Roboter und Gesichtserkennung: So stellt sich Spanien das „Hotel der Zukunft“ vor

In Spanien macht sich die Branche Gedanken um das Hotel der Zukunft. Gäste werden künftig nicht nur auf Roboter und jede Menge QR-Codes treffen, sondern auch auf Gesichtserkennung statt Zimmerschlüssel oder solarbetriebene Tische. Trends und Neuheiten wurden nun bei einer Messe vorgestellt.
Madrid - Wer seinen Urlaub in Spanien buchen möchte, könnte diesen demnächst in einem sogenannten „Hotel der Zukunft“ verbringen und von Robotern sowie anderen technologischen Errungenschaften betreut und umsorgt werden. Dass diese Vision gar nicht mehr so weit entfernt ist, zeigten um die 50 involvierte Unternehmen auf der Fiturtechy 2023 in Madrid, eine auf Innovation, Nachhaltigkeit und Technologie spezialisierte Abteilung der Tourismusmesse Fitur in Zusammenarbeit mit dem hoteltechnologischen Institut, dem Instituto Técnológico Hotelero, kurz: ITH. Nicht nur Urlaubsangebote außerhalb des Sommers standen im Mittelpunkt der Messe, sondern auch die neuen Technologien, die mehr und mehr die Gastronomie sowie auch die Hotellerie erobern und mit denen Gäste sich künftig wohl auseinandersetzen müssen.
Spanien stellt Hotel der Zukunft vor - Von Jules Vernes inspiriert
Das in Spanien auf der Fiturtechy zur Schau gestellte „Hotel der Zukunft“ am Beispiel eines Gästeraums, bekam den Namen Nautilus, basierend auf dem fiktiven Unterseeboot aus den Romanen „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“ und „Die geheimnisvolle Insel“ des französischen Schriftstellers Jules Verne. Kein Wunder, lautete das Motto der diesjährigen Fiturtechy doch „Die Reise zum Mittelpunkt... des Tourismus“ (Viaje al centro… del turismo“), anlehnend an Jules Vernes Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Das Vorzeige-Projekt „Hotel der Zukunft“, das zu den Hauptattraktionen zählte, sollte aufzeigen, wie innovativste Technologien künftig in Hotelunterkünfte integriert werden können – und das nicht nur in Spanien, sondern weltweit. Besucher sollten auf eine „Reise zwischen der physischen und der digitalen Welt mitgenommen werden“, so die Vision der Organisatoren.
Entworfen wurde das Zukunfts-Hotel Nautilus vom spanischen Architekten und Innenausstatter Miguel Soler. Für die Umsetzung war das Unternehmen Geodomos aus Alicante an der Costa Blanca zuständig, das sich auf geodätische Kuppeln und nachhaltiges Bauen spezialisiert hat. Für die Gestaltung des Innenraums sorgte Teresa Sapey + Partners, ein multidisziplinäres Team aus Architekten und Innenarchitekten mit Sitz in Madrid.
Urlaub im Hotel der Zukunft: Reise vor der Anreise per virtueller Tour
Beim Zukunfts-Hotel, das in Spanien vorgestellt wurde, beginnt die Reise eigentlich schon vor der Anreise. Gemeint ist damit eine virtuelle Tour, bequem übers Internet von Zuhause aus. Das Start-up Hotelverse mit Sitz in Palma de Mallorca erstellt digitale Nachbildungen von Hotels, die sich dann auf der jeweiligen Hotel-Website integrieren lassen.
Dank dieses Service können potenzielle Gäste die gesamte Unterkunft per 3D-Verfahren virtuell besuchen und ein Zimmer „à la carte“ bestellen. Das heißt, es lässt sich genau das Zimmer buchen, in welchem man auch übernachten möchte, je nach Charakteristik beziehungsweise Filtereinstellungen wie Bettengröße, Lage im Hotel oder Aussicht. Für Hoteliers in Spanien könnte dies eine Möglichkeit sein, Direktbuchungen zurückzugewinnen und die Preise für jedes Zimmer individuell zu gestalten.
Im Hotel der Zukunft in Spanien: Gäste werden mit Robotern interagieren
Im Hotel der Zukunft werden Gäste künftig nicht nur mit Hotel-Mitarbeitern interagieren, sondern auch mit Robotern – ähnlich wie jetzt schon in einigen Gastronomie-Betrieben auch in Spanien. Diese Roboter sollen vorerst noch nicht in „humanoider“ Menschengestalt daherkommen. Aber auch bei den humanoiden Robotern gibt es enorme Entwicklungen, wie Optimus von Tesla beweist. Die Firma Bumerania aus Elche im Süden der Provinz Alicante stellt Roboter mit künstlicher Intelligenz her, die Menschen bei einfachen Aufgaben helfen sollen. So könnten sich Hotelfachkräfte mehr auf ihre Kunden konzentrieren, argumentiert das Roboter-Unternehmen.
