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Fallas 2023 in Valencia: Das steckt hinter dem spektakulären Feuer-Fest

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Von: Judith Finsterbusch

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Bei den Fallas in Valencia wird eine Figur verbrannt.
Am Ende des Fests werden die Fallas-Figuren in Valencia verbrannt. © Alberto Saiz/dpa

Die Fallas gehören zu den spektakulärsten Fiestas in Spanien, jedes Jahr lockt das Feuer-Fest mit den riesigen Pappmaché-Figuren Millionen Besucher nach Valencia. Doch was hat es mit der Feier eigentlich auf sich?

Valencia - Entweder man liebt sie oder man hasst sie, eine Grauzone gibt es nicht. In jedem Fall drücken die Fallas das valencianische Lebensgefühl aus wie sonst keine andere Fiesta: Es lärmt, posaunt, kracht, raucht, bebt und brennt vom 15. bis 19. März in der Landeshauptstadt Valencia. Gesehen haben sollte jeder dieses bunte und komische Fest in Spanien wenigstens ein Mal – allein schon, um entscheiden zu können, ob man sich zu den Liebhabern oder zu den Hassern der Feuer-Fiesta zählt.

Fallas 2023: Was hat es mit dem Fest in Valencia auf sich?

Die riesigen Figuren aus Holz und Pappmaché locken jedes Jahr Millionen Besucher nach Valencia, Hotels und Pensionen sind Monate im Voraus ausgebucht. 2023 ist die Vorfreude auf das valencianische Fest der Feste noch größer, schließlich sind es die ersten Fallas ganz ohne Corona-Masken oder sonstige Überbleibsel der Pandemie.

Für auswärtige Gäste ist es bisweilen schwierig, das Fest zu begreifen. Die Fallas läuten das Winterende ein und feiern den nahenden Frühlingsbeginn, so viel steht fest. Doch die meterhohen Figuren stehen auch für Satire und – zugegebenermaßen etwas eigenwillige – Kunst. Ähnlich wie der Karneval in Deutschland nehmen sie Politiker aufs Korn und ziehen in Form von einzelnen Figuren, den sogenannten Ninots, durch den Kakao, wer in Valencia, Spanien, Europa und der Welt das Sagen hat. Zentrale Themen dieses Jahr sind natürlich der Ukraine-Krieg, die Inflation, der Strompreis, aber auch die Schwierigkeiten, eine bezahlbare Wohnung in Spanien zu finden und der Klimawandel. Es geht um Macht und um Habgier – und um das Superwahljahr 2023.

Die besten Fallas in Valencia: 2023 soll das Jahr der Superlative werden

Spätestens am Tag der plantà (Aufstellen) am Mittwoch, 15. März, müssen die knapp 600 großen und kleinen Figuren der 273 Fiesta-Kommissionen, die 2023 einen Gesamtwert von über 8,5 Millionen Euro haben, in Valencia stehen. Fünf Tage lang mokieren sich die Figuren zwischen Kitsch und Kunst über Missstände, bevor sie am Josefstag, in der Nacht vom 19. auf den 20. März, in Flammen aufgehen. Zuvor allerdings wählt eine Jury die besten Werke in jeder Kategorie, für die Falleros ein ähnlich bedeutender Moment wie die Ziehung der Weihnachtslotterie. Bei der Verbrennung der Fallas, der cremà, fließen nicht selten Tränen bei den Fiestaleuten: Für die Falleros bedeutet sie den Beginn eines neuen Zyklus.

Viel Rauch steigt bei einem Pyrotechnik-Event auf einem Platz gen Himmel.
Wenn es raucht, knallt und brennt in Valencia, dann sind Fallas. So sieht die tägliche mascletà vorm Rathaus aus. © Rober Solsona/dpa

2023 sollen die Fallas der Superlative werden, trotz Krise. Knapp eine halbe Million Euro etwa sind bei dem Fest in Valencia für Pyrotechnik eingeplant, sei es bei den täglichen Böllerkonzerten – mascletàs – um 14 Uhr auf dem Rathausplatz, den nächtlichen Feuerwerken – castillos – oder der Nit del Foc, der „Feuernacht“ vom 18. auf den 19. März mit einem 19 Minuten langen Pyrotechnikspektakel, das allein 75.000 Euro verschlingt.

