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Karneval in Spanien: Das sind die Hochburgen, so wird gefeiert

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Von: Susanne Eckert

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chirigota beim Karneval von Cádiz
Eine chirigota beim Karneval von Cádiz. Kreativ bis albern, bissig und musikalisch sind die Truppen. © Turismo de Cádiz

Der Karneval auf den Kanaren ist berühmt. Aber auch das spanische Festland hat Hochburgen zu bieten, die auf ganz unterschiedliche Art feiern. 

Madrid - Karneval in Spanien verbinden die meisten wohl mit den Kanaren. Auf den Inseln ist das närrische Treiben besonders ausschweifend, die spektakulären Straßenparaden erinnern mit ihren Hauptelementen Tanz und den riesigen, schillernden Kostümen der Frauen an das brasilianische Pendant. Fasching oder Karneval – da scheiden sich ja bekanntlich die Geister – wird aber auch in anderen Teilen Spaniens groß gefeiert. Mit üppigen Karossen, komischen Floßen oder gar einer feierlichen Beerdigung.

Karneval in Spanien: Spektakuläre Umzüge auf den Kanaren

Aber zunächst zur wohl größten Sause, die auf Teneriffa und Gran Canaria stattfindet: Die beiden Hauptinseln der Kanaren rivalisieren miteinander und dehnen das närrische Treiben auch schonmal auf zwei bis drei Wochen aus. Schließlich soll der Karneval nicht zuletzt dazu dienen, die Hotels mit Touristen zu füllen. Tatsächlich reisen zum Karneval, dank der im Winter relativ milden Temperaturen, ebenso viele Urlauber auf die Inseln wie zur Hauptsaison im Sommer. Großer Beliebtheit unter auswärtigen wie unter einheimischen Karnevalisten erfreuen sich die prachtvollen Kostümumzüge wie auch die Gala zur Wahl der Karnevalskönigin in Santa Cruz de Tenerife. In Las Palmas de Gran Canaria kommt seit 1998 als Besonderheit noch die Wahl einer Drag Queen hinzu, ein Highlight, das längst über die spanischen Grenzen hinaus bekannt ist. Eine dritte Kanaren-Insel, La Palma, wartet währenddessen jeden Rosenmontag mit einer weiteren Kuriosität auf: Das als Los Indianos bekannte Straßenfest, mit dem an die Rückkehr der nach Amerika ausgewanderten Inselbewohner erinnert wird und bei dem die Männer alle weiße Leinenanzüge samt Hut und die Frauen feine, weiße Kleider tragen.

Einen längeren Flug muss man aber nicht unbedingt in Kauf nehmen, wenn man in Spanien einen ausgelassenen Karneval erleben will. Die Hochburgen auf dem Festland befinden sich größtenteils an der Mittelmeerküste, wobei die Art und Weise, wie in diesen der Karneval gefeiert wird, recht unterschiedlich ist.

Karneval-Hochburgen auf Spaniens Festland: Cádiz bietet Büttenreden in Liedform

Beim Karneval in Cádiz, der seit 2010 mit jenem in Köln verbrüdert ist, stehen ähnlich wie beim rheinländischen Pendant Ulk und Frohsinn im Vordergrund, wobei in der andalusischen Hafenstadt die Büttenreden, bei denen alles und jeder auf die Schippe genommen werden kann, von lustig kostümierten Chören in Gesangsform dargeboten werden. Die Lieder voller Ironie, deren Texte zumeist auch eine scharfzüngige politische Satire beinhalten, werden je nach ihrer melodischen Form als Pasodoble, Parodía, Tango oder Cuplé bezeichnet. Und die Gruppen werden abhängig von ihrer Komposition und instrumentalen Begleitung in Chirigotas, Comparsas, Coros und Cuartetos unterteilt. Urkomisch sind ihre Darbietungen, nur setzt ihr Verständnis neben einer hinreichenden Kenntnis des andalusischen Dialektes auch eine des Zeitgeschehens in Spanien voraus.

