1. Costa Nachrichten
  2. Spanien
  3. Land und Leute

Olivenöl aus Spanien im Test: Gewinner, Enttäuschungen und Schwindel

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Daniela Schlicht

Kommentare

Olivenöl wir aus einer Karaffe in ein Schälchen geschüttet.
Die Verbraucherschutzorganisation OCU hat Olivenöl aus Spanien getestet. © Christin Klose/dpa

Einige bekannte Olivenöle aus Spanien halten laut Tests nicht, was sie versprechen. Die spanische Verbraucherschutzorganisation OCU und Öko-Test sind mit vielen Markenprodukten unzufrieden.

Verschiedene Olivenöle, auch aus Spanien, wurden kürzlich Tests unterzogen. Sie wurden sowohl von der spanischen Verbraucherschutzorganisation OCU als auch von der deutschen Zeitschrift Ökotest unter die Lupe genommen. Das Ergebnis fiel überraschend schlecht aus. Neben Enttäuschungen und Schwindel gibt es aber auch einige hervorstechende Testsieger. Die spanischen Verbraucherschützer bewerteten die Olivenöle nach der Etikettierung, Reinheit (dass es keine anderen Öle enthält), Säuregehalt, Qualität der Früchte sowie Sensorik und betonten, wie wichtig es sei, erst einmal zwischen den verschiedenen Olivenölsorten unterscheiden zu können.

Olivenöl aus Spanien im Test: Welche Olivenölsorten sollte man als Verbraucher kennen?

Bevor die Ergebnisse der Olivenöl-Tests bekannt gegeben wurden, wies Spaniens Verbraucherschutzorganisation OCU darauf hin, dass Verbraucher erst einmal wissen sollten, welche Olivenölsorten es überhaupt gibt. Von allen Olivenölen ist das Olivenöl nativ extra – aceite de oliva virgen extra – zweifelsohne das beste. Nativ rührt von „naturbelassen“ und extra von „besonders hoher Qualität“ her. Es wird auf die gleiche Weise wie Natives Olivenöl – aceite de oliva virgen – hergestellt, das heißt, durch ein mechanisches Verfahren, beziehungsweise Kaltpressung, ohne Wärmeeinwirkung. Der Fettsäuregehalt darf bei virgen extra nicht mehr als 0,8 Prozent betragen und der Geschmack muss einwandfrei sein. Beim Nativen Olivenöl darf der Säuregrad höher sein, bis zu zwei Grad, und minimale Geruchs- oder Geschmacksfehler sind zulässig.

Einfach nur als Olivenöl – auf Spanisch aceite de oliva – wird die Mischung aus raffiniertem und nativem Olivenöl genannt. Es kann zusätzlich als „mild“ oder „intensiv“ bezeichnet werden, je nach dem Anteil an nativem Öl. Raffiniertes Olivenöl weist nämlich wegen des Einsatzes von Hitze und Lösungsmitteln kaum noch Geschmack auf. Es wird in der Regel zum Braten oder Schmoren verwendet und ist in der Gastronomie weit verbreitet, da sein Preis deutlich niedriger ist als der von Nativem Olivenöl oder Nativem Olivenöl extra.

Erwähnenswert ist auch noch das Oliventresteröl – aceite de orujo de oliva –, das zwar von geringerer Qualität ist, aber angesichts der auch in Spanien wegen der Inflation steigenden Preise anderer Öle, wie beispielsweise des Sonnenblumenöls, eine gute Wahl zum Braten darstellt. Hergestellt wird es, wie es der Name schon sagt, aus Oliventrester, also den Resten aus Schale, Kernen und Fruchtfleisch. Geschmacklich ist dieses Olivenöl neutral und im Gegensatz zu anderen Oliven- oder Samenölen länger haltbar.

Spanien: Sektor kämpft mit steigenden Produktionskosten für Olivenöl

Der spanische Olivenöl-Sektor hat – wie viele andere Sektoren – mit steigenden Produktionskosten, die vor allem auf die Logistik-Krise und den Anstieg der Energiepreise in Spanien zurückzuführen sind, zu kämpfen. Eine Situation, die sich durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine noch verschlimmert hat. So hat sich der Preis von Olivenöl durchschnittlich um etwa zehn Prozent verteuert.

