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Feiertag in Spanien am 6. Januar: Die Magier aus dem Orient kommen

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Von: Stefan Wieczorek

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Ein Mann in orientalischer Tracht liest vor einem leuchtenden Stern eine Schriftrolle.
Feiertag der Drei Heiligen Könige in Spanien: Alcoy an der Costa Blanca bietet die älteste Parade. © Ángel García

Schon am Donnerstagabend ziehen die Heiligen Drei Könige mit einer großen spanischen Fiesta ein. Was hinter dem Event steckt, wie die Spanier es feiern und wer die Reyes Magos überhaupt sind.

Auch wenn Papa Noel (der Weihnachtsmann) ihnen gehörig den Platz streitig macht: Rund um Weihnachten sind die Reyes Magos in Spanien vor allem für Kinder anno 2023 immer noch die Nummer eins. Ein spektakuläres Finish der weihnachtlichen Feiertage ist kurz nach Silvester die Ankunft der Heiligen Drei Könige. Bereits Tage zuvor kündigt sich der Besuch der Magier aus dem Orient in den Städten auch der Costa Blanca bis Costa del Sol an. Gefeiert wird die Ankunft des morgenländischen Trios mit Paraden am Vorabend des 6. Januar, bei dem es sich schon seit 1885 um einen gesetzlichen Feiertag in Spanien handelt.

Spaniens Feiertag im Januar: Wer waren die Heiligen Drei Könige?

Der Hintergrund von Spaniens erster großer Fiesta im neuen Jahr ist, wie vieles rund um Weihnachten, biblisch. Die Reyes Magos entsprechen den Sterndeutern („magoi“), von denen im Matthäusevangelium die Rede ist. Am 5. Januar, also am Abend vor ihrem Feiertag, treffen die Heiligen Drei Könige in den weihnachtlich beleuchteten Städten ein und ziehen auf Festwagen begleitet von Show und Tanz durch die Straßen. In so gut wie jeder Gemeinde gibt es diese Paraden - Cabalgatas genannt -, doch unterscheiden sie sich in ihrer Akzentuierung. Meist geht es fetzig und laut zu, manchmal eher traditionell und mit Liebe zum Detail.

Kein Dreikönigsfest kommt in Spanien ohne typische Rituale aus. Über allen Bräuchen für Zuhause thront ein rundes Gebäck: Der Roscón de Reyes, den man per Rezept selbst backen oder ihn in einer Bäckerei (Panadería) kaufen kann. In manchen spanischen Städten wie Alicante gibt es zum Feiertag der Reyes Magos sogar einen Wettkampf um den besten Dreikönigskuchen, wobei die prominenten Hersteller meist ausgebucht sind, sodass man den Roscón vorbestellen muss. Verspeist wird der Kuchen in den meisten Fällen nach den Paraden des 5. Januar im Kreise der Familie mit Bechern voller heißer Schokolade.

Paraden der Heiligen Drei Könige 2023: Auswahl an Costa Blanca

Wie von Zauberhand: Gold, Weihrauch und Myrrhe

Warum kommen die Heiligen Drei Könige überhaupt? Das weiß in Spanien jedes Kind. Um Geschenke zu bringen! Schon viele Tage zuvor verfassen spanische Kinder Briefe, auf denen sie den Reyes Magos ihre Wünsche mitteilen. Diese Zettel werden entweder in dafür speziell hingestellte Briefkästen eingeworfen, oder den Helfern der Könige (pages) übergeben, die sich, je näher der Feiertag rückt, gehäuft in den Städten aufhalten. Nach der Parade der Magier und nach verzehrten Roscón mit Schokolade ist es in der Regel am Abend des 5. Januar soweit: An einer bestimmten Stelle tauchen wie von Zauberhand die Geschenke auf!

Dass die Magier aus dem Morgenland Geschenke bringen, hat wiederum seinen Ursprung in der Bibel. Die „magoi“ aus der Weihnachtsgeschichte überreichen dem Christkind schließlich Gold, Weihrauch und Myrrhe. Es sind in der antiken Welt Gaben höchster Ehrerbietung. Laut der alten Erzählung sind die Weisen einem Stern am Himmel folgend aus dem Osten bis nach Bethlehem gereist, da sie dort einen neugeborenenen König erwarteten. Eine große Besonderheit ist ihre Herkunft: Bei den Magos handelte es sich nicht um Menschen der jüdischen Gemeinschaft, sondern um Vertreter einer fremden Kultur.

Weihnachtskrippe im Haifischbecken im Zoo in Madrid.
Keine beschauliche Weihnachts-Reise: 2023 führte der Stern die Reyes Magos sogar durch ein Haifischbecken in Spanien. © Gustavo Valiente/dpa

Heilige Königinnen? Begegnung mit unverseller Menschheit

Immer wieder entsteht am Feiertag der Heiligen Drei Könige Zoff in Spanien. Etwa, wenn bei der Feier ein Detail abgeändert oder modernisiert wird. Besonders umkämpft ist etwa das Auftreten von Frauen in der Rolle der Weisen aus dem Orient. Für die einen sind solche Neuerungen im 21. Jahrhundert längst überfällig, für die anderen bleiben sie ein Skandal. Fest steht, dass selbst in der biblischen Geschichte keineswegs geschrieben steht, ob die Reyes Magos allesamt Männer waren. Dem nicht genug: Nicht einmal die Zahl drei wird dort genannt, und schon gar nicht, dass es sich bei den „magoi“ um Könige oder Herrscher handelte.

All das sind Einschübe späterer Zeiten. Auch die allseits bekannten Namen der Heiligen Drei Könige - spanisch Melchor, Gaspar y Baltasar - tauchten erst im 6. Jahrhundert auf. Für den Feiertag spielt all das allerdings nur eine Nebenrolle: Den 6. Januar feiern Christen in erster Linie als Fest der Epiphanie. Das bedeutet, dass Gott sich unter den Menschen als solcher sichtbar macht. Laut christlichem Glauben tat das Jesuskind dies durch die Begegnung mit den „magoi“ aus dem Orient. Die schließlich kamen aus dem alten Babylon, einem ganz anderen Volk - und repräsentieren daher die universelle Menschheit der Welt.

Giganten in Alicante: Auf geheimnisvollen Routen

Sterndeuter, Wissenschaftler, Träumer: Wer waren sie wirklich, die sogenannten Heiligen Drei Könige? Strengt man sich an und denkt all den Kitsch und Lärm rund um den Feiertag weg, bleiben die Reyes Magos spannende Figuren, die auch heute Anreize liefern können. Natürlich dürfen die „magoi“ im Jahr 2023 aber auch in der größten Weihnachtskrippe der Welt in Alicante nicht fehlen und sind in den schönsten spanischen Weihnachtsliedern verewigt, wobei sie geheimnisvolle Routen bis über Holland laufen. Und wer entdeckt die universellen Besucher aus Babylon in unserem Jahresrückblick „World in Union“?

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