Im Gran Teatro Falla in Cádiz messen sich die karnevalistischen Gesangsvereinigungen in einem offiziellen Wettbewerb, der vom Regionalsender Canal Sur auch in die andalusischen Haushalte übertragen wird. Das Viertelfinale ist seit dem vergangenen Montag bereits im Gange. Das Halbfinale wird vom 13. bis 15. Februar ausgetragen und das große Finale steht schließlich am Freitag, 17. Februar an. (Nähere Infos zum Programm und Kartenverkauf hier) Zum Höhepunkt des Karnevals – in Cádiz sind dies die Wochenenden vor und nach Aschermittwoch – tragen die Gesangsgruppen ihren Humor auf Umzügen auf die Straßen hinaus. Ausgelassene Stimmung herrscht dann in der Stadt und es gibt in Cádiz sogar spezielle Karneval-Speisen. Wobei die Atmosphäre seit Jahren durch einen ausschweifenden, mit Spottpreisen angelockten Sauftourismus etwas getrübt wird.

Karneval im spanischen Águilas: Fantasievolle Umzüge, Tanz und Kostüme

Populär ist auch der Karneval in der buchtenreichen Küstenstadt Águilas in der Autonomen Region Murcia. Im Mittelpunkt stehen prächtige Umzüge mit Tanzgruppen, die ihre Choreographien in aufwändigen, fantasievollen Kostümen darbieten. Das närrische Treiben lockt so viele Besucher an, dass sie die Bevölkerung der Kleinstadt an der Costa Cálida Jahr für Jahr um ein Vielfaches übertreffen. Weshalb der örtliche Karneval schon 2015 von Spanien zum Fest von internationalem touristischen Interesse deklariert wurde. In Águilas laufen die Vorbereitungen auf die wichtigste Fiesta des Jahres zur Zeit auf Hochtouren. Letzte Pailletten und Federn werden auf Kostüme genäht, Karossen geschmückt und Tanzschritte einstudiert.

Zu den Höhenpunkten der Sause in Spanien zählt der Wettbewerb der Papierkostüme und Körperbemalung am 12. Februar um 21 Uhr in der Kongresshalle Infanta Elena. Am 16. Februar um 22.30 Uhr wird das Fabelwesen Mussona, eine Mischung zwischen Mensch und wildem Tier, auf der Burg von Águilas freigelassen. Am 17. Februar um 21.30 Uhr beginnt auf der Plaza de España die große Eierschalen-Schlacht zwischen Don Carnal, dem Partylöwen, und der sittsamen Doña Cuaresma (Das ganzes Karneval-Programm findet man hier). Die drei großen Umzüge finden am 19., 21. und 25. Februar statt. Start ist jeweils um 17 Uhr auf der Avenida Juan Carlos I. Tickets für Tribünenplätze kosten zwischen fünf und 15 Euro. Im Anschluss an den letzten Umzug wird am Hafen „Juan Montiel“ die Figur des Don Carnal, verbrannt und anschließend gegen 24 Uhr ein Feuerwerk gezündet. Und am Samstag, 4. März, steigt in der Kongresshalle Infanta Doña Elena um 21 Uhr die Drag-Queen-Show.

Karneval in Spanien: Torrevieja im Narrenfieber und Narren auf Flößen in Pego

Schrill geht es auch in Torrevieja im Süden der Provinz Alicante zu, wo bei einem nationalen Wettbewerb vergangenes Wochenende eine Drag Queen gekürt wurde. Am Sonntag, 12. Februar, und am Samstag 18. Februar, um 18 Uhr, finden große, bunte Paraden statt. Und am Sonntag, 19. Februar, folgt Torrevieja den Spuren des Karnevals in Cádiz und veranstaltet einen Wettbewerb der gesungenen Büttenreden. Das Programm steht hier.

Eine ausgefallene Alternative in Sachen Karneval bietet Pego, eine Kleinstadt mit hübschen Ortskern im Norden Alicantes. Den Auftakt macht eine verrückte Floßfahrt, die am Samstag, 11. Februar, ab 13 Uhr im schönen Feuchtgebiet Marjal stattfindet und bei der sich die Teilnehmer in lustiger Kluft auf selbstgebauten, nur bedingt flusstauglichen Booten den Fluss Río Bullent hinunter wagen. Am Samstag, 18. Februar, bietet Pego im Ortskern ein großes Musik- und Tanzspektakel auf sieben Bühnen, bei dem 200 Akteure das Publikum auf eine Weltumsegelung mitnehmen. Es beginnt um 19 Uhr und endet um 22 Uhr mit einem theatralischen Höhepunkt. Ab 23 Uhr beginnt die Faschingsparty auf der Straße mit Bands und DJs an verschiedenen Standorten im Ortskern. Abwechslungsreiche Optionen, die fünfte Jahreszeit staunend zu verbringen, stehen in Spanien reichlich offen. Wen keine davon überzeugen kann, der ist halt einfach wirklich kein Karnevalist.

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