Von wegen Nikolaus: Feiertage in Spanien - Warum ist am 6. und 8. Dezember frei?

Zum Ende des Jahres stehen in Spanien noch einmal zwei wichtige Feiertage an: 6. und 8. Dezember. Doch was feiern die Spanier da eigentlich?
Madrid - Wenn die Kinder in Deutschland am 6. Dezember ihre Nikolaus-Stiefel auspacken, ist in Spanien Feiertag - allerdings keineswegs wegen jenes Bischofs, der brave Kinder beschenkt. Warum also haben am 6. und 8. Dezember in Spanien alle Geschäfte zu und die Angestellten frei? Der Feiertag am 6. Dezember hat in Spanien ausnahmsweise einen rein weltlichen Hintergrund und geht weder auf einen Heiligen noch auf eine Jungfrau zurück: Das Land feiert vielmehr den Tag der Verfassung, Día de la Constitución. Und nur zwei Tage später, am 8. Dezember, steht der nächste Feiertag an, der Tag der Unbefleckten Empfängnis, Día de la Inmaculada.
In Spanien werden die beiden Feiertage auch als „puente de diciembre“, Dezember-Brückentage, oder „puente de la Inmaculada“ bezeichnet. Viele Familien nutzen den 6. und 8. Dezember für einen vorweihnachtlichen Kurzurlaub - wobei die Feiertage 2022 denkbar ungünstig fallen, nämlich auf einen Dienstag und einen Donnerstag. Auch ist es in vielen spanischen Haushalten üblich, zwischen dem 6. und 8. Dezember die Weihnachtsdekoration anzubringen und in vielen Gemeinden finden Weihnachtsmärkte statt.
Spanien: Feiertage am 6. und 8. Dezember - Spanier feiern die Verfassung und ein Wunder
Doch zurück zu der Frage, was es mit den Feiertagen am 6. und 8. Dezember in Spanien auf sich hat. Beide sind Nationalfeiertage, in ganz Spanien haben also die meisten Geschäfte, Schulen und Banken geschlossen und die Angestellten frei. Am 6. Dezember feiert Spanien wie eingangs erwähnt seine Verfassung, die zwar erst am 29. Dezember 1978 in Kraft trat, am 6. Dezember desselben Jahres stimmten die Spanier allerdings per Referendum über die Konstitution ab. Knapp 18 Millionen Wahlberechtigte beteiligten sich damals an der Abstimmung, 88 Prozent davon stimmten dafür.
Für Spanien war der 6. Dezember 1978 somit ein historischer Tag: Im Sommer 1977 hatte es die ersten freien Wahlen nach der Franco-Diktatur gegeben, mit einer demokratischen Verfassung schien der Übergang zur Demokratie geschafft - auch wenn der Putsch-Versuch 1981 zeigte, auf welch wackligen Füßen die junge Demokratie noch stand. Nationaler Feiertag wurde der 6. Dezember in Spanien auch erst einige Jahre nach der Abstimmung über die Verfassung, nämlich 1983.
Der Jungfrau sei Dank: Feiertag in Spanien am 8. Dezember
Während der Feiertag am 6. Dezember vor allem durch offizielle Akte gekennzeichnet ist, wird der 8. Dezember in Spanien eher mit der Familie begangen. Gefeiert wird die Inmaculada Concepción, die Unbefleckte Empfängnis - übrigens sind Inmaculada und Concepción sowie die geläufigen Kurzformen davon - Inma, Macu, Conchi, Concha oder Conchita, bis heute sehr geläufige Frauen-Vornamen in Spanien. Zurück geht dieser Feiertag auf den 8. Dezember 1585, also während des Achtzigjährigen Krieges, in dem sich die Niederländer ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone erkämpften.
An jenem 8. Dezember ereignete sich hier der Legende nach das sogenannte Wunder von Empel. 5.000 spanische Soldaten sahen sich, eingekesselt zwischen den Flüssen Maas und Waal, dem übermächtigen Gegner hilflos gegenüber und drohten, die Schlacht zu verlieren. Nachdem die Spanier das Angebot der Niederländer, aufzugeben, nicht angenommen hatten, öffnete der Feind am 7. Dezember 1585 die Dammschleusen der Flüsse, um das Lager der Spanier zu überfluten, die sich auf den Berg Empel flüchteten. Einer der spanischen Soldaten soll dort beim Ausheben eines Grabes auf eine Holztafel mit dem Bild der Inmaculada Concepción gestoßen sein. In der Nacht kam kalter Wind auf, die Flüsse froren zu, und die Spanier konnten am Morgen des 8. Dezember ihren Rückzugsort zu Fuß verlassen - und ihre Gegner besiegen. Seitdem ist die Inmaculada Concepción Schutzpatronin der spanischen Soldaten. Gefeiert wird dieser Tag in Spanien seit 1644.