Fallas in Valencia: Hier stehen 2023 die spektakulärsten Figuren

Bei den Hunderten Figuren, die während der Fallas in Valencia aufgestellt sind, haben die Besucher die Qual der Wahl, welche sie sich anschauen möchten. Wir erklären die neun teuersten und größten Fallas und verraten, wo sie stehen.
Valencia - Auf den ersten Blick mögen die Fallas-Figuren in Valencia einfach nur durch ihre Größe und ihre bunte Farbe beeindrucken. Doch bei den Fallas geht es um mehr, das Fest wird schon seit dem 18. Jahrhundert gefeiert. Auch die meterhohen Figuren selbst stecken voller Botschaften: Ähnlich wie beim deutschen Karneval nehmen sie Politiker und andere Mächtige auf die Schippe, prangern gesellschaftliche Missstände an und stecken voller Satire. Die wichtigsten, weil größten und teuersten, Figuren treten bei dem Wettbewerb um die schönste Figur in der Kategorie Sección Especial an. Ab dem 15. März sind die Fallas fertig aufgebaut, verbrannt werden sie in der Nacht vom 19. auf den 20. März.
Fallas in Valencia: 9 Figuren aus der Königsklasse - Falla Convent will Titel verteidigen
Mindestens 90.000 muss eine Falla kosten, um zu dieser Königsdisziplin zu gehören. Neun Fallas treten 2023 in der Kategorie Especial an, hinter den meterhohen Figuren stecken die prestigeträchtigsten Falla-Künstler. An den Figuren der Sección Especial herrscht für gewöhnlich der größte Andrang von Besuchern, die meisten von ihnen stehen im Stadtzentrum. Der Name der Falla steht oft für die Straßenkreuzung, an der die Figur aufgebaut ist. Neben der großen Falla ist immer eine kleine zu sehen, die sogenannte Falla infantil, Kinderfalla. Die Kommissionen einer jeden Klasse liegen im Wettstreit, eine Jury entscheidet, wer die beste Falla gebaut hat. Wir erklären, was die einzelnen Fallas darstellen, wo sie stehen - und wie teuer die Figuren sind.
Den Titel verteidigen will 2023 die Falla Convent Jerusalén-Matemático Marzal an der gleichnamigen Straßenkreuzung unweit der Stierkampfarena in Valencia, die den dritten Sieg in Folge anstrebt. Pere Baenas heißt der Künstler, den die Kommission zum sechsten Mal unter Vertrag nimmt. „Por un puñado de euros“, für eine Handvoll Euro, heißt sein Werk dieses Jahr, gekostet hat die Figur etwas mehr als eine Handvoll Münzen: Mit 255.000 Euro ist sie die teuerste Falla. Dafür bekommen die Besucher immerhin eine Reise in den Wilden Westen, samt Cowboys und Indianern, Pferden und Geiern, Sheriff, Saloon-Tänzerin und Bestatter – allesamt bewaffnet. Jeder hackt irgendwie auf jemandem herum, es geht um den Kampf der Menschen gegeneinander, um Egoismus, das Prinzip „der Starke nimmt dem Schwachen noch sein letztes Hemd“. Ein Monument gegen Habgier, Egoismus, Ausbeutung – so bunt, so scheinbar fröhlich, wie Sozialkritik nur in der Fallas-Welt sein kann.
Fallas 2023 in Valencia: Hier stehen die Figuren von L‘Antiga und Plaza del Pilar
Bunt wird es auch bei der Falla L’Antiga de Campanar mit dem Motto „Som de colors“, wir sind aus Farbe, gebaut für 170.000 Euro von Carlos Carsí. Vier Frauen sind die Protagonistinnen, eine rothaarig, eine weiß, eine dunkelhäutig, eine mit blauem Schopf. Eine Hommage an die Vielfältigkeit, wären da nicht die kleinen Wesen mit Kapuzen, die Unruhe stiften. Die zweitteuerste Falla in Valencia wird im Viertel Campanar am Carrer del Monestir de Poblet aufgebaut. Das Viertel liegt etwas außerhalb vom Stadtzentrum, die U-Bahn hält aber praktisch direkt vor der Falla.