So teuer sind die Fallas: Riesige Figuren in Valencia verschlingen 2023 Unsummen

Mehr als 100.000 Falleros schmeißen sich 2023 während des Stadtfests in Schale – die Frauen mit Reifröcken und an den Ohren zu Schnecken aufgedrehten Haaren, die Männer in Kniebundhose und mit Kopftuch. Dazu kommen über 300 Musikkapellen, die Tag und Nacht aus ihren Instrumenten herausholen, was diese so hergeben. Wer nun während der Fallas nach Valencia fährt, will freilich vor allem die riesigen Figuren sehen. Mittendrin, aber außer Konkurrenz, steht das immer sehenswerte Fallas-Monument auf dem Rathausplatz, die falla municipal.

Bei den Fallas in Valencia wird auch 2023 nicht gekleckert, sondern geklotzt – besonders in der Königsklasse, der Sección Especial. Mitten im Boom durfte eine dieser Figuren noch gut und gerne 900.000 Euro kosten, heute müssen mindestens 90.000 investiert werden, um „Especial“ zu sein. Neun Fallas treten in dieser Kategorie an, es sind die größten, die teuersten, die von den prestigeträchtigsten Falla-Bauern. An diesen Figuren herrscht für gewöhnlich der größte Andrang, die meisten stehen im Stadtzentrum. Der Name der Falla steht übrigens für die Straßenkreuzung, an der die Figur aufgebaut ist. Neben der großen Falla ist immer eine kleine zu sehen, die sogenannte Falla infantil, Kinderfalla. Die Kommissionen einer jeden Klasse liegen im Wettstreit, eine Jury entscheidet, wer die beste Falla gebaut hat.

Warum werden die Fallas in Valencia verbrannt? Geschichte des Fests kurz erklärt

Die Geschichte der Fallas in Valencia geht übrigens vermutlich auf das 18. Jahrhundert zurück. Seit jeher läuten mediterrane Kulturen den Wechsel der Jahreszeiten mit großen Feuern ein. Das Fallas-Fest speziell geht allerdings zurück auf eine Tradition der Zimmerleute. Sie räumten zum Ende des Winters ihre Werkstätten aus und verbrannten die Holzabfälle und Lampengestelle am Josefstag, dem Schutzpatron der Zunft.

Zwei Personen betrachten eine der Fallas-Figuren in Valencia.
Die Fallas-Figuren in Valencia sind irgendwo zwischen Kitsch und Kunst anzusiedeln - spektakulär sind sie in jedem Fall. © Jorge Gil/dpa

Erste Aufzeichnungen über die Scheiterhaufen in den Vierteln von Valencia stehen in Reiseberichten aus dem frühen 18. Jahrhundert. Mitte des 18. Jahrhunderts nahmen die Fallas bereits konkrete Ereignisse und Personen aus den Vierteln der Stadt auf die Schippe, und auch die ersten der heute knapp 300 Fallas-Vereinigungen gründeten sich in jener Zeit. Die Scheiterhaufen stellten die Anwohner auf und versahen sie mit satirischen Plakaten.

Valencia: Freche Fallas sind Unesco-Weltkulturerbe

Am Josefstag, 19. März, gingen vor allem Holzkisten mit rudimentären Puppen und Figuren aus Wachs in den Flammen auf. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts fördert das Rathaus die bissige Kultur, und aus dem Brauch ist eine Zunft und Kunst gewachsen: die des Falla-Bauers oder artista fallero. Die Kunsthandwerker begannen zu experimentieren, mit Karton, Pappmaché und Polystyrol immer größere, höhere und teurere Gebilde zu bauen. Seit 2022 sind die Fallas in Valencia übrigens auch Unesco-Weltkulturerbe.

Paradoxerweise galt die Franco-Diktatur als frechste und frivolste Epoche der Fallas in Valencia. Unter dem Schutz der kurzen Zeitspanne von fünf Tagen und des absehbaren Flammentods pinkelten die Valencianer der Obrigkeit ans Bein. Der Berufsstand des Falla-Bauers bringt es heute auf 300 Meister und betreibt in Burjassot ein eigenes Industriegebiet namens Ciudad Fallera samt Museum.

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