Spanien feiert Basketballer nach EM-Triumph in Berlin
Um 14.10 Uhr sollten die Europameister am Montag in Madrid landen. Für 20 Uhr war in der Hauptstadt Party angesagt. Mit Spaniens erneutem Titel war nicht unbedingt zu rechnen. Das Team trat in Deutschland stark verjüngt an.
Madrid - Eine triumphale Ankunft erlebte die Hauptstadt von Spanien am Montag, 19. September. Spaniens Basketball-Nationalmannschaft , die am Sonntagabend in Berlin den vierten spanischen Europameisterschafts-Titel im Basketball geholt hatte, kam nach Hause. Mit 88:76 (47:37) besiegten die Spanier im Finale Frankreich und hatten im Halbfinale auch den wiedererstarkten Gastgeber Deutschland ausgeschaltet. Ein grandios aufspielendes spanisches Team gewann verdient das EM-Gold. Vor dem Turnier war das nicht unbedingt zu erwarten, obgleich Spanien als amtierender Weltmeister antrat. Umso größer war die Freude bei der Europameister-Party in Madrid.
Spanien feiert Basketballer: Nach Triumph bei EM in Deutschland
Schließlich handelte es sich um ein stark verjüngtes Team, das der italienische Coach der spanischen Basketballer Sergio Scariolo bei der Europameisterschaft 2022 in Deutschland aufbot. Anzumerken war das der Nationalmannschaft jedoch nur in wenigen Momenten, etwa bei der unerwarteten Pleite gegen Belgien in der Gruppenphase. Im Finale spielte Spanien furios, dominant und lag schon im zweiten Viertel deutlich - zeitweise mit 21 Punkten - vorn. Zum überragenden Mann des Abends wurde Juancho Hernándgomez, dem im Finale sieben Dreipunktewürfe gelangen und 27 Punkte insgesamt. Spanien schrieb EM-Geschichte, indem es sich den Eurobasket-Cup nach 2009, 2011 und 2015 bereits zum vierten Mal sicherte.
Es war in Berlin bereits die sechste spanische Goldmedaille bei großen Turnieren seit 2006. Allerdings war diese EM in Deutschland aus spanischer Sicht von vielen Zweifeln begleitet

Eurobasket voller Überraschungen: Wirbel um Lorenzo Brown
Zum einen war die Europameisterschaft in Deutschland für Spanien das erste Turnier nach dem Rücktritt der Gasol-Brüder und weiterer Stars des Legendenteams der vergangenen zwei Jahrzehnte. Auch der Ausfall des verletzten Spielmacher Ricky Rubio wog bei der EM 2022 schwer. Das Turnier würde mitten in einer Übergangsphase stattfinden, erklärten Experten dem Start. Jedoch war die Eurobasket ein Turnier der Überraschungen. Auch die Franzosen waren, trotz Sibermedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021, nicht unbedingt als Topfavoriten angereist. Zum EM-Auftakt verloren sie in Köln dann auch gegen Gastgeber Deutschland mit 63:76, richteten sich aber im Laufe des Turniers immer wieder auf. So auch im Finale.
Fast bis zum Ende des Spiels am Sonntagabend kam Frankreich, auch durch verständliche Unkonzentriertheiten des jungen spanischen Teams, immer wieder gefährlich heran. Doch durch individuelle Klasse blieb Spanien auf der Siegerstraße. Durch NBA-Profi Juancho Hernangómez vor allem, aber auch Spielmarcher Lorenzo Brown. Der gebürtige US-Amerikaner war mittels eines Schnellverfahrens kurz vor dem Turnier durch Spaniens Regierung für die Basketball-Nationalmannschaft eingebürgert worden. Das hatte für jede Menge Wirbel gesorgt. Die Vereinigung der spanischen Basketballer hielt die Nominierung des 32-Jährigen Amerikaners ohne jeden Bezug zu Spanien etwa für ein fatales Zeichen in Richtung junge spanische Basketballer.
„Auf dem Platz dieselbe Sprache“: Medaillensammlung des Kapitäns
Der Trainer des spanischen Teams, Sergio Scariolo, wiegelte die Kritiken jedoch teils mit polemischen Äußerungen ab. Der Gegenwind für Lorenzo Brown sei „durch Ignoranz, Opportunismus und Rassismus motiviert.“ Der Neu-Spanier Brown antwortete auf seine Weise, auf dem Platz. Ein grandioses Turnier legte Spaniens eingebürgerter Spielmacher hin, erzielte im Schnitt 15,2 Punkte und 7,5 Assists pro Match sowie machte den Ausfall von Ricky Rubio und den Rücktritt von Sergio Rodríguez vergessen. „Letztendlich sprechen wir auf dem Platz dieselbe Sprache“, sagte Lorenzo Brown nach dem gewonnenen EM-Finale. „Die Hautfarbe ist egel und auch die Herkunft. Wir sind Brüder.“
Dass das spanische Team bei der Europameisterschaft so auftrumpfte, ist nicht zuletzt ein großer Verdienst des Kapitäns. Rudy Fernández hatte selbst Bedenken wegen Browns urplötzlicher Einbürgerung geäußert, nahm die Nominierung des US-Amerikaners aber letztendlich hin und beteiligte sich an dessen Integration im Team. Der 37-Jährige ist noch einer aus der Legenden-Ära, die ihm zu einer irren Medaillensammlung verhalf. Seit 2006 gewann Fernández folgende Titel mit Spaniens Basketball-Nationalmannschaft: WM-Gold, EM-Silber, Olympia-Silber, EM-Gold, EM-Gold, Olympia-Silber, EM-Bronze, EM-Gold, Olympia-Bronze, WM-Gold und gestern abend wieder EM-Gold. Damit steht der Basketballer allein vor Nationen wie Italien, Frankreich oder Deutschland.
Mit Netz um den Hals: „Spanien aus Gold gemacht“ - Presse entzückt
Nach dem gewonnenen EM-Finale kam der Routinier nicht aus dem Schwärmen heraus. „Das war so besonders. Dieses Team war sehr jung, aber hat immer gekämpft. Jetzt wird die ganze Arbeit im Turnier erst wahrgenommen“, sagte Rudy Fernández, wobei der spanische Kapitän das abgeschnittene Netz der Arena von Berlin um den Hals hängen hatte.. „Ich bin glücklich und stolz, Teil dieser Gruppe zu sein.“ Spaniens Medien stimmten eine Woche nach dem Grand-Slam-Triumph des jungen Tennis-Weltranglistenersten Carlos Alcaraz nun Loblieder auf die spanische Basketball-Nationalmannschaft an.
„Spanien ist aus Gold gemacht. Die Selección des Generationenwechsels besiegt Frankreich und erringt ihren vierten EM-Titel. Das war eine epische Darbietung von solidarischem Spiel. Es gab keine Egos“, lobte „El País. „Das unglaublichste Gold. Das wilde Team, das Sergio Scariolo aus dem Hut gezaubert hat, mit sieben Spielern, die bis dahin nie bei einem großen Turnier mitgemacht hatten, hat sich zum kontinentalen König gekrönt“, war „El Mundo“ ganz aus dem Häuschen. Und „El Periódico“ legte nach: „Gold für die Giganten. Mit einem nie gefährdeten Sieg gegen Frankreich erobert Spanien Europa.“