ESC-Vorentscheid lässt in Benidorm die Kassen klingeln - Diese Kandidatin vertritt Spanien

Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn: Den Eurovision Song Contest (ESC). Fans aus ganz Spanien tummeln sich derzeit in Benidorm, die Stadt trägt zum zweiten Mal den spanischen Vorentscheid aus. Das Benidorm Fest war ein Riesenerfolg, im Finale setzte sich Blanca Paloma durch.
Update, 6. Februar: Chanel schaffte es 2022 mit viel Hüftschwung und nackter Haut auf den dritten Platz beim Eurovision Song Contest, 2023 geht Spanien mit wesentlich spanischeren Rhythmen an den Start: Beim Finale des ESC-Vorentscheids, dem Benidorm Fest, sicherte sich Blanca Paloma am Samstag das Ticket nach Liverpool. Die 33-jährige Sängerin aus Elche im Süden der Costa Blanca überzeugte mit ihrem modernen Flamenco-Song „Eaea“ und bekam dafür 169 Punkte. Blanca Paloma hatte sich bereits im vergangenen Jahr beworben, kam mit „Secretos del agua“ aber nur auf den fünften Platz beim Vorentscheid. Der zweite große Favorit beim Benidorm Fest, Agoney, musste sich im Finale mit dem zweiten Platz und 145 Punkten für „Quiero arder“ zufriedengeben.
Spanien beim ESC 2023: Tausende Fans reisen zum Vorentscheid nach Benidorm
Erstmeldung, 3. Februar: Benidorm - Kaum ein anderer Teilnehmer des Eurovision Song Contest 2023 (ESC) veranstaltet schon im Vorfeld solch ein Spektakel wie Spanien. Wer das Land am 13. Mai in Liverpool vertritt, wird bei einem Vorentscheid festgelegt, der aus zwei Halbfinal- und einer Final-Show besteht, die Entscheidung treffen Zuschauer und Jury. Benidorm Fest nennt sich dieser ESC-Vorentscheid mit insgesamt 18 Kandidaten, die das Ticket nach Liverpool lösen wollen. Und einen Gewinner gibt es schon jetzt: Die Stadt Benidorm an der Costa Blanca.
Eigentlich bekannt für die beeindruckende Skyline mit den unzähligen Hochhäusern, britischen Partytourismus und jede Menge Kuriositäten schafft es Benidorm diese Woche ausnahmsweise mit Musik Tag für Tag in die Abendnachrichten. Schon im letzten Jahr war das Benidorm Fest ein voller Erfolg, 2023 noch getoppt durch den Wegfall von Corona-Regeln wie die Maskenpflicht oder Einschränkungen bei Besucherzahlen. Zumal Spaniens ESC-Kandidatin Chanel 2022 mit einem sagenhaften dritten Platz in Turin auch in Benidorm auserkoren wurde - sie ist ein zusätzliches Zugpferd beim Vorentscheid in der Bettenburg an der Costa Blanca. Und so waren denn auch die jeweils gut 2.000 Eintrittskarten für die beiden Halbfinal-Shows am 31. Januar und 2. Februar sowie das große Finale am Samstag, 4. Februar, schon vor Monaten binnen Minuten ausverkauft.
Tausende Zuschauer mit und ohne Eintrittskarte tummeln sich derzeit in Benidorm, zur ersten Halbfinal-Show am Dienstag standen die glücklichen Ticket-Besitzer schon ab 7 Uhr morgens vor dem Sportpalast L’Illa Schlange, um die besten Plätze für die Show, die erst am späten Abend begann, zu ergattern. „Eurofans“ nennen sich die ESC-Anhänger, die aus allen Teilen Spaniens Hunderte Kilometer zurücklegten, um den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2023 in Benidorm live zu erleben. Zu 80 Prozent sind die Hotels in der Stadt ausgebucht – mit den Fans –, ab vier Sterne aufwärts sogar zu 90 Prozent – mit Sängern, Moderatoren, Jury-Mitgliedern und ihren Teams. „Das ist ein Rekord zu einer Jahreszeit, die ganz klassisch zur Nebensaison gehört“, jubiliert der Hotelierverband Hosbec. Auch Spaniens öffentliche Fernsehsender RTVE als Veranstalter vermeldet Rekordzahlen für den ESC-Vorentscheid: Über eine Million Zuschauer verfolgten allein das erste Halbfinale im TV, das macht eine Quote von zehn Prozent. Zeitweise schalteten 3,2 Millionen Spanier ein.
