Doch auch wenn die Tänze Traditionen und Geschichte des Orts und der Region aufgreifen: Keine Fiesta in Spanien ohne religiösen Hintergrund, irgendein Heiliger oder eine Jungfrau hat immer Schuld am bunten Treiben. In Algemesí verehrt man die Virgen de la Salud. Die Legende erzählt, dass ein Bauer 1247 die Figur der Muttergottes in einem hohlen Maulbeerbaumstamm entdeckte, an der heutigen Calle Berca, wo nach dem Fund eine Kapelle gebaut wurde. „Die Figur ging mehrfach verloren, tauchte aber immer wieder auf. Im Bürgerkrieg wurde sie dann zerstört, heute wird bei den Prozessionen eine Replik durch die Straßen getragen“, erklärt Estrela.
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Wie eng die Bewohner Algemesís mit ihrer Fiesta und ihrer Madonna verbunden sind, zeigt nicht nur die Tatsache, dass rund 3.000 der 27.000 Einwohner aktiv teilnehmen. „Die Krone der Marienfigur ist aus Gold. Nach der Zerstörung der Figur spendeten die Einwohner Schätze, die sie im Bürgerkrieg versteckt hatten: Eheringe, Goldketten, Armreifen. Daraus wurde die neue Krone geschmiedet“, sagt Estrela. Ein weiteres religiöses Symbol der Prozessionen ist ein Kreuz aus Silber, die Reihenfolge, wer vor und hinter der Jungfrau und dem Kreuz tanzen darf, ist streng festgelegt.
Seit wann Algemesí sein Patronatsfest feiert, ist nicht ganz klar. Einen ersten Hinweis liefert eine Rechnung aus dem Jahr 1610 über die Kosten einer Fiesta zu Ehren der Jungfrau am Fundort in der Calle Berca. Seit 1680 wurde die Feier wohl auf weitere Straßen ausgeweitet, spätestens seit 1747, zum 500. Jahrestag des Funds, findet die Fiesta in ähnlicher Form wie heute statt, mit ihren drei Prozessionen zwischen Basilika und Kapelle. Begleitet werden die Tänzer dabei von über 200 Musikern, jede Gruppe hat ihre eigenen Stücke, gespielt wird fast ausschließlich die valencianische Flöte Dolçaina und die Trommel Tabalet – natürlich hat Algemesí eine eigene Musikschule, die nur diese beiden Instrumente unterrichtet.
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Es ist heiß in Algemesí. Trotzdem werden am Abend des 7. September alle mit Inbrunst tanzen und musizieren. Am nächsten Morgen steht für sie mit Abstand die kürzeste, aber trotzdem spektakuläre Prozession an: Dann treffen alle Gruppen auf der Plaza Mayor zusammen und tanzen gleichzeitig, jede colla in ihrem eigenen Takt mit ihrem eigenen, jahrhundertealten Ritual. Und am Abend folgt der siebenstündige Tanz-Marathon. Immerhin, eins bleibt den Tänzern heute erspart, erzählt Estrela: „Früher sind die Teilnehmer nach der Prozession im Morgengrauen direkt raus aufs Feld, um den Reis zu ernten. Die Gefahr, die Ernte bei Unwettern nach dem Sommer zu verlieren, war zu groß.“
Moros y Cristianos an der Costa Blanca: An der ganzen Costa Blanca beliebt sind die Moros y Cristianos, bei denen erst die Mauren die Christen besiegen, letztere aber den finalen Sieg erringen. Die verschiedenen Fiesta-Gruppen tragen aufwändige Kostüme, es gibt spektakuläre Umzüge, Schaukämpfe, Feuerwerk und Burg-Eroberungen. Nächste Termine für Moros y Cristianos: Dénia, bis 16. August. Mutxamel, 7. bis 12. September.
Tomatina, Buñol: Zur Tomatina kommen Besucher aus der ganzen Welt in das Dorf Buñol (Valencia), um sich einmal in ihrem Leben mit überreifen Tomaten zu bewerfen – zu Tausenden. Termin ist dieses Jahr am Mittwoch, 31. August. Eintrittskarten zum Mitwerfen gibt es online.
Weinfest Jumilla: Die Weine aus der Region Murcia haben sich international längst einen Namen gemacht. Jumilla ist eines der Weingebiete und feiert bis zum 21. August ein großes Fest der Weinernte, das zur Fiestas von regionalem touristischen Interesse erklärt wurde. Bei dem Fest dreht sich alles um den Wein, seine Kultur sowie die traditionellen Arbeiten, die mit dem Anbau der Rebe und der Herstellung des Weins verbunden sind.
Gemüse, Fisch und Folklore in Los Alcázares: Noch bis 24. August feiert Los Alcázares die Semana Internacional de La Huerta y El Mar, die zur Fiesta von regionalem touristischen Interesse erklärt wurde. Die Straßen und Plätze sind voller Buden, die typische Gerichte und Getränke anbieten. Parallel findet ein Folklorefestival statt.
Römer und Karthager in Cartagena: Vom 17. bis 26. September feiert die Stadt Cartagena ihre wichtigsten Fiestas. Das historische Fest „Carthagineses y Romanos“ wurde im Juni 2017 zur Fiesta von internationalem touristischen Interesse erklärt und zieht jedes Jahr tausende von Besuchern an. Die Teilnehmer spielen den Punischen Krieg zwischen 218 und 201 vor Christus nach. Damals kämpften die See- und Handelsmacht Karthago und das junge Römische Reich gegeneinander, das letztlich als Sieger aus dem Konflikt hervorging. Höhepunkte der Fiestas sind die Ankünfte der Karthager und der römischen Truppen im Hafen von Cartagena, die Schlacht auf der Cuesta de Batel, die Umzüge der Römer und der Karthager und ein Gladiatoren-Kampf. Die Fiesta endet mit einem Feuerwerk.
Feria de Málaga: Málaga feiert seine Feria mit Flamenco-Charme noch bis 20. August mit Stierkämpfen, Pferde- und Kutschenparaden. Gefeiert wird mittags im Umfeld der Calle Larios, nachts geht das Treiben auf dem Festgelände im Cortijo de Torres hinter dem Messezentrum weiter, wo ein Rummel aufgebaut ist und auch eine Freiluft-Bühne für Konzerte namhafter Musiker und Bands.
Feria de Almería: Die Feria in Almería bringt vom 19. bis 27. August nicht nur die Stadtbewohner, sondern auch etliche Almerienser aus dem Rest der Provinz zusammen. Gefeiert wird ab dem Mittag in den Festlauben der Feria del Mediodía im Umfeld des Paseo de Almería. Abends verlagert sich das Geschehen auf das Festgelände zwischen dem Fußballstadion und dem Ufer des Andarax. Dort werden neben einem Rummel auch eine Reihe hochkarätiger Konzerte geboten.
Feria Real de Puente Genil: Puente Genil, in der Provinz Córdoba, feiert seine Feria schon seit 1670, dieses Jahr seit dem 14. und noch bis 19. August. Zum Auftakt gibt es das große Flamenco-Festival Cante Grande. Die Feria gilt als besonders traditionell und das malerische Städtchen bietet die perfekte Kulisse dafür.
Weinfest in Jerez: Ab dem 3. September feiert Jerez de la Frontera zwei Wochen lang sein Weinfest rund um die Burg, die Fiesta de la Vendimia für Sherry- und Tapasfreunde. Besucher können Traubentreten, es gibt natürlich Flamenco, Weinproben, Konzerte und Ausstellungen.