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Schöne spanische Dörfer: Kulinarische Reise durch Albacetes Hinterland

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Von: Ines Vittinghoff

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Zwei Personen stehen vor einem mit Kacheln geschmückten Brunnen.
Schöne spanische Dörfer warten auf Touristen im Hinterland der Provinz Albacete. © Ines Vittinghoff

Durch Dörfer und die malerische Landschaft der Sierra del Segura reisen wir in der Reisegruppe und entdecken die Provinz Albacetes kulinarisch und kulturell.

Albacete – Ein kühler Wind gesellt sich zu den morgendlichen Sonnenstrahlen des Tages. Eine Reise in das Hinterland von Albacete, wo 120 Kilometer von Murcia schöne spanische Dörfe in der Sierra del Segura warten, scheint für die frühsommerlich daherkommenden Tage im Frühling 2023 perfekt zu sein. Wir treten eine Gruppenreise an: Während der Reisebus an verschiedenen Punkten der Costa Blanca anhält, füllt er sich zunehmend mit Menschen – aber auch mit Gesprächen.

Die Reise beginnt: Kulinarisch durch Spaniens schönste Dörfer

Es steht eine Zwei-Tages-Reise in eine beeindruckende Gegend im Süden der spanischen Provinz Albacete an. Neben der Landschaft und kleinen Dörfern ganz am Rand von Kastilien-La Mancha sollen – gemäß des Themas „Geschmacksrichtungen und Farben“ – kulturelle und gastronomische Seiten der Region – entdeckt werden. Denn das Land von Don Quijote hat einiges an Gerichten zu bieten. Um 8.30 Uhr beginnt die Reise für 25 Abenteurer und das Team aus Übersetzerinnen und Organisatoren.

Eine buntgemischte Gruppe hat sich auf die von „Breeze Tours“ in Zusammenarbeit mit dem Gastronomie- und Tourismus-Unternehmerverband Apeht angebotene Reise durch die Dörfer Spaniens begeben: Deutsche, Schweizer, aber auch Norweger, Briten und Belgier sind an Bord, sodass die Führungen und Informationen auf Deutsch und Englisch erfolgen.

Eine kulinarische Reise durch Spaniens Dörfer: Ein Weingut mit Nachhaltigkeit

Der erste Punkt auf der Reise-Agenda ist ein Stopp im spanischen Hotel Enoturismo Mainetes – ein Weingut fernab von anderen Dörfern, das die alten Wohnhäuser in ein Landhotel für Weintourismus verwandelt hat. Auch in der Region Valencia gibt es eine solche Wein-Landschaft. Vor der angekündigten Weinprobe besichtigen wir den Weinkeller und Umgebung. Im hauseigenen Weinmuseum erfahren wir mehr über die allgemeine Geschichte des Weins, aber auch über das Gut und seine lange Familientradition.

Im Weinkeller erklärt Besitzer Rosendo Hellín die Wichtigkeit des ökologischen Anbaus. Nachhaltigkeit spiele für das Weingut eine große Rolle. Bei der Renovierung der spanischen Häuser aus dem 19. Jahrhundert beachtete das Hotel die ursprünglichen Materialien, sodass die Historie noch in den Mauern steckt. Bei der Weinherstellung werden Bio-Produkte und Erneuerbare Energien verwendet. Vor allem Werte wie der Respekt vor der Natur, die Aufwertung des Alten und die Liebe zu den Wurzeln machen laut Hellín das Weingut aus.

Kulinarisch durch Spaniens Dörfer reisen: Eine Weinprobe und regionale Tapas

Ob das auch im Endprodukt zu erkennen ist, finden wir in der darauffolgenden Verkostung von drei Weinen und lokalen Tapas heraus. Rosendo Hellín stellt uns einen spanischen Weißwein und zwei Rotweine vor. Zu jedem Wein erklärt er uns, wie man am besten die Geschmacksnoten erschmecken kann. Manchmal werden erst beim zweiten Schluck die Aromen klarer. Manchmal muss der Wein einige Sekunden im Mund bleiben.

Fruchtig-saure Noten kommen bei manchen sehr gut an, bei anderen eher nicht. Alle sind sich aber bei den Tapas einig. Ob Tostadas mit Zwiebel und geschmolzenem Käse oder einer roten Salsa auf Crackern oder Käse – alle greifen zu. Die besten spanischen Tapas sind auch ganz leich selbst zuzubereiten. Weiter geht die Reise über holperige Straßen durch grüne Landschaften. Unsere Reisegruppe bahnt sich den Weg in ein spanisches Dorf in den Bergen namens Liétor. Zuerst steht das Mittagessen im Restaurant Mesón el Pozo an. Vor dem Lokal mitten im Ort stapeln sich Getränkekisten. Beim Eintreten dringen uns Gesprächsbrocken auf Spanisch entgegen. Bis auf eine lange Tafel sind die wenigen anderen Tische alle besetzt. Unser Motto „Geschmacksrichtungen und Farben“ wird erneut getroffen, denn lokale Spezialitäten erwarten uns auf den Tischen im gemütlichen Restaurant. Der Kellner stellt im Fünf-Minuten-Takt verschiedene lokale Tapas und Gerichte auf den Tisch, von denen sich jeder etwas nehmen kann.