ESC 2023: Erfolgreicher Vorentscheid in Spanien mit Zuschauerrekorden
Und die Eurofans belassen es nicht beim Zuschauen im Fernsehen oder vor Ort, sie kommentieren zeitgleich im Internet und tragen Benidorm so in alle Welt. So wurden auf TikTok allein während des ersten Halbfinales 284,1 Millionen Beiträge mit dem Hasthag #benidormfest versehen, auf Twitter war Benidorm Fest am Dienstagabend das meistkommentierte Thema in Spanien. Mag man die Eurovision-Begeisterung teilen oder nicht, für Benidorm ist der ESC-Vorentscheid ein Riesengewinn, da bekommt der Begriff „Eurofans“ gleich noch eine zweite Bedeutung: Allein der Fernsehsender RTVE nimmt 4,3 Millionen Euro für die Ausrichtung des Vorentscheids in die Hand. Die valencianische Landesregierung steuert eineinhalb Millionen Euro für Werbekampagnen bei, das Rathaus 250.000 Euro.
Schließlich tut Benidorm einiges, um die Eurofans, die aus ganz Spanien angereist sind, 2023 nicht nur während Halbfinale und Finale bei Laune zu halten, sondern sorgt dafür, dass das ESC-Fieber möglichst eine ganze Woche lang anhält. So gibt es als Begleitprogramm etwa einen Tapas-Wettbewerb, und die Gastronomen springen eifrig auf den Zug auf, indem sie den klassischen Zahnstocher im Pintxo durch einen Piekser mit Notenschlüssel ersetzen. Es gibt schon die ganze Woche über Partys und Konzerte, und alle drei Shows werden auf der Plaza de la Hispanidad auf einer riesigen Leinwand live übertragen.
ESC 2023: Spanien wählt beim Vorentscheid aus acht Finalisten - Das sind die Kandidaten
Ach, und gesungen wird ja auch noch. Organisiert ist der spanische ESC-Vorentscheid 2023 folgendermaßen: In den beiden Halbfinal-Shows treten jeweils neun Kandidaten an, die Spanien beim Eurovision Song Contest vertreten wollen. Je vier aus beiden Shows kommen ins Finale, am Dienstag qualifizierte sich allen voran Pop-Sänger Agoney, bekannt als Teilnehmer der mit „Deutschland sucht den Superstar“ vergleichbaren spanischen Castingshow Operación Triunfo. Der Spanier bekam 161 Punkte, er tritt mit der Tanznummer „Quiero arder“ an. Auf den zweiten Platz mit 119 Punkten kam die Ballade „Yo quisiera“ der Singer-Songwriterin Alice Wonder, nur einen Punkt weniger gab es für Fusa Nocta. Ihr Beitrag „Mi Familia“ mischt Flamenco-Gitarre mit Pop und Dance, die Performance mit viel Haut und viel Hüftschwung erinnert ein wenig an Spaniens erfolgreiche Chanel aus dem letzten Jahr. Überraschend zieht auch die Hardrock-Gruppe Megara mit 111 Punkten für ihr Lied „Arcadia“ ins Finale. Die Deutsch-Spanierin Sofía Martín aus Alicante wurde hingegen beim ersten Halbfinale Letzte.
Im zweiten Halbfinale des spanischen ESC-Vorentscheids am 2. Februar bekam Blanca Paloma mit 167 Punkten die meisten Stimmen. Die Popsängerin aus der Palmenstadt Elche im Süden der Costa Blanca war bereits 2022 beim Benidorm Fest mit der mystischen Ballade „Secreto de agua“ angetreten und wurde Fünfte. Dieses Jahr versucht es die Kandidatin mit „Eaea“, eine stimmgewaltige Mischung irgendwo zwischen Flamenco und Folk. Ein tanzbarer Ohrwurm ist der Song „Nochentera“ von Sängerin Vicco, 135 Punkte bekam die Kandidatin im Halbfinale. Folklore aus der Mancha bringt Sängerin Karmento mit „Quiero y duelo“ auf die Bühne, 112 Punkte gab es dafür. José Otero ist der zweite von nur zwei männlichen Sängern, die im Finale des spanischen ESC-Vorentscheids stehen: 105 Punkte bekam seine Popballade „Inviernos en Marte“.
ESC 2023: Großes Finale in Benidorm - Wer vertritt Spanien beim Eurovision Song Contest?
Alle acht Gewinner der beiden Halbfinal-Shows treten nun am Samstag, 4. Februar, erneut beim großen Finale des Benidorm Fest an, aus dem Spaniens Kandidat für den Eurovision Song Contest 2023 hervorgehen wird. Beginn ist zur spanischen Primetime ab 22 Uhr, der Fernsehsender RTVE überträgt bereits ab 20 Uhr live aus Benidorm. Wer sich an der Costa Blanca aufhält, kann das Finale auch auf der Riesenleinwand an der Plaza de la Hispanidad in Benidorm verfolgen. Frühes Kommen empfiehlt sich, es dürfte voll werden. Auf der Website von RTVE gibt es alle Infos zum Benidorm Fest, den Finalisten und ihren Songs.