Ebenfalls 170.000 Euro kostet die Falla der Kommission Plaza del Pilar, die dieses Jahr vor allem eins will: überleben. „We will survive“ von Paco Torres repräsentiert den ewigen Zwiespalt zwischen Sorge und Frust auf der einen Seite und Träumen und Glück auf der anderen. Dieser alltägliche Konflikt prasselt ein auf eine Erde, die von den Menschen – dargestellt als Zombies – ausgebeutet wird. Ein Blick lohnt sich auch auf den hinteren Teil der Falla, die Kritik übt an falschen (Schönheits-)idealen, der Suche nach der ewigen Jugend, dem Versuch, etwas zu sein, das man gar nicht ist. Die Falla steht mitten im Zentrum von Valencia, unweit des Rathauses an der Calle de Maldonado.
Fallas 2023: Hier stehen die größten und teuersten Figuren in Valencia
Noch bunter als gewohnt wird die Falla der Kommission Exposición-Micer Mascó für 160.000 Euro. Künstler David Sánchez Llongo hat sie schlichtweg „Kromática“, chromatisch, genannt und lässt die Figuren zwischen menschlichen und Fabelwesen denn auch mit Farben, Pinseln und Paletten spielen. Zu bewundern ist die Figur ab 15. März in der Nähe der Universität Valencia, an der Straße Micer Mascó.

Ein vierblättriges Kleeblatt präsentiert die Falla Na Jordana im Carmen-Viertel für 150.000 Euro. Die vier Seiten von „Clover Earth“ stehen für Hoffnung, Glaube, Liebe und Glück. Künstler Mario Gual hat mit seiner Falla ein zauberhaftes Märchendorf voller Feen, Zwerge und Einhörner kreiert, in dem ein Bürgermeister ein Kleeblatt findet, das ihm und seiner Stadt Glück bringen soll. Daraufhin beschließt das Stadtoberhaupt, Fallas aufzustellen – offenbar die höchste Form des Glücks. Die Figur steht in der Nähe der bekannten Serranos-Türme von Valencia, an der Straße Salvador Giner.
Im beleuchteten Viertel: 2 der größten Fallas-Figuren stehen in Valencias Viertel Ruzfafa
Das Leben feiert die Falla Cuba Literato Azorín am Carrer del Literat Azorín mit „Vida“. Bisher hat Künstler Vicente Martínez Aparici das Projekt nur in einer Schwarz-Weiß-Zeichnung vorgestellt, man darf also auf die Farben gespannt sein. Im Mittelpunkt der Figur steht eine schwangere Frau, quer durch die Falla ist ein komplettes Menschenleben nachgezeichnet: Vom Fötus im Mutterleib bis zum Tod. Die Figur steht im Ruzafa-Viertel von Valencia, das während der Fallas jeden Abend spektakulär beleuchtet wird - einer von vielen Tipps für einen Besuch des Fests.
Nach Asien geht es mit der Falla Sueca Literato-Azorín, die nur wenige Meter von der Falla Cuba Literato Azorín entfernt an derselben Straße steht. Im Animé-Stil türmen sich die einzelnen Figuren (Ninots) auf, der Namen „Crisitunidad“ setzt sich aus den Wörtern „Crisis“ und „Oportunidad“ zusammen, es geht um die Ideen und Chancen, die aus Krisen, Kriegen, Pandemien hervorgehen können. Im Zentrum steht ein riesengroßes junges asiatisches Paar, das seine Kinder und Haustiere in Schöpfeimern trägt. Kosten: 140.000 Euro.
Mitten im Zentrum von Valencia: Hier stehen die größten und teuersten Fallas
Kritik an den Mächtigen übt die Falla Almirante Cadarso-Conde de Altea, die das 140.000 Euro teure Werk von Antonio Pérez Mena ironisch „Que no pare la música“ getauft hat. Im Mittelpunkt steht ein König, den nur sein eigenes Vergnügen interessiert, er ist umgeben von Musen und Narren, die ihm die Melodien vorspielen, die ihn interessieren: Macht, Sex und gigantische Sportveranstaltungen. Die Falla steht an der Straße Conde de Altea im Zentrum von Valencia.
Mit Abstand die kleinste, also günstigste Falla, stellt jedes Jahr die Kommission Reino de Valencia – dieses Jahr mit 92.000 Euro Budget. „Llámalo amor, llámalo X“, nenn es Liebe, nenn es X, verspricht, schlüpfrig zu werden. Es geht um intime Beziehungen, Künstler Sergio Musoles hat sich dabei von der indischen Liebeskunst inspirieren lassen. Eine der Figuren: Ein Fakir, der nicht auf einem Nagelbrett sitzt, sondern auf einer großen Steckdose, die an seinem Hintern angeschlossen ist – die Stromrechnung ist dieses Jahr schmerzhafter als ein paar Nägel. Auch diese Figur steht im Zentrum, an der Straße Duc de Calàbria.