Rundgang durch das spanische Dorf Liétor: Eine Gruppenreise in Hinterland

Mit vollen Bäuchen verlassen wir das Restaurant. Ein lokaler Tourguide empfängt uns vor der Kirche Iglesia de Santiago Apóstol. Durch das spanische Dorf hindurch landen wir bei unserer Reise in der Einsiedelei Ermita de Belen. Von außen ist das Gebäude sehr einfach, fast schon unscheinbar. Doch beim Eintreten in die kleine Kapelle sind alle definitiv überrascht. Von oben bis unten ist die Kirche in kräftigen Farben bemalt. Nicht ohne Grund wurde sie am 5. März 1976 vom spanischen Kulturministerium zum Kulturgut erklärt. Der Stadtführer erklärt, dass die eigentümlichen Volksgemälde zwischen 1734 und 1735 entstanden sein müssen.

Man weiß nicht, von wem die Wandbilder der spanischen Dorf-Einsiedelei stammen, aber es wird in den Raum geworfen, dass sie wahrscheinlich von einem Bürger der Region, keinem professionellen Maler, ausgeführt wurden. Vielleicht sind es aber die Altertümlichkeit und Unvollkommenheiten, die die Ermita de Nuestra Señora de Belén so wertvoll macht. Die einfachen Malereien von Heiligen und Szenerien des Todes werden begleitet von christlichen Sätzen und Versen.

Rundgang durch das Dorf Liétor: Kultur und Kulinarik in Spaniens Hinterland

Aus der kühlen, abgedunkelten Kirche hinaus geht es zurück in die warmen Gassen des Dorfes Liétor, hinunter zum Aussichtspunkt auf den Río Mundo. Hier erklärt unser Reise-Experte, dass der Name dieses Flusses seinen Ursprung im Lateinischen hat. Im Spanischen würde der Fluss so viel wie „Weltfluss“ heißen. Da Mundo aber vom lateinischen Wort mundus genommen wurde, heißt der Río Mundo so viel wie Sauberer oder Reinlicher Fluss.

Dem Element treu geblieben spaziert die Gruppe vorbei am Brunnen, dem Fuente del Pilar, zum städtischen Waschplatz. Auf der engen Treppe hinunter zu den Waschplätzen des spanischen Dorfes halten drei Frauen auf der seitlichen Terrasse ihre Siesta. Beim Anblick der Reise-Gruppe, die zusammen die Treppe herunter stapft, belächeln sie uns, aber rufen daraufhin, dass sie uns auf einen Kaffee einladen würden.

Reisen im spanischen Hinterland: Durch Dörfer und Landschaft

Die Reise durch das spanische Dorf Liétor endet im Convento de los Carmelitas Descalzos. Das Kloster wurde laut Inschrift um 1700 erbaut und zählt seit 1981 zum Kulturgut Spaniens. Zum Abschluss der Stadtführung genießen wir noch ein Stück, das auf einer Orgel gespielt wird.

Um den straffen Zeitplan der Reise einzuhalten, geht es vom Kloster direkt in den Bus. Dieser fährt uns nach Bogarra zur Unterkunft. Kurz vor Ankunft müssen wir aber in einen kleineren Bus wechseln, um über den engen Landweg zum Hotel Val de Pinares zu gelangen, wo wir übernachten. Im Gasthaus, fernab unserer spanischen Dörfern, angekommen, ziehen sich nach dem Check-In alle kurz auf die Zimmer zurück und machen sich frisch. Vor dem Abendessen präsentiert uns der Veranstalter die Provinz Albacete mit all ihren Ressourcen etwas genauer. Dazu siehe auch Graubners Bronzestadt Riópar.

Eine Reise durch Spaniens Dörfer: Wasserfälle und Naturspektakel

Anschließend verweilen wir kurz auf der Terrasse, unten bei den Schafen oder an der Bar und genießen den Sonnenuntergang. Gegen 20.30 Uhr begeben wir uns dann in den Speisesaal. Die Auswahl zwischen zwei Menüs lässt kaum zu wünschen übrig. Und nach dem ersten gemeinsamen Reise-Tag durch das spanische Dorf Liétor führen Gespräche zu einem näheren Kennenlernen. Ein paar verabschieden sich gegen 22 Uhr, um ins Bett zu gehen, andere bleiben sitzen und unterhalten sich.

Ein Dorf mit roten Dächern im Gebirge von oben fotografiert.
In überraschendes Grün gebettet sind die Dörfer im Süden von Albacete © Ines Vittinghoff

Am nächsten Morgen begrüßt uns ein typisches Frühstücksbuffet. Neben spanischen Originalen wie Tostada con Tomate gibt es auch internationale Klassiker wie Obstsalat, Marmelade, Croissants. Eine gute Stärkung, bevor die Reise um 10 Uhr ab zu den Batán-Wasserfällen geht. Vorbei an einigen Dörfern, kommen wir im Tal an. Dort wartet ein Steinmetz auf uns, der gerade dabei ist, ein Reptilien-Auge in den Stein zu hauen. Er erklärt die verschiedenen Werkzeuge und seine Arbeitsweisen. Nach einem kurzen Aufstieg erreichen wir die Wasserfälle. Das Naturspektakel überwältigt und alle machen fleißig Fotos.