Im aktuellen Angebot hat Bumerania beispielsweise Roboter Temi. Er wurde als intelligenter Assistent für Hotels konzipiert, kann 21 Sprachen und sogar Gefühle deuten. Aufgrund von neuen Technologien wie Gesichtserkennung, QR-Codes und Datenspeicherung in der Cloud soll er für einen schnellen und interaktiven Check-in und Check-out im Hotel sorgen. Das ist aber noch nicht alles. Bei Bedarf kann er den Aufzug rufen, Gäste überall im Hotel hinbegleiten und Umfragen zu ihrer Zufriedenheit durchführen. Die Gästebefragung gibt es in zwei Versionen: eine Kurzbewertung, bei der gefragt wird, ob der Aufenthalt gefallen hat, und eine umfassendere Bewertung, bei der Temi sogar menschliche Emotionen zu deuten vermag. Zudem lässt sich der Roboter so konfigurieren, dass er „seine Gäste“ über die aktuellen Hotelangebote und Aktivitäten informiert, das Tagesmenü des Hotelrestaurants anzeigt, auf Wunsch ein Taxi bestellt und audiovisuelle Informationen über die Stadt in Spanien, in der sich das Hotel befindet, bereithält.
Urlaub in Spanien: Check-in im Hotel der Zukunft mit WLAN-Nutzung ohne Passwort
Neben Roboter Temi gibt es den POK Hotel Check-in-Service per Touchscreen von Chapp Solutions. Diesen gibt es ebenfalls mehrsprachig, mit Erfassung des Personalausweises oder Reisepasses, buchbaren Zusatzleistungen, elektronischer Unterschrift und einem Welcome-Ticket mit nützlichen Gäste-Infos. Bezahlt wird per Kreditkarte und die Schlüsselkarte fürs Hotelzimmer wird per NFC-Technologie programmiert. All das benötige nicht mehr als 30 Sekunden – per Smartphone App mit QR-Code noch schneller, betont die spanische Firma mit Sitz in Las Palmas de Gran Canaria. Diese Art des Check-in soll für mehr Kundenzufriedenheit sorgen - und helfen, Betriebskosten einzusparen.
Ein Rezeptionist könne die manchmal aufkommende Schlange an Anreisenden nicht schnell genug abfertigen, was die Wartezeit erhöhe und zu Unmut bei den Gästen führe, heißt es. Mehrere Rezeptionisten dagegen seien ineffizient, würde es doch nur punktuell und schwer einschätzbar zu einem anstauenden Aufkommen anreisender Gäste kommen. Üblicherweise gibt es beim Check-in auch eine Anleitung für die WLAN-Nutzung. Mit WiPass kann sich der Gast mit einem WLAN-Netzwerk verbinden, ohne dafür ein Passwort in sein Smartphone, sein Tablet oder seinen Laptop eingeben zu müssen. Das mobile Gerät muss nur in die Nähe des WiPass-Apparats gehalten werden.
Im Hotel der Zukunf: Per Gesichtsscan ins Zimmer, das Gepäck ins intelligente Schließfach
Nach dem Check-in im Hotel der Zukunft bekommen Hotelgäste in der Regel einen Zimmerschlüssel ausgehändigt. Einst ein Schlüssel vom typischen Schlüsselbrett an der Rezeption, dann als Plastikkarte. Aber der Einlass ins Hotelzimmer funktioniert auch über Biometrie beziehungsweise Gesichtserkennung. Das Verfahren zur Aktivierung dieser Option ist recht simpel: Beim Check-in-Prozess wird dem Gast angeboten, sein Zimmer per Gesichtserkennung zu betreten. Ist dieser damit einverstanden, werden eine Reihe von Fotos gemacht, sozusagen ein Gesichtsscan, um eine eindeutige biometrische Identifikation zu erstellen. Zur Sicherheit wird gleichzeitig ein QR-Code generiert, der bei Bedarf ebenfalls zum Öffnen der Zimmertür verwendet werden kann.
