1. Costa Nachrichten
  2. Spanien
  3. Land und Leute

Prinzessin Leonor von Spanien vor Militärdienst: Thronfolgerin drei Jahre in Uniform

Erstellt:

Von: Marco Schicker

Kommentare

Prinzessin Leonor (links) in Asturien 2022
Militärisch Grüßen muss aber noch geübt werden. Prinzessin Leonor (links) in Asturien 2022. © EFE

Prinzessin Leonor von Spanien wird ab August drei Jahre Militärdienst leisten. Vater und König Felipe drängte auf „schnellstmöglichen Dienstantritt“, die sozialistische Verteidigungsministerin freut sich über „erste Oberbefehlshaberin Spaniens“. Aber was denkt die Prinzessin selbst? Eine ironische Betrachtung.

Nun vergiß diese prangenden Federn, diese Blumen, die schimmernden Bänder, diese Locken, die seidnen Gewänder, dieser Wangen so rosigen Glanz. Unter fluchenden Kameraden, große Bärte, braun gebraten, G‘wehr auf Schulter, Schwert zur Seite, festen Schrittes, kühnen Blickes, ganz gewappnet von Kopf zu Füßen, sehr viel Ehr, doch schmale Bissen!

Lorenzo Da Ponte: Figaros Hochzeit

Madrid - Die Arie aus Mozarts „Figaros Hochzeit“ passt ganz nett zur Bekanntgabe, dass Spaniens Thronfolgerin, Prinzessin Leonor, im Sommer 2023 in den Militärdienst einrücken wird. Zum einen heiratete Figaro in Spanien, in Sevilla nämlich, zum anderen hat Cherubino, dem diese spöttische Prophezeiung gewidmet ist, sich als Mädchen verkleidet, um der „mili“ zu entkommen und auch das Weltbild der Bourbonen, so modern sie sich auch geben mögen, scheint tief im 18. Jahrhundert festzuhängen, wenn man glaubt, dass ein künftiges Staatsoberhaupt drei Jahre Soldat gewesen sein muss, um sittliche Reife oder Fähigkeiten für das Amt des Staatsoberhauptes zu erlangen. Nicht zuletzt dient uns Mozart dazu, diese Boulevard-Banalie aus der Anachronismus-Kammer ein bisschen mit echtem Glanz zu überziehen.

Spaniens Königsfamilie an einem Düsenjet.
Früh übt sich: Spaniens Königliche Familie (Leonor unten links) besuchte schon 2014 die Fliegerbasis in San Javier. © Casa de S.M. el Rey

Prinzessin Leonor, die gerade, ganz zur Freude der stets freigiebigen spanischen Steuerzahler, das Privatgymnasium UWC Atlantic College im britischen Wales besucht, um ihr Abitur zu erlangen, wird am 31. Oktober 2023 18 Jahre alt, aber bereits als Minderjährige, Ende August nämlich, zum Militärdienst einrücken. Zunächst zu Spaniens Heer in Zaragoza, im Jahr darauf geht es nach Galicien zur Marine in Marín und zum „krönenden“ Abschluss zur den Fliegern auf die Basis San Javier am Mar Menor, wo übrigens genau jene Piloten ausgebildet werden, die für König und Vaterland regelmäßig bunte Schleifen in den Himmel fliegen, von wegen „vergiss schimmernde Bänder“.

Spaniens Thronfolgerin in der Armee: Drei Jahre „Sonderausbildung“

König Felipe soll „besonderes Interesse“ daran gezeigt haben, dass seine Tochter „so schnell wie möglich in die militärische Ausbildung“ komme, verriet Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles jetzt vor der Presse, die für die Prinzessin von Asturien extra ein „Real decreto“, also ein Königliches Dekret aufsetzen musste, damit sie die maßgeschneiderte Sonderausbildung absolvieren kann, die übrigens schon ihr Großvater König Juan Carlos I., derzeit auf Auslandsmission in Abu Dhabi, in gleicher Weise absolvierte, damals noch unter der strengen Aufsicht von Generalíssimo Franco. Felipe VI. diente an den gleichen Standorten, die auch für Leonor vorgesehen sind. Tradition nennen sie es.