Von Wasserfällen zu spanischen Dörfern: Eine Reise ins idyllische Hinterland

Von den Wasserfällen abwärts entlang des Flusses ist ein kleiner Wanderweg. Flussabwärts sind verschiedene Skulpturen aus Stein ausgestellt. Da der Weg ein wenig holprig ist, kann jeder für sich entscheiden, ob er mitkommt oder lieber kein Risiko eingeht und an den Wasserfällen pausiert. Die Skulpturen bilden Tiere, Engel und andere Kunstwerke ab und sind aus verschiedenen Materialien wie Kalkstein, Stein, Holz oder Marmor geschnitzt.

Nach dieser kurzen Reise entlang des Flusses Madera machen wir uns im Bus auf Richtung Elche de la Sierra. Auf dem Weg dorthin halten wir kurz am Aussichtspunkt des wunderbar gelegenen Ayna. Wegen der bergigen Umgebung wird es auch die „Schweiz von La Mancha“ genannt. Viele hohe Berge um ein kleines spanisches Dorf im Tal, abgesehen von ein paar alten Lastwägen kaum Verkehr. Es ist still, und die Sonne hat noch nicht ihren höchsten Punkt erreicht. Es liegt Idylle in der Luft. Am Aussichtspunkt ist eine hölzerne Vespa aufgestellt. Vergnügt steigen Einzelne auf und lassen Bilder von sich schießen.

Vom einen Dorf zum Anderen: Eine Reise ins kulturelle Hinterland Spaniens

Der Reise-Bus bahnt seinen Weg weiter zum Aussichtspunkt in Elche de la Sierra, dem Mirador de Amílcar Barca (Hamilkar Barkas). Historikern zufolge war es ein sehr wichtiger Treffpunkt verschiedener Kulturen. Iberische, karthagische, römische, westgotische und arabische Menschen mussten das Gebiet und die Dörfer außerhalb bevölkert haben. Jetzt stellt jeder der Steintische an diesem Aussichtspunkt eine der Zivilisationen dar, die hier einst siedelte. Etwas weiter hinten entdecken wir zwei westgotische Gräber.

Die Originale sind im archäologischen Museum von Albacete zu finden. Die Nachbildungen, die wir sehen, jedoch markieren den Ort, an dem die Grabstellen aus der späten Römerzeit gefunden wurden. Letzteres geschah rein zufällig. Man fand den historischen Bestattungsort nur, weil jemand an der Stelle sein Land bebauen wollte. Vielleicht – das erfahren wir vor Ort – befinden sich hier noch mehr kulturelle Reste dieser Art.

Die Batán-Wasserfälle in Bogarra haben kristallklares Wasser.
Die Batán-Wasserfälle in Bogarra zwischen spanischen Dörfern. © Ines Vittinghoff

Spanische Dörfer weit und breit: Kulinarische Reise ins spanische Hinterland

Vom Aussichtspunkt aus können wir gut die Gegend überblicken. Man sieht die Dörfer Villares, Vicorto und Peña de San Blas. Und natürlich das zwei Kilometer entfernte spanische Elche de la Sierra. Sonst sind hier behauene Steine und ein Monolith zu finden mit ein paar Infotafeln, die beschreiben, dass auf diesem Hügel wahrscheinlich die Schlacht stattfand, die Karthagos General Hamilkar Barkas – der Vater des berühmten Kriegers Hannibal – das Leben kostetet.

Das Mittagessen gibt es im Restaurant Hotel El Moreno. Vorerst gibt es eine Verkostung von spanischen Produkten aus der Region. Dann tischt der Kellner uns einige lokale Tapas wie Schweinezunge oder eingelegten Schinken auf. Zur Hauptspeise gibt es eine Manchego-Gazpacho, ein Eintopf mit Kaninchenfleisch. Nachtisch und ein Kaffee darf natürlich auch nicht fehlen.

Reise durch spanische Dörfer endet: Kultur und Gastronomie pur

Nach dem Mittagessen besuchen wir während der Reise das Museum für Sägemehlteppiche. Dafür ist Elche de la Sierra bekannt. Zu Ostern arbeitet das ganze spanische Dorf zusammen und legt die Straßen der Innenstadt kunstvoll mit farbenfrohem Sägemehl zu ornamentvollen Teppichen aus. In einer Führung durch das Museum wird uns erklärt, wie die Tradition begann und wie sie sich seitdem verändert hat. Wir verabschieden uns von der Museumsführerin und machen uns auf den Weg zum Bus. Die Reise durch die Sierra del Segura nimmt ihr Ende. Im Reisebus fahren wir zurück, den Sonnenstrahlen der Costa Blanca entgegen.

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