenen Diskussion um die Kleidung zum Baden zu einer Erklärung gezwungen. „Der Burkini ist in den städtischen Schwimmbädern von Elche absolut erlaubt“, versicherte der zuständige Stadtrat Vicente Alberola (PSOE). In einer aktualisierten Version der Baderegeln solle die ausdrückliche Burkini-Erlaubnis formell bestätigt werden. Daraufhin thematisierten vor allem Spaniens konservative Medien den Kontrast, dass die linksgerichtete Stadt das verhüllende Kleidungsstück des Islam erlaube, aber keine langen, ideologisch unverdächtigen Badehosen.
In diesen Tagen hatte eine Burkini-Erlaubnis in Frankreich europaweit für Aufsehen ersorgt. Die Stadt Grenoble erlaubte nach kontroversen Diskussionen mit knapper Mehrheit das islamische, den Körper verhüllende Kleidungsstück zum Baden. Doch dagegen klagte Innenminister Gérald Darmanin - und erhielt von der Justiz Recht. Ein Verwaltungsgericht kippte die umstrittenen neuen Vorschriften der französischen Stadt. Darin war neben der Erlaubnis, mit Burkini zu schwimmen, auch eine Oben-Ohne-Erlaubnis enthalten. Diese jedoch blieb in der Debatte weitestgehend unbeachtet. Das Gericht begründete das Urteil gegen die Burkinis damit, dass diese gegen die weltanschaliche Neutralität und den Laizismus verstießen.
Diskriminierung oder Freiheit? Verbote meist mit Hygiene begründet
Doch spielen in Frankreichs Burkini-Verbots auch Bedenken gegen die Ausbreitung eines reaktionären Islam eine Rolle. Vor allem konservative Beobachter sehen in den verhüllenden muslimischen Kleidungsstücken ein Mittel zur Diskriminierung der Frau. Auch in Spanien formuliert diesen Vorwurf eher das rechte Spektrum, während linke Feministinnen muslimischen Frauen vorwiegend zugestehen, selbst zu entscheiden, ob sie ihre Körper verhüllen. In Ceuta veranstalteten Kopftuch-Trägerinnen im Sommer 2021 angesichts rechtsgerichteter Kritik im Schwimmbad eine Burkini-Feier. In Spanien ist das Tragen der muslimischen Bademode nicht geregelt. Oftmals begründen Badeanstalten ein Verbot mit der möglicherweise mangelnden Hygiene.