Spanien verfügt über fast 340 Millionen Olivenbäume und ist damit weltweit führend, was die Fläche, die Produktion, die Vermarktung und den Export von Olivenprodukten – das heißt von Oliven und hauptsächlich Olivenöl – angeht. Fast 80 Prozent des produzierten Öls sind für den internationalen Markt bestimmt, was letztlich mehr als eine Million Tonnen ausmachte. Es steht an dritter Stelle bei den Agrar- und Lebensmittelexporten, davor liegen nur noch Schweinefleisch und Zitrusfrüchte.

Olivenöl nativ extra aus Spanien im Test der Verbraucherschutzorganisation OCU

Beim Olivenöl-Test der Verbraucherschutzorganisation OCU in Spanien ging es um Olivenöle nativ extra, die in Supermärkten zum Kauf angeboten werden. Dabei handelte es sich um recht bekannte Marken großer Herstellerfirmen wie Maeva, Ybarra, Carbonell, Maestros de Hojiblanca, La Masía und andere, aber auch um Marken einiger Supermarktketten wie Auchan (Alcampo), Hacendado (Mercadona) und Consum. Zum Zeitpunkt des Tests kosteten die Olivenöle im Durchschnitt etwa fünf Euro pro Liter, etwas mehr, wenn es sich um Marken großer Herstellerfirmen und etwas weniger, wenn es sich um eigene Vertriebsmarken handelte. Angeboten werden die Öle entweder in PET-Plastikflaschen (1 Liter) oder Glasflaschen (500, 750 ml).

Goldfarbenes Olivenöl mit einigen Bläschen.
Tests von Olivenöl aus Spanien sorgten für Enttäuschung - aber auch für Testsieger. © Pixabay

Die Testergebnisse bei den analysierten Olivenölen aus Spanien fielen relativ enttäuschend aus. Laut einem Bericht von Economía Digital, welcher wiederum auf den Angaben der Verbraucherschutzorganisation OCU basiert, sollte man „besser die Finger lassen“ von folgenden Ölen (allesamt schnitten diese mit 32 oder weniger Punkten von insgesamt 100 Punkten ab):

Bestes Olivenöl aus Spanien: Das sind die Testsieger

Bestes Olivenöl aus Spanien, beziehungsweise Testsieger mit einer Bewertung von 85 von 100 Punkten ist das native Olivenöl extra von Oleoestepa. Das aus Sevilla stammende und durch die Ursprungsbezeichnung geschützte Olivenöl triumphiert bei der Bewertung der OCU vor allem beim Geschmack: „fruchtig, leicht würzig und bitter“.

Das Olivenöl der Genossenschaft von Estepeña kann in Supermärkten wie Carrefour, Supermercados MAS, El Corte Inglés und Alcampo gekauft werden. Der Preis liegt zwischen fünf und sechs Euro für die Ein-Liter-PET-Flasche und über sechs Euro für die 750-ml-Glasflasche. Oleoestepa vertreibt sein natives Olivenöl extra in Spanien auch unter der Eigenmarke Hacendado von Mercadona.

Auch das spanische Landwirtschaftsministerium wirft jedes Jahr ein Auge auf eines der wichtigsten Produkte Spaniens. So verleiht es alljährlich den Preis „Premio Alimentos de España al mejor Aceite de Oliva Virgen Extra“ (Auszeichnung spanischer Lebensmittel für das beste native Olivenöl extra). Der diesjährige Gewinner ist ein ökologisch erzeugtes Olivenöl der „Agropecuaria Ecológica Sierra de Alcaraz“ in Alcaraz, Albacete. Es wird als ein sehr intensives, fruchtiges Öl aus grünen Oliven mit einem Hauch von grünen Olivenblättern und anderen aromatischen Kräutern beschrieben.