Prinzessin Leonor von Spanien, 2019
Prinzessin Leonor von Spanien, 2019, bei ihrem ersten größeren öffentlich Auftritt, der Vergabe der Prinzessin von Asturien-Preise. © Casa de S.M. el Rey

Warum hat es Felipe so eilig, seine Älteste in die Uniform zu stecken? Ist sie als rebelleische Teenagerin über die Stränge geschlagen, mag sie die höfische Linsensuppe nicht mehr löffeln, macht Königin Letizia Druck, herrscht Zickenkrieg auf Zarzuela oder ist Felipe gar amtsmüde und will die Nachfolgerin schnell fit machen? Natürlich, je schneller Prinzessin Leonor den Armeedienst hinter sich bringt, kann sie studieren. Alles in allem wird sie damit zumindest acht Jahre beschäftigt sein, bevor sie regelmäßiger offizielle Termine wahrnehmen und so die Agenda ihres Vaters entlasten kann. Die 3.418 Zimmer des Königlichen Palastes und der realen Villen putzen sich schließlich nicht von allein.

Prinzessin Leonor und ihre Helikopter-Eltern: Opfer und Pflichten für Spaniens Thronfolgerin

Prinzessin Leonor und König Felipe.
Gibts beim Militär auch oft: König Felipe steckt seiner Tochter einen Orden an. Das war 2018. © Casa de S.M. el Rey

Für das Königshaus, aber sogar die regierenden Sozialisten, ist „eine militärische Ausbildung der Thronfolgerin unverzichtbar“, wie die Ministerin Robles jundtat, zumal Prinzessin Leonor dereinst als Königin und Staasoberhaupt von Spanien auch Oberbefehlshaberin der Streitkräfte sein wird. „Die erste Frau in diesem Amt“, wie Robles feministisch stolz verkündet, auch wenn Leonor nun zunächst durch ein erzpatriarchalisches System exerzieren wird müssen, gemeinsam mit den Obermachos von der nach wie vor streitbaren Legión und ihrer Ziege. Doch „die militärische Ausbildung in Spanien hat allerhöchstes Niveau“ so die Ministerin. Und so übel wird es Lenor wohl nicht ergehen, immerhin bekommt sie als „Verfassungsorgan“ eine Sonderbehandlung, sogar eine Kreuzfahrt auf dem schönen Segelschulschiff Juan Sebastián Elcano ist vorgesehen, viele Instagram-Motive winken für die Freundinnen zu Hause oder in Wales.

Spaniens König Felipe VI. ließ über eine Aussendung mitteilen, „dass er, gemeinsam mit der Königin, die Ansicht vertritt, dass der Militärdienst der Prinzessin von Asturien geziemend und wertvoll sei, stärkt er doch die Fähigkeiten für die kommenden repräsentativen Aufgaben als Erbin der Krone“. Die Prinzessin wisse um die „Herausforderungen und Opfer, die ein kaserniertes Leben mit sich bringen“, aber auch „welche Ehre es bedeute, sich an der Seite der Männer und Frauen unserer bewaffneten Streitkräfte ausbilden zu lassen“, so der König und Helikopter-Vater, der er ist, weil er das Fliegen des Hubschraubers einst bei der Esquadron 402 in San Javier erlernte.

Felipe VI. und Juan Carlos I. in Uniform bei einer Parade.
Die Zeiten, da König Felipe VI. und sein Vater Juan Carlos I. noch gemeinsam öffentlich auftraten, sind vorbei. © Javier Cebollada/dpa

O-Töne von der Prinzessin zu ihrem uniformierten Abenteuer liegen uns nicht vor und so bleibt es der Spekulation überlassen, ob Leonor wirklich so frohgemut und pflichtbewusst drei ihrer schönsten Jugendjahre dem Militärdienst opfern will und ob sie überhaupt mal darüber nachgedacht hat, ihr vorgeschriebenes Schicksal als Königin in Frage zu stellen. Nach außen dringt davon nichts, natürlich wären solche Gedanken oder Zweifel aber allemal. Hartgesottene Republikaner werfen den Monarchisten und der Königsfamilie ohnehin vor, dasss Leonor und ihre Schwester Sofía keine Kindheit, sondern ein, wir zitieren: „Geiseldrama“ durchlebten, und sie nie eine Chance auf ein „normales“, selbstbestimmes Leben in einem modernen Land bekämen. Oder um mit Mozart zu enden:

Statt den Reigen anzuführen, heißt‘s in Reih und Glied marschieren durch verschneite, wüste Wälder, über sonnenglüh‘nde Felder, bei dem Donner der Geschütze und im hellen Pulverblitze sausen Bomben und Granaten rechts und links dir um das Ohr. Leonora (Änderung d. Red.), auf zum Siege, auf zu hohem Waffenruhm!

Lorenzo Da Ponte, Figaros Hochzeit

Zum Thema: Zum Tod von Queen Elizabeth II: Erinnerungen an „Tante Lilibeth“ in Spanien - Windsors und Bourbonen

Auch interessant

Kommentare