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Muttertag fällt in Spanien auf ein anderes Datum als in Deutschland - So entstand der „Día de la Madre“

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Von: Judith Finsterbusch

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Eine Floristin bindet einen Strauß aus Frühlingsblumen.
Der Klassiker unter den Geschenken zum Muttertag: ein Blumenstrauß. © Roland Weihrauch/dpa

Spanien feiert immer am ersten Sonntag im Mai Muttertag, Deutschland dagegen eine Woche später. Bis der Tag etabliert war, brauchte es jedoch einige Versuche.

Madrid – „Ay madre“, seufzt der Spanier gerne, wenn er etwas vergessen hat, etwas Schlimmes passiert ist oder er einfach nur gestresst ist. Ob er damit nun die Mutter aller Mütter, die Jungfrau Maria, meint oder seine eigene Mamá, ist wohl von Fall zu Fall unterschiedlich – oder eben nicht, schließlich heißt in Spanien gefühlt jede Frau Maria. So oder so: Im Mai ist Muttertag, und der wird natürlich auch in Spanien gefeiert – wenn auch an einem anderen Tag als in Deutschland.

Muttertag in Spanien im Mai: Ein Essen mit der Familie und ein Geschenk

In Spanien fällt der Muttertag nämlich immer auf den ersten Sonntag im Mai, in Deutschland dagegen auf den zweiten Sonntag im Mai. 2023 ist in Spanien also am 7. Mai Muttertag, in Deutschland dagegen erst am 14. Mai – wobei dieser Tag nie offiziell zu einem der 14 gesetzlichen Feiertage im spanischen Jahreskalender erklärt wurde. Frei haben trotzdem (fast) alle Mütter an diesem Tag, schließlich fällt er immer auf einen Sonntag.

Seit 1965 feiert Spanien immer am ersten Sonntag im Mai Muttertag, offizielle Festakte oder Ähnliches gibt es jedoch nicht. Wie in Deutschland auch ist der Muttertag in Spanien vielmehr kommerziell und familiär geprägt: Die Familie trifft sich zum gemeinsamen Essen und es gibt ein kleines Geschenk für die Mütter, die, wenn sie Glück haben, an diesem Tag einmal nicht am Herd stehen müssen.

Erster Sonntag im Mai ist in Spanien Muttertag - Das war nicht immer so

Bis der erste Sonntag im Mai in Spanien als Muttertag festgelegt wurde, sollte der Día de la Madre jedoch einige Umwege durch den Jahreskalender nehmen. So hatte zunächst Papst Pius IX. bereits im Jahr 1854 den 8. Dezember als Muttertag festgelegt – den Tag der Unbefleckten Empfängnis, auf Spanisch Inmaculada Concepción, der in Spanien bis heute ein Feiertag ist.  

Will man einen weltlichen „Erfinder“ des spanischen Muttertags benennen, wäre das wohl Julio Menéndez García, seinerzeit Postbeamter und valencianischer Hobby-Poet. 1925 veröffentlichte Menéndez sein „Himno a la Madre“ (Hymne an die Mutter) und schlug „der Regierung, der Presse und der Kirche“ vor, in allen spanischsprachigen Ländern einen offiziellen Muttertag auszurufen. Das passierte zwar in der Form nie, aber einige Rathäuser übernahmen die Idee und legten auf lokaler Ebene Feiertage für die Mutter fest – Madrid beispielsweise feierte am 4. Oktober 1926 einen Muttertag. Dazu bekamen alle Kinder kleine Blumensträuße in die Hand gedrückt, die sie ihren Müttern schenken sollten – um ihnen beizubringen, dass sie ihre eigenen Mütter, die Mütter anderer Kinder und generell alle Frauen zu respektieren haben.

Poeten, Kaufhäuser und die Kirche: Wie sich der Muttertag in Spanien etablierte

Auf den Kanaren gab es wenige Jahre später einen weiteren Vorstoß: Félix Duarte Pérez, Poet, Ortschronist und Stadtrat in der Gemeinde Breña Baja auf La Palma, schlug 1936 vor, einen Muttertag ins Leben zu rufen. Der Spanier hatte einige Jahre auf Kuba gelebt und sah den Muttertag als Hommage an all die Frauen, deren Männer seit dem 16. Jahrhundert nach Kuba emigriert waren, während die Mütter auf den Inseln die Familie durchbrachten. Ganz besonders für sie sollte es einen eigenen Muttertag geben. Der Stadtrat stimmte für Duartes Antrag, am 19. Mai 1936 feierte die spanische Gemeinde den ersten „Día de las Madres“. Bis heute ist hier an jedem dritten Sonntag im Mai Muttertag, zusätzlich zum gesamt-spanischen Muttertag am ersten Sonntag im Mai. Und neben dem Rathaus ist den Müttern ein eigener Platz gewidmet, die Plaza de las Madres.

Neben lokalen Vorstößen gab es auch weiterhin immer mal wieder Versuche, einen Muttertag in ganz Spanien zu etablieren, zuletzt von findigen Geschäftsleuten Anfang der 1960er Jahren. Die große ehemalige Kaufhaus-Kette Galerías Preciados rief den ersten Sonntag im Mai als Muttertag aus, an dem Ehemänner und Kinder spanischen Müttern Geschenke machen sollten. Der Konkurrent El Corte Inglés konnte natürlich nicht tatenlos zusehen, legte ebenfalls einen Muttertag fest, aber orientierte sich dabei wieder am 8. Dezember. Bis 1965 gab es in Spanien zwei (kommerzielle) Muttertage, einen im Mai, einen im Dezember. Es war schließlich die Kirche, die ein Machtwort sprach: 1965 legte sie fest, dass der Muttertag im Mai gefeiert werden muss, der Monat gilt bei den Katholiken als Marienmonat. Warum es ausgerechnet der erste Sonntag im Mai sein muss, ist nicht bekannt – vielleicht gilt das Motto „je eher, desto besser“.

Muttertag: Einheitliches Datum gibt es nicht

Auf den ersten Sonntag im Mai haben sich neben Spanien auch Portugal, Südafrika, Ungarn, Litauen, Andorra und Angola geeignet. Deutschland wiederum orientiert sich mit dem zweiten Sonntag im Mai an den USA, wo der Muttertag in seiner heutigen Form begründet wurde. Am zweiten Sonntag im Mai feiern neben Deutschland und den Vereinigten Staaten viele weitere Länder Muttertag, darunter Kuba, Chile, Dänemark oder die Türkei. In Osteuropa wiederum ist in vielen Ländern der 8. März, der internationale Tag der arbeitenden Frau, auch Muttertag.  

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