Kunsthandwerker-Dorf statt Markt: Ort in Spanien will Ateliers in Häuser holen

Kunsthandwerker ziehen in Spanien im Laufe des Jahres von Markt zu Markt. Alcalá del Júcar in Albacete will sie jetzt ganzjährig bei sich unterbringen und sich in ein Kunsthandwerker-Dorf verwandeln.
Alcalá del Júcar - Es ist ein Traum, den die Mitglieder von Amata schon seit langem haben. Der gemeinnützige Verein aus der Marina Alta, der sich seit fast 25 Jahren für das Kunsthandwerk in Spanien engagiert, unter anderem mit der Organisation von Kunsthandwerksmärkten, will einen ganzen Dorfkern mit Kunsthandwerkern besiedeln. Und zwar nicht nur für ein Wochenende, wie bei den Märkten, sondern auf Dauer.
Das passende Dorf für diesen „ganzjährigen Markt“ ist schon gefunden und hat reges Interesse: Alcalá del Júcar in der Provinz Albacete. Schon so hat es einiges zu bieten, „es gibt eine Burg, enge Gassen, Höhlenhäuser und den Fluss Júcar mit Strand, Wasserfällen und Möglichkeiten zum Kanu- und Kajakfahren“, schwärmt Amata-Gründerin Elvira Geurts aus Llíber im Norden der Costa Blanca. Doch Alcalá hat, wie viele andere Dörfer in Spanien auch, ein Problem: eine Menge Altstadthäuser stehen leer.

Kunsthandwerkerdorf in Spanien: Markt-Organisator mit innovativer Idee
Füllen sollen sie, so die Idee von Markt-Organisator Amata und Rathaus, Kunsthandwerker aus ganz Spanien. „Wir haben eine Datenbank mit tausend Personen und davon sind bisher 20 interessiert, drei sind bereits nach Alcalá umgezogen, einer wohnte schon dort“, so Geurts. Es sind malerische Höhlenwohnungen, in denen die Ateliers untergebracht werden und so Leben in das Dorf bringen sollen. „Doch sie müssen gemietet und viele auch renoviert werden“, sagt Geurts. Und dafür fehlt den Kunsthandwerkern, gerade nachdem viele ihrer Märkte wegen der Corona-Krise ausfallen mussten, das Geld.
„Das Rathaus hat bereits Zuschüsse auf regionaler und auf Spanien-Ebene beantragt“, berichtet die Niederländerin, die schon seit 1995 Kunsthandwerks-Märkte organisiert und jetzt auf der Suche ist nach Menschen, die sich mit europäischen Fördermitteln auskennen. „Denkbar wären zum Beispiel Zuschüsse zu soziokulturellen Projekten, Mietzuschüsse, Subventionen für die Sanierung historischer Gebäude und die Wiederbesiedlung des alten Zentrums, Bildungssubventionen für Workshops und so weiter. Aber leider haben wir nicht die finanziellen Mittel, um jemanden speziell für diesen Zweck zu rekrutieren“, sagt Elvira Geurts, die den offiziellen Standort von Amata aus organisatorischen Gründen bereits aus Alcalalí in der Provinz Alicante nach Alcalá del Júcar verlegt hat.
Subventionen für Kunsthandwerkerdorf in Spanien: Helfer gesucht
Nun setzt Amata seine Hoffnungen auf die CN-Leserschaft, von der viele den Verein von seinen zahlreichen mittelalterlichen Märkten kennen. „Wir vermuten, dass es unter den vielen europäischen Ausländern, die hier in Spanien leben, Menschen gibt, die Erfahrungen oder Kontakte in der Welt der europäischen Subventionen haben. Und vielleicht ist ja jemand dabei, der bereit ist, uns ein wenig zu helfen.“ Damit der Traum Amatas von einem Kunsthandwerkerdorf in Alcalá del Júcar nicht zerplatzt.
Wäre die Corona-Auszeit nicht gewesen, in der Amata übrigens zur Überbrückung ein kreatives virtuelles Kunsthandwerkerdorf erstellte, hätte das Projekt schon viel weiter sein sollen, und ohne Corona wäre vermutlich auch das Anmieten der Wohnungen für die Kunsthandwerker leichter gewesen. „Aber nach der Pandemie ist in Spanien das Interesse an Inlandtourismus und damit auch das Kaufinteresse an Dorfhäusern gestiegen“, sagt Geurts. Umso schwieriger sei es, die Eigentümer davon zu überzeugen, ihre Wohnungen günstig zu vermieten.
Dabei werde das Kunsthandwerkerdorf, in dem man auf einer Route von Werkstatt zu Werkstatt spazieren, den Künstlern über die Schultern schauen und natürlich, wie auf einem Markt, auch Artikel kaufen können soll, sicher Touristen aus Spanien anziehen und so auch den Einwohnern zugute kommen, ist Geurts überzeugt. „Wir hoffen daher, schon nächstes Jahr mit zunächst wenigen Kunsthanderkern anzufangen, um die Einwohner von der Idee zu überzeugen.“