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Stierkampf kehrt zurück: Spanische Fiestas erregen Tierschützer

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Von: Stefan Wieczorek

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Sechs schwarze Stiere stehen nebeneinander auf engem Raum.
Stierkämpfe an der Costa Blanca: Für die blutigen Spektakel werden die Stiere gezielt gezüchtet und ausgewählt. © Ángel García

Einige Orte in Spanien setzen bei der Rückkehr ihrer rauschenden Feste wieder auf Stierkämpfe. Noch immer haben die blutigen Spektakel viele Fans - auch an der Costa Blanca.

Cox - Im Sommer 2022 kehren nach langer Coronavirus-Auszeit nicht nur viele tolle Fiestas an die Costa Blanca zurück. Sondern auch einige mit ihnen verbundene unerfreuliche Erscheinungen. Zuletzt sorgten in Spanien verschiedene Gemeinden mit Gruppenvergewaltigungen von Frauen für bestürzende Schlagzeilen. Nun gesellen sich auch Diskussionen zum Thema Tierquälerei hinzu. Denn einige Orte an der Küste setzen bei der Rückkehr ihrer Feste auf Stierkampf-Spektakel. Darunter etwa das kleine Cox im Kreis Vega Baja. Hier hatte es schon 14 Jahre keine Corridas gegeben. Nun kehrt die blutige Show aber zurück.

Costa Blanca: Stierkampf im Sommer - Fiestas erregen Tierschützer in Spanien

Im Juli, bei der Fiesta zu Ehren der Patronin Virgen del Carmen, soll wieder der Mensch seine Überlegenheit gegenüber dem Tier demonstrieren: Am 10. Juli ist in Cox das erste Stierkampf-Spektakel seit 2008 geplant. Über 13.000 Euro lässt der Ort im Süden der Costa Blanca sich das Comeback der Corrida kosten. Bei der 2022 vorgesehenen Variante handelt es sich um einen Wettkampf mit sogenannten rejoneadores. Gemeint sind damit Stierkämpfe mit auf Pferden reitenden Toreros. Tatsächlich werden die Corridas trotz wachsender gesellschaftlicher Ablehnung in Spanien gefördert und von einer starken Fangemeinde gepusht.

Für die Stierkämpfe in all ihren Varianten werden auch an der Costa Blanca weiter Stiere und auch Pferde gezielt gezüchtet und nach strengen Kriterien ausgewählt. Bei der Corrida im Stile Rejón wird der Stier während des Kampfes mit Spießen von unterschiedlicher Länge am Rücken verletzt. Wenn das Tier dadurch nicht stirbt, verwendet der Torero einen Degen, um es unter dem Jubel der Massen zu töten. Dieser Aufgabe wollen im Juli in Cox Andy Cartagena, Lea Vicens und José Rocamora nachgehen, die Stierkämpfer, die stolz vom Fiesta-Plakat herabblicken.

Tierschutz-Gesetz umgeht Stierkampf in Spanien: Klaffende Doppelmoral

In vielen Orten Spaniens werden Stierkämpfe - bei aller Kulturgeschichte und Tradition - scharf kritisiert oder gar nicht mehr organisiert. Eindeutig werden bei den Spektakeln doch Lebewesen, die Gefühle haben und Schmerz empfinden, gequält und getötet, und das auch noch vor johlendem Publikum. Kein Wunder, dass sich viele Gemeinden ausdrücklich als Orte frei von Stierkämpfen deklariert haben. Mit Katalonien hat etwa eine ganze Autonome Region erklärt, nicht mehr auf diese Art der Tierquälerei zurückzugreifen. Anders ist es jedoch in anderen Teilen des Landes, längst nicht nur im kleinen Cox an der Costa Blanca.

Eine Frau pflegt auf einer Leiter stehend ein braunes Pferd.
Stierkampf an der Costa Blanca: Ein Pferd wird für den Rejón-Wettkampf vorbereitet. © Ángel García

Viele Tierschützer bemängeln, dass Spanien nicht genug gegen Stierkämpfe tue. Ausgerechet die aktuelle Regierung hatte kürzlich ein neues spanisches Tierschutz-Gesetz durchgebracht. Das Quälen und Töten von Tieren kann nun mit bis zu zwei Jahren Gefängnis belangt werden. Tierquälern kann das Halten von Tieren verboten werden. Allerdings ist der Stierkampf vom Gesetz ausgeschlossen, obwohl dabei genauso Lebewesen - und das auch noch vor vielen Zeugen und laufenden Kameras - blutig aufgespießt und getötet werden. Eine klaffende Doppelmoral wird im Thema Tierschutz mehr als offenbar.

Den Vorwurf machten zuletzt etwa Ökologen von der Costa Blanca im Zusammenhang mit dem neuen Tierschutz-Gesetz. So würden etwa bestimmte Arten wie Katzen durch das Gesetz gefördert, andere Tiere jedoch - bedrohte Vögel in Naturschutzgebieten etwa - durch die Räuber, die Katzen nunmal auch sind, in Gefahr gebracht. Keineswegs könne Spanien sich daher als Bewahrerin der Biodiversität geben, wenn sie nicht für alle schützenswerten Lebewesen einstehe.

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