Ist das Zimmer im Hotel der Zufunft eventuell noch nicht bezugsfertig, dann kann der Gast sein Gepäck in einem der intelligenten Kuik Smart-Schließfächer der spanischen Firma BTV verwahren. Einfach den Standort über das Handy ermitteln, den Reservierungszeitraum eingeben und schon bekommt der Gast einen QR-Code, mit dem er das Schließfach öffnen kann.
Im Hotel der Zukunft interagieren Räumlichkeiten mit dem Gast
Im Hotel der Zukunft interagieren die Räumlichkeiten mit dem Hotelgast, darunter audiovisuelle Projektionen der Firma Imaginads oder durch Duft-Lösungen von Cuarto Sentido, einem in Spanien führenden Duftmarketing-Unternehmen. Aber auch kaum wahrnehmbar kommen innovative Lösungen zum Einsatz. So hat das spanische Unternehmen Absotec den hohen Geräuschpegeln in Hotels den Kampf angesagt. Es entwickelt Einrichtungsgegenstände, die den Schall zurückzuhalten und die Nachhallzeit und das Echo in Innenräumen reduzieren, um eine Umgebung zu schaffen, die bei Gästen für ein akustisches Wohlbefinden sorgt.
Über den interaktiven LED-Spiegel von Cerium Tecnologías mit Sitz in Valencia, kann ein Gast nicht nur sehen, wie er aussieht, sondern auch auf personalisierte audiovisuelle Inhalte über IP oder IPTV, beziehungsweise Internetfernsehen mit unzähligen Fernsehprogrammen und Medieninhalten, zugreifen. Das intelligente Glas von ViniloSmart ermöglicht es, die Transparenz, also die Lichtdurchlässigkeit der Fenster nach Belieben anzupassen oder gar zu programmieren. Sogar bei der Minibar hat sich was getan. Dank Thermoabsorptionstechnologie läuft die Kühlung der Getränke quasi geräuschlos (0dB) und energieeffizienter. Vermarkter ist die Firma Perseo, die bereits mit den Hotelketten Barceló, Melia und Hotusa zusammenarbeitet. Neben Getränken gibt es dann im Hotel der Zukunft noch Snacks aus Insekten, vor deren Verzehr spanische Forscher allerdings auch warnen, sowie essbaren Blüten.
Im Hotel der Zukunft gibt es für jeden Reisetyp die passende Freizeitunterhaltung
Das Hotel der Zukunft in Spanien hält eine Vielzahl von Freizeitunterhaltung je nach Reisetyp bereit. Da wäre unter anderem die „Kapitän Nemo“-Bibliothek von Pressreader mit mehr als 7.000 digitalen Publikationen aus über 120 Ländern und in mehr als 60 Sprachen; die 360-Grad-Virtual-Reality-Achterbahn und die Formel-1-Simulatoren von dem in La Nucía an der Costa Blanca ansässigen Startup-Unternehmen DgameX VG. Oder die OMEN by HP-Geräte, die auf die neuen Anforderungen generationenübergreifender Reisender vorbereitet und mit der neuesten Videokonferenztechnologie ausgestattet sind.
Traditionelle Hotel Amenities, also die Details, die im Zimmer oder im Bad bereitgestellt werden, um den Gast willkommen zu heißen, werden mit technologischen Elementen wie HP-Virtual-Reality-Brillen und 3D-Druckern kombiniert. Rooms360 ermöglicht eine schnelle und einfache Renovierung von Räumen mithilfe von 3D-Drucktechnik, wobei recycelte Materialien wie Muschelschalen verwendet werden, um völlig individuelle und einzigartige Beschilderungen und Dekorationsobjekte zu schaffen.
So sieht Spanien die Hotels der Zukunft: Solarbetriebene Tische im Außenbereich
Im Außenbereich, aber auch im lichtdurchfluteten Innenbereich des Hotels der Zukunft fallen unter anderem intelligente Solar-Tische von Luzia Design by Artes Mobles auf, die Sonnenenergie nutzen, um die Luft zu reinigen und Energie für die eingebauten Multimediadienste wie kabelloses Laden, Audio und intelligente LED-Beleuchtung zu liefern.
Das spanische Hotel-Technologie-Institut ITH erklärt, dass Hotels der Zukunft in Spanien „jederzeit den Anforderungen der Gäste entsprechen“ und „über die innovativen und technologischen Lösungen“ verfügen, die der Gast wünscht. Ach ja, und sollte er nach der Abreise feststellen, dass er einen Gegenstand verloren hat, dann kann er die Plattform Foundspot aufrufen. Diese verbindet Menschen überall auf der Welt, die etwas verloren haben, mit der Person oder Organisation, die es eventuell gefunden hat.