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Die Inflation bittet zu Tisch: Was das Weihnachtsessen in Spanien mehr kostet

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Von: Stephan Kippes

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Ein Fischstand in einer Markthalle in Spanien.
Fisch wird in Spanien zu Weihnachten gerne gegessen, ist aber teuer geworden. © Clara Margais/dpa

An den Festtagen wird in Spanien getafelt, dass sich die Balken biegen. Doch für Garnelen, Serrano-Schinken und Manchego muss man tief in die Tasche greifen.

Madrid – Inflation gab es zu Weihnachten in Spanien schon immer. Allerdings wurde sie meistens auf der Waage registriert und in Kilos erfasst. Nun ja, wen es tröstet, der Geldbeutel wird dieses Jahr spürbar leichter. Die Zeitung „El País“ hat in einer großen Studie analysiert, wie viel mehr Spanier dieses Jahr für den Weihnachtsschmaus hinblättern müssen. Die Kosten für Kartoffelsalat und Wienerle fanden allerdings keine Berücksichtigung in der Erhebung.

Lebensmittel wurden auch außerhalb der Weihnachtseinkäufe deutlich teurer. Während die Inflation in Spanien derzeit bei 6,8 Prozent über das Jahr liegt, wurden Lebensmittel in Spanien im gleichen Zeitraum um die 15,3 Prozent teurer. Auf den spanischen Weihnachtstisch kommen üblicherweise Häppchen, in der einfachsten Form Käseecken, Wurstscheiben, etwas Leberwurst und vielleicht ein paar Scheiben Lachs. Die Kosten für Käse liegen 27 Prozent über denen aus dem Vorjahr und die für Wurst 15 Prozent. Bei Sardellen lohnt sich ein Blick aufs Etikett, einige haben bis zu 50 Prozent angezogen. Die Hochrechnungen von „El País“ gehen davon aus, dass die Vorspeisen spanische Familien elf Prozent mehr kosten als vor einem Jahr. Wer sich etwas leisten will, muss gar nicht für 200 Euro das Kilo Rote Garnelen aus Dénia erstehen.

Weihnachtsessen in Spanien: Inflation schlägt beim Hauptgang um 15 Prozent zu

Nun kommt der Hauptgang auf den Tisch. Den Ofen kann man ja unbesorgt anwerfen, der Strom macht Spanier nicht arm, Fisch mit einer Preissteigerung von bis zu 21 Prozent und Fleisch – wenn es Rinderfilet sein soll – mit 14 Prozent aber wohl. Richtig langen die Supermärkte bei einer spanischen Weihnachtsspezialität zu. Der Rotkohl kostet um die 38 Prozent mehr. Etwas günstiger kommt man mit Lamm weg (13 Prozent), und wenn es denn kein Kabeljau sein muss – der Seehecht hat nur um elf Prozent zugelegt. Der Hauptgang kostet laut der Erhebung 15 Prozent mehr als im Vorjahr – ohne weitere Beilagen versteht sich.

Bei den Süßigkeiten spürt man die Inflation besonders, da viele Leckereien mit Weizen hergestellt werden, und das kommt zum Teil aus der Ukraine. Nicht jeder wird es als großes Unglück empfinden, dass die Polvorones so teuer geworden sind. 27 Prozent mehr kostet die Weihnachtsleckerei, die mit der Faust erschlagen werden muss, damit man sie überhaupt essen kann. Aber auch Weintrauben kosten 20 Prozent mehr, Marzipan hält sich mit 14 Prozent knapp unter der durchschnittlichen Teuerungsrate für Lebensmittel. Relativ günstig bleibt der Turrón, der traditionelle spanische Weihnachtsriegel aus Honig, Mandel und Ei. Der harte Turrón kostet neun Prozent mehr, der mit Schokolade zehn.

Weihnachtsessen in Spanien: Wein und Sekt werden um die zehn Prozent teurer

Anstoßen kann man ohne Bedenken. Bei Sekt und Wein halten sich die Teuerungen mit zehn und neun Prozent noch im Rahmen, der Apfelwein Sidra kostet 16 Prozent mehr und der Anis-Schnaps (sieben Prozent) macht wie eh und je auf billige Weise dumm.

Gutes Essen will gekocht werden. Sonnenblumenöl kostet 77 Prozent mehr als vor einem Jahr, das Olivenöl 35 Prozent, Milchprodukte und Eier 23 Prozent. Wer etwas Mayo dazugeben möchte, muss 40 Prozent mehr einplanen, und die Papierservietten kosten 36 Prozent mehr als zu Weihnachten 2021. Die Inflation macht nicht einmal vor dem täglichen Brot halt, das 16 Prozent teurer ist als noch vor einem Jahr.

Nicht zu erwarten ist, dass Spanier sich ihr Weihnachtsfest vermiesen lassen. Zu groß ist die Festlaune nach der Covid-Pandemie. Vielleicht weichen auf einige auf günstigere Produkte aus. Wer aber glaubt, nach der Bescherung sei es vorbei mit der Inflation, könnte irren. Die Zentralbank rechnet zumindest in der ersten Jahreshälfte 2023 nicht mit einem Ende des Anstiegs der Lebensmittelpreise.

Zum Thema: Was Spanier zu Weihnachten auftafeln - Der Luxus liegt im Detail (mit Menüvorschlägen)

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