Zwischen Schweiz, Costa Blanca und Jakobsweg: Über 7.000 Kilometer zu Fuß
Der Schweizer Rudolf Moser aus Benissa kann nicht genug bekommen vom Wandern: Aus seiner ersten Idee, die Strecke von der Costa Blanca in die Schweiz abzulaufen, sind mittlerweile 7.000 Kilometer und viele Jakobswege geworden.
Benissa - Von der Schweiz nach Benissa ging es für Rudolf Moser und seine Frau Elsbeth, als sie vor über 20 Jahren an die Costa Blanca auswanderten. „Ich wollte die Strecke auch mal zu Fuß gehen“, sagt der heute 73-Jährige, als handele es sich um einen kleinen Strandspaziergang. Aus der fixen Idee wurden, jeweils mit Zielpunkt Santiago de Compostela und irgendwann losgelöst von der reinen Schweiz-Spanien-Tour, insgesamt über 7.000 Kilometer, die Moser auf neun verschiedenen Jakobswegen zurückgelegt hat. Angefangen im Jahr 2006, als er mit zwei Bekannten und seiner Frau, die jedoch relativ schnell aufs Auto umstieg, in einem guten Monat 1.130 Kilometer von Benissa nach Santiago de Compostela wanderte und „es mich gepackt hat“, wie er sagt.
Santiago de Compostela | Stadt in Spanien |
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Höhe | 260 m |
Fläche | 220 km² |
Bevölkerung | 96.405 (2018) |
Provinz | Provinz A Coruña |
Costa-Blanca-Schweizer auf dem Jakobsweg: Sevilla, Bratislava und Co
Seitdem machte er sich meist alleine auf den Weg, mit Minimalausrüstung im Rucksack, Handy nur für Notfälle und einem Tagebuch. 2009 zum Beispiel ging es von der Schweiz nach Santiago, 2.200 Kilometer in zweieinhalb Monaten. „Zwei Monate, das war zu lang“, sagt seine Frau, die während der Exkursionen ihres Mannes an der Costa Blanca zurückbleibt, eindringlich. „Erst nach zwei Wochen fängt es an, interessant zu werden“, sagt er – und lief weiter, wenn auch nicht mehr zwei Monate am Stück. 2012 waren es 1.100 Kilometer von Sevilla nach Santiago, 2014 startete der Schweizer den österreichischen Jakobsweg in Bratislava, musste wegen Beschwerden am Bein in Salzburg aufgeben, von wo er sich 2015 erneut bis nach Genf auf den Weg machte. 1.200 Kilometer. Den Camino del Norte lief er 2016, 900 Kilometer.
Kleinere Brötchen buk er ab 2018, mit einem Nachbarn aus Benissa, 250 Kilometer auf dem Camino Portugués. 2019 dann 400 Kilometer auf dem jahrhundertealten „Camino Primitivo“ von Oviedo nach Santiago, und nach einer Corona-Pause, die auch den Jakobsweg leerte, schließlich bescheidene 75 Kilometer im Oktober 2021 von Alicante nach Villena. Ein „Übungslauf“, sagt der Schweizer lächelnd über diese Costa-Blanca-Route und denkt an all das zurück, was er seit seinem ersten Camino mitgenommen hat – als Aufzeichnung im Tagebuch, vor allem aber als Erinnerung in Kopf und Herz.
Auf dem Jakobsweg quer durch Spanien: Schweizer von der Costa Blanca läuft und läuft
So ging es unter anderem durch die Mancha, „wo die Dörfer 30 Kilometer voneinander entfernt lagen und dazwischen nichts war“. Geschlafen wurde auf dem Boden eines Gesundheitszentrums, in der Sakristei einer Kirche, im Büro der Gemeindeverwaltung oder auch auf der Bühne der Mehrzweckhalle. In Frankreich dann „habe ich tagelang niemanden getroffen“, erzählt Rudolf Moser, „in Klöstern wurde ich von den Padres bewirtet“. In einem Kloster in Österreich wiederum tischten ihm Nonnen auf, eine der Ordensfrauen traf der Schweizer auf einem anderen Weg, an einem anderen Ort, in einem anderen Jahr, wieder. Begegnungen, die seine Jakobswege prägten. Genauso wie die wechselnde Landschaft, die sich oft so sehr von der an der Costa Blanca unterscheidet. Viehwege, Korkeichenwälder und verlassene Extremadura auf der Vía de la Plata von Sevilla nach Santiago, kleine Fischerdörfer auf dem Camino del Norte von Irún nach Santiago.
Doch eins haben alle Wege gemein - eine Erfahrung, die andere Jakobswegläufer teilen: Das Ankommen in Santiago sei immer „herrlich“ gewesen, sagt der Schweizer von der Costa Blanca. Wobei der Camino für ihn in Santiago noch nicht zu Ende war. „120 Kilometer weiter liegt Finisterre, der westlichste Punkt Europas, von dem aus man bis nach Amerika sieht“, schwärmt er. 120 Kilometer, sozusagen ein Katzensprung, wenn man gut zu Fuß ist.

Zwischen Jakobsweg und Jakobsweg: Wandern an der Costa Blanca
Ein Jahr ohne laufen kann Rudolf Moser sich kaum noch vorstellen. „Bei mir ist der Jakobsweg kein religiöser oder spiritueller Anreiz, die Natur sagt mir einfach zu, ich habe sportlichen Ehrgeiz und unterhalte mich gerne mit neuen Leuten“, sagt er. „Unterwegs vergisst du die Alltagsgeschäfte, bist ganz auf dich gestellt.“
Zwischen Camino und Camino ist natürlich auch genug Zeit, diesmal gemeinsam mit seiner Frau, um die Gegend an der Costa Blanca, rund um Benissa zu erkunden. „Es gibt hier keinen Berg, den wir noch nicht erklommen haben“, sagt der Schweizer und fügt noch hinzu, dass er mittlerweile auch wisse, welche Schuhe er zum Wandern brauche. Zeit zum „Einlaufen“ hatte er ja wahrhaft genug.