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Aus Palmen und Donner: Meister der Feuerwerke von Spaniens Mittelmeerküste

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Von: Stefan Wieczorek

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Ein Mann mit Brille und T-Shirt hält jede Menge Feuerwerks-Raketen in Händen.
Feuerwerks-Meister aus Spanien: Manuel Ferrández hält links die Raketen für Licht-, rechts die für Knalleffekte. © Stefan Wieczorek

Für große Fiesta-Feuerwerke greifen Alicante oder Murcia auf absolute Experten zurück. Familie Ferrández etwa ist seit 130 Jahren in der Branche. Raketenbauer Manuel gibt Tipps für den Besuch der Spektakel.

Redován - Etwas blindes Vertrauen gehört dazu, allem voran bei der Elcher Feuerwerks-Nacht Nit de l’Alba am Samstag, 13. August. Auch wenn nicht mehr – wie vor Jahren – wild aus allen Ecken der Stadt geschossen wird, und das explosive Schauspiel der Costa Blanca Profis vorbehalten ist, ist es eine gewaltige Himmelsoper, bei der Zeus persönlich mit dem Donnerkeil mitzumischen scheint. In der Palmenstadt mit antiken Wurzeln wäre der griechische Göttervater sicher auch nicht falsch. Allerdings übernimmt hier an Spaniens Mittelmeerküste ein anderer die Rolle des Feuerwerks-Meisters, und sein Name klingt weniger mythologisch: Manuel Ferrández.

Feuerwerks-Meister von Spaniens Mittelmeerküste: Ein großes Geheimnis

Der Olymp, auf dem wir die so heißende Knallkörperfabrik besuchen, ist der Hang über dem kleinen Ort Redován. Seit 28 Jahren sorgt das Unternehmen von Manuel Ferrández für gefeierte himmlische Spektakel an Spaniens Mittelmeerküste, darunter Elches Feuerwerks-Nacht am 13. August. Wie alle Götter, plagt auch Ferrández das Problem, dass ihm der Mensch auf die Pelle rückt. Das Stadtgebiet breitet sich aus, die Feuerwerks-Meister – fünf Cousins – mussten Gelände aufkaufen, um den Olymp, den die Familie seit 1958 als Stätte nutzt, wegen Sicherheitsnormen nicht zu verlieren. In dem Gebirge, das man wegen der Aussicht auf den umliegenden Kreis „Balkon der Vega Baja“ nennt, stehen ein paar unscheinbare Häuschen der Firma.

Wenn ich mit Fotografieren beginne, bekomme ich von den Sehenswürdigkeiten nichts mit.“

Manuel Ferrández, Feuerwerk-Meister aus Spanien

Irgendwo hier wird ein großes Geheimnis der Costa Blanca gehütet. „Wie die Raketen der Palmera de la Virgen, am 13. August um 24 Uhr, aussehen, das wissen nur wir“, verrät Manuel Ferrández, 52, als Kind bereits Raketenbauer. „Aber die Stadt weiß, was sie wissen muss.“ Wir erwischen dem Feuerwerks-Meister aus Spanien hochkonzentriert. Um 8 Uhr ist schon reger Betrieb, es wird fabriziert, koordiniert, telefoniert. „Hier, das ist der Motor der Rakete“, hält Manuel Ferrández in einem Fabrikhaus eine Düse fest und steckt eine pfeilförmige Kappe drauf. „Hier drin ist die Zerlegerladung für den Effekt am Himmel.“

Zum Thema: Altea lädt am 13. August zu einem spektakulären Feuerwerk auf dem Meer ein

Spaniens einzigartige Feuerwerke: Besuch-Tipps vom Meister

Wir sehen jede Menge Raketen, die später für Donner und Lichtformationen sorgen werden – außer die geheime Marienpalme natürlich. Mit 70.000 Stück, die ab 23.15 Uhr 45 Minuten lang in die Luft flögen, sei Elche ein „einzigartiges Feuerwerk in ganz Spanien“, meint Manuel Ferrández. „Weil es sich um ein anerkanntes Fest handelt, dürfen Feuerkörper starten, die woanders verboten sind.“ Ein Team aus 40 Leuten schieße in der Nit de l’Alba aus 17 Stationen in Elche Knallkörper in die Luft. Nur einmal vertraute die Stadt einer anderen Firma als den Cousins aus Redován. Vor sieben Jahren wollte das Rathaus etwas Neues wagen.

Es ging schief. Ob aus Fremdverschulden oder mangelnder Vorsicht explodierte die Palmera de la Virgen zu früh, ein Techniker wurde verletzt und starb. Seither vertraut Elche wieder blind Ferrández – und zwar dem vom Olymp aus aus Redován. Auch in Murcia gibt es nämlich einen bekannten Ferrández-Raketenbauer. „Das sind auch unsere Cousins, aber eine andere Firma“, erklärt der Fabrikant mit dem Feuerwerk im Blut. In Orihuela baute sein Vorfahr bereits im 19. Jahrhundert erste Knallköper. Im Jahr 1892 gründete Sebastián Ferrández den ersten Pyrotechnik-Betrieb der Familie.

Über einer Stadt in der Nacht explodiert ein riesiges Feuerwerk.
Mega-Feuerwerk an Costa Blanca: Am 13. August feuert Elche seine himmlische Palme ab. © Salva González / Visitelche

Ob auf den Fiestas an der Costa Blanca, Costa del Sol oder Costa Cálida: Wie begutachtet man ein Feuerwerk? Der Meister aus Spanien gibt einige Tipps für den Besuch: „Man genießt Feuerwerke wie jedes Kunstwerk. Oder wie ein Menü im Restaurant. Oft nehmen Betrachter nur das besonders Laute wahr, aber beim Essen gibt es auch nicht nur das Filet, sondern auch Vorspeisen, die unterbewusst den Geschmack beeinflussen.“ Und wie fotografiert man sie? „Am besten gar nicht. Wenn ich reise, nehme ich kein Handy mit. Weil, wenn ich mit Fotografieren beginne, ich von den Sehenswürdigkeiten nichts mitbekomme.“

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