1. Costa Nachrichten
  2. Spanien
  3. Land und Leute

Käfer für alle: In Spanien wird die größte Insektenfarm der Welt gebaut

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Daniela Schlicht

Kommentare

Mehlkäferlarven für die Verarbeitung wohin das Auge reicht.
Die größte Insektenfarm der Welt wird in Spanien gebaut. © Raimond Spekking

Die größte Insektenfarm der Welt wird in Spanien gebaut. Dahinter steckt ein Biotech-Unternehmen mit ambitionierten Zielen: Die Firma will mit Käfern nicht nur die Lebensmittelversorgung gewährleisten.

Salamanca - Die größte Insektenfarm der Welt wird in der EU entstehen: In Spanien. Ein Superlativ, der von dem Unternehmen selbst, nämlich der Biotech-Firma Tebrio aus Salamanca, stammt. Die Eröffnung der Insekten-Anlage ist für 2024 angesetzt. 100.000 Tonnen Insekten pro Jahr sollen auf der Farm in Spanien produziert werden. Vorgestellt wurde das ambitionierte Projekt vom Bürgermeister der Stadt, Carlos García Carbayo am 2. März 2023 im Rahmen einer Vorstellung des Industriegebiets, in dem die Insektenfarm angesiedelt werden wird. Auf 90.000 Quadratmetern des 130.000 Quadratmeter großen Industriegeländes, das Salamanca im Sektor Peña Alta erschließt, wird „sofort“ mit dem Bau dieser Insektenzucht- und Verarbeitungsanlage begonnen, so Carlos García.

Warum will das Biotech-Unternehmen Tebrio aus Spanien die größte Insektenfarm der Welt werden?

Erst kürzlich hatte die EU die Zubereitung von Insekten in zahlreichen Lebensmittel zugelassen, es gibt aber auch kritische Stimmen zum Verzehr von Grille, Käfer und Wurm. Warum ist das Biotech-Unternehmen Tebrio aus Salamanca in Spanien nun so erpicht darauf, die größte Insektenfarm der Welt zu gründen? Das Unternehmen selbst beschreibt sich auf der firmeneigenen Webseite als „weltweiter Pionier in der Züchtung und Verarbeitung von Insekten“. Das Unternehmen wurde 2014 gegründet, um „innovative und 100 Prozent nachhaltige Lösungen für die Agrar- und Ernährungsindustrie anzubieten“. Damit würde es dazu beitragen, „das natürliche Gleichgewicht des Planeten wiederherzustellen und die künftige Lebensmittelversorgung zu gewährleisten“.

Tebrio sieht sich als führend in der industriellen Züchtung des Insekts Tenebrio Molitor, den Mehlkäfer, und seiner Verarbeitung zu „hochwertigen Zutaten“ für Tierfutter, Pflanzennahrung und andere bioindustrielle Anwendungen. Durch den Ersatz oder die Ergänzung anderer traditioneller tierischer und fischbasierter Proteinquellen durch Insektenproteine würde das spanische Unternehmen dazu beitragen, die zusätzliche Menge an Nahrungsmitteln zu kompensieren, die bis 2050 für die Versorgung von zwei Milliarden Menschen benötigt werden. Wer wissen möchte, ob er verarbeitete Würmer, Käfer und Co. auf dem Teller hat, findet eine Liste mit Nahrungsmitteln, in denen Insekten stecken können, bei heidelberg24.de.

Spanien bekommt größte Insektenfarm der Welt: „Lösung für Nahrungsmittel-Versorgungskrise“

Das Unternehmen hinter der weltweit größte Insektenfarm, die in Spanien gebaut wird, will mit Insekten einer Nahrungsmittel-Versorgungskrise entgegensteuern. Tebrio bezieht sich dabei auf die Angaben der Vereinten Nationen und des World Resources Institute, einer Umwelt-Denkfabrik mit Sitz in Washington, die davon ausgehen, dass bis 2050 70 Prozent mehr Nahrungsmittel produziert werden müssen, um den weltweiten Bedarf zu decken. Die Viehzucht würde derzeit 20 Prozent des jährlich produzierten Eiweißes verbrauchen und stehe damit in direkter Konkurrenz zum menschlichen Verbrauch - um Wasser, Ackerland und Bodenressourcen. Hinzu komme die Erschöpfung der Meeresbestände, die eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.

Die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, hoffe, dass Insektenextrakte dazu beitragen, die Protein-Lücke zu schließen. Ob Insekten für den menschlichen Verzehr wirklich geeignet sind, bezweifeln aber unter anderem spanische Forscher. Sie sehen Risiken für die menschliche Gesundheit und fordern weitere Studien. So oder so, eine vertikale Insektenfarm, wie die von Tebrio, sei, so das Unternehmen, pro Hektar um 150 Prozent produktiver als jeder andere landwirtschaftliche Betrieb.

Auch interessant

Kommentare