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Römische Amphore in Wohnung an Costa Blanca - Zufälliger Fund der Polizei

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Von: Stefan Wieczorek

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Eine alte römische Amphore liegt neben einer Messlatte.
Die 2.000 Jahre alte Amphore stand in einer Wohnung an der Costa Blanca herum. © Guardia Civil

Ein 2.000 Jahre altes Gefäß diente in einem Zimmer in Santa Pola als Dekoration. Der Ort bleibt auf den Fersen seines einstigen römischen Hafens.

Santa Pola – Ein feines Näschen für antike Schätze haben Kripo-Beamte in Santa Pola an der Costa Blanca bewiesen. In einer Wohnung, die sie aus ganz und gar nicht archäologischen Gründen untersuchten, fiel ihnen ein Gefäß auf. Es erinnerte sie an antike Amphoren, in denen zu Zeiten des Römischen Reiches flüssige Waren quer über das Mittelmeer befördert wurden. Eine Untersuchung gab der Polizei nach dem zufälligen Fund recht. Das Gefäß aus Keramik wurde im 1. Jahrhundert in der antiken Kaiserzeit geformt, ist in bestem Zustand und damit von hohem Wert.

Costa Blanca: Römische Amphoren auch im Fischladen

Unter Aufsicht der Guardia Civil ist die Amphore mittlerweile im Meeresmuseum (Museo del Mar) von Santa Pola eingetroffen. Der Ort im Südosten Spaniens war in der antiken Zeit der Römer als Portus Ilicitanus ein bedeutender, mit der italienischen Küste vernetzter Hafen am Mittelmeer. Die jüngste Entdeckung der Polizei erinnert an einen ähnlichen zufälligen Fund im Juli 2020. Damals hatte die Umwelteinheit der spanischen Zivilgarde in einem Fischladen gar 13 antike römische Gefäße beschlagnahmt, die dort verbotenerweise als Deko gedient hatten.

Wie sie dorthin gelangt waren? Offenbar hatte ein Fischerboot die Amphoren irgendwo vor der Küste des einstigen Portus Ilicitanus geborgen. Schon leuchteten so einige Forscheraugen: Wartet da womöglich auf dem Grund des Mittelmeers vor der südlichen Costa Blanca das Wrack eines spektakulären antiken Schiffes auf seine Bergung? Einiges spricht für die Existenz eines solchen archäologischen Schatzes im Meer, bewiesen ist bisher jedoch nichts.

Kein Privatbesitz: Verkauf kultureller Güter ist verboten

Einen Zusammenhang der 13 römischen Amphoren mit der jüngst gefundenen haben die Experten des Meeresmuseums von Santa Pola noch nicht hergestellt. Auch wie letztere in die Wohnung an der Costa Blanca gelangt war, konnte der Bewohner der Polizei nicht sagen. Eine Ahnung, wie wertvoll der zufällig gefundene Behälter war, hatte er ebenfalls nicht. Mit größter Vorsicht transportierten Fachleute das antike Stück bereits am 14. Februar in die sichere Museumsobhut.

Im Museo del Mar gelang sogleich eine Klassifizierung: Dressel 7-11 lautete der Typ der kürzlich in Santa Pola gefundenen Amphore. Die Klassen sind nach dem deutschen Archäologen Heinrich Dressel benannt. Nun muss Valencias Kultusministerium einen festen Standort für das römische Gefäß wählen. Ein Zurück in den Privatbesitz gibt es jedenfalls nicht: Stücke von kulturellem Wert – daran erinnert Spaniens Guardia Civil abermals – gelten als öffentliches Eigentum. Der Verkauf solcher Güter sei daher streng verboten und werde im Nachhinein für nichtig erklärt.

Seit einigen Jahren arbeitet Santa Pola daran, das große Erbe des Portus Ilicitanus auszugraben. Zu besichtigen sind bereits eine römische Villa im Palmenpark und das Ausgrabungsgebiet La Picola. Eine größere Erschließung des antiken Hafens könnte der Stadt an der spanischen Mittelmeer-Küste einen ähnlichen kulturellen Auftrieb geben wie es etwa in Cartagena durch die aufsehenerregende Entdeckung des römischen Theaters vor 30 Jahren geschah.

Ein römisches Theater in Spanien (Cartagena), ganz klein sind Touristen vor einer ruinösen Kirche zu sehen.
Erst 1990 fand Cartagena sein römisches Theater - und eine neue Identität. © Ángel García

Antike Schätze vor der Nase: Römer an Costa Blanca

Oder auch in Villajoyosa, das im Norden der Costa Blanca immer wieder mit römischen Entdeckungen für Aufsehen sorgt. Die Beamten und Forscher hoffen, dass der zufällige Fund der römischen Amphore mehr Menschen aus Santa Pola und Umgebung sensibler für antike Schätze macht. Und nicht zuletzt darauf bringt, ihre Dekorationen zu Hause näher zu betrachten. Vielleicht stehen ja weitere Schätze des Portus Ilicitanus einfach so herum, in Wohnungen der heutigen Nachkommen der spanischen Römer, sogar direkt vor ihrer Nase.

Zum Thema: Archäologen bergen am Strand Moschee über Römer-Villa

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