Öko-Test-Ergebnisse: Olivenöle mit Verunreinigungen und ranzigen Geschmack

Recht unschön fielen die Testergebnisse der Zeitschrift „Öko-Test“ (Ausgabe 5/2022) aus. Von 19 Produkten schnitt nur ein einziges mit „sehr gut“ ab. Bei den Tests wurde teils eine extrem hohe Belastung mit Mineralöl in bestimmten Olivenölen nachgewiesen, berichtet ruhr24.de. Zusätzlich enttäuschten mehrere Produkte im Geschmack, der mit „ranzig“ und „schlammig“, beschrieben wurde und daher die angegebene Qualitätsklasse „nativ extra“ nicht rechtfertigt.

Wo kommen die Mineralölbestandteile her? Als Eintragsweg vermuten die Verbraucherschützer Schmieröle, mit denen die Oliven schon während der Ernte in Kontakt kommen, etwa Erntemaschinen, die die Oliven vom Baum rütteln. Oder Kettensägen, mit denen Bauern die Bäume während der Ernte zurückschneiden. Auch während der Produktion kommen Oliven mit Maschinen und Förderbändern und damit mit Schmierölen in Kontakt.

Lediglich im „Rapunzel Kreta Olivenöl Nativ extra“ (21,98 Euro pro Liter) wiesen die Öko-Tester kein Mineralöl nach und so schneidet es im Test am besten ab. Zwei weitere schaffen ein „befriedigend“, 16 Produkte (5,19 bis 23,98 Euro pro Liter) allerdings nur „mangelhaft“ und „ungenügend“. Eines des Produkte, welches besonders negativ auffiel und mit „ungenügend“ bewertet wurde, ist das Native Olivenöl Extra von Alnatura. Laut den Angaben von Öko-Test hätte es in dieser Form in Deutschland gar nicht im Verkaufsregal landen dürfen.

Der Geschmack sei „stark ranzig“ und entspreche somit nicht der Qualitätsklasse „nativ extra“. Das Alnatura-Olivenöl gehöre viel mehr in die Güteklasse „lampant“. Gemäß der Definition der Europäische Kommission ist Lampantöl ein „natives Olivenöl von geringerer Qualität“ mit „erheblichen sensorischen Mängeln“ und „ist nicht für die Vermarktung im Einzelhandel bestimmt. Es wird raffiniert und für industrielle Zwecke verwendet“. Immerhin kündigte der Anbieter daraufhin an, die Charge aus dem Verkauf zu nehmen.

Warnung der spanischen Behörde für Lebensmittelsicherheit vor Schwindel mit Olivenöl

Die spanische Behörde für Lebensmittelsicherheit und Ernährung (Agencia Española de Seguridad Alimentaria y Nutrición) hat eine Lebensmittelwarnung herausgegeben, nachdem sie die illegale Vermarktung eines Öls aufgedeckt hat, das als „Olivenöl“ und „Natives Olivenöl extra“ bezeichnet wird, obwohl es das nicht ist. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Erzeugnis aus Samen und/oder anderen Ölen pflanzlichen Ursprungs, das nicht vorschriftsgemäß hergestellt, verpackt und vertrieben wird und als für den Verzehr nicht geeignet gilt. In böser Erinnerung bleibt Spaniens größter Lebensmittelskandal mit gepanschten Rapsöl, wo Opfer heute immer noch mit den gesundheitlichen Folgen zu kämpfen haben.

Die Untersuchung in Spanien hat außerdem ergeben, dass das fragliche „Olivenöl“ für den Verzehr nicht sicher ist und gesundheitsschädlich sein könnte, da es von illegalen Anbietern stammt und keine zuverlässige Rückverfolgbarkeit gegeben ist. Wie die spanische Zeitung „La Vanguardia“ berichtet, werden diese unter den folgenden Markennamen vertrieben:

Nichtsdestotrotz, Olivenöl ist ein Naturprodukt, dass in der Regel der Gesundheit dient und kaum wegzudenken in Spaniens Küchen ist, wie es unser gastronomische Reiseführer eindrücklich beweist.

Auch interessant

Kommentare