Nicht nur an den Mauren-Höfen in Córdoba oder den Sultanspalästen von Granada gehörte die Falknerei als Prestige und Jagdspaß dazu, auch im christlichen Kastilien frönten die Herren auf ihren Burgen der Abrichtung von Adlern, Bussarden, Milanen, Falken und Habichten. Wobei die Mauren mehr auf kleinere, wendige und blitzschnelle Arten setzten, die Kastilier jene mit weiten Schwingen, repräsentativem Äußeren, viel Kraft und Ausdauer bevorzugten. Die Terminologie übernahmen die Kastilier aber von ihren Erzfeinden, viele spanische Fachbegriffe der Falknerei entstammen dem Arabischen.
Die Unterschutzstellung der Falknerei von seiten der Landesregierung Andalusiens hat mehrere Aspekte, vor allem geht es um den Erhalt der historischen Tradition im ethnologischen Kontext, was auch die gezielte Förderung der kostspieligen Falknerei für die Jagd, als „Sport“, für den Tourismus als Vorführung oder eben für Sondereinsatzkommandos wie jene von Romulus und Remus umfasst. Gleichzeitig unterliegt das „Kulturgut“ nun einer höheren amtlichen Aufsicht, was auch den Missbrauch einschränken soll. Denn auch wenn es sich per se um Nutztiere handelt, fallen die gefiederten Jäger unter das Wildtiergesetz. Doch immer wieder findet die Seprona-Naturschutzeinheit der Guardia Civil bei Hobbyjägern und Neureichen Adler und Falken unter miserablen Bedingungen gehalten, gibt es einen florierenden Schwarzmarkt für die häufig bedrohten Raubvogelarten. Mit dem BIC-Status gibt es dagegen, aber auch gegen die nicht artgerechte Zurschaustellung, die immer wieder auf Mittelaltermärkten und anderen Events vorkommt, nun bessere Handhaben.
Mit der Falknerei sind auch andere Kunsthandwerke verbunden, wie Sattler, Täschner und Messingschmiede, die die kunstvollen Armhalter und Handschuhe oder die Augenkappen und Fußschellen nach uralten Mustern und oft sehr maurisch verziert in mühsamer Handarbeit fertigen. Auch sie erfahren nun besonderen Schutz, werden als andalusisches Kunsthandwerk offiziell anerkannt und gefördert. Nicht zuletzt wird auch der Falkner als Lehrberuf geschützt und in manchen Aspekten erstmals schriftlich und visuell dokumentiert, denn viele Tricks und Techniken werden nach wie vor mündlich überliefert.
Es gibt einige Vereine in Andalusien, meist im Umfeld der Jägerei, die sich mit Falknerei befassen, sogar solche, die Abrichtung und Zuchtprogramme zur Auswilderung verbinden und stolz auf ihre „ökologische Jagdwaffe“ sind. Die Bodega La Bendita Locura bei Puerto de Santa María (Cádiz) bietet Falknerei-Vorführungen mit Menü.
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