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Stierkampf als „Artenschutz“: Wieder subventionierte Tötungs-Tournee durch Spanien

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Von: Marco Schicker

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Stierkampfarena Plaza de Toros Antequera.
Ruhe vor dem nächsten Sturm. Ein junger torero trainiert in der Plaza de Toros von Antequera, bald Szenario für das Finale der Junior-Liga im Stiere töten. © Marco Schicker

Mit den großen Ferias in Sevilla und Córdoba kehren auch die Stierkämpfe in Andalusien zurück. Zwar sind immer mehr Spanier gegen das rituelle Töten der Tiere, doch die corridas finden ihr Publikum - und Subventionen.

Sevilla – Die Corona-Atempause für Andalusiens „Kampfstiere“ ist endgültig beendet. Mit den großen Ferias kehren überall im Lande auch die Stierkämpfe zurück. Drei Dutzend Toreros präsentieren sich in der Real Maestranza in Sevilla während der Feria de Abril 2022 vom 1. bis 7. Mai. Vom 21. bis 28. Mai gibt es eine Woche lang täglich Spektakel in der Plaza de Toros Los Califas in Córdoba, bei der dortigen Feria, die einen krassen Gegensatz zum friedlichen Patio-Festival in Córdoba darstellt, das kurz zuvor abgehalten wird.

Tournee der Nachwuchs-Stierkämpfer durch Andalusien

Ebenfalls im Mai startet der „Circuito de Novilladas“, eine Tournee von Nachwuchs-Toreros unter anderem durch Sanlúcar de Barrameda, Vera, Berja, Villacarrillo, Utrera, Priego de Córdoba, Motril mit Finale am 25. Juni auf der Plaza de Toros von Antequera.

Auch wenn mittlerweile mehr als die Hälfte der Spanier gegen das rituelle Töten von Stieren ist, findet die jahrhundertealte Zunft noch immer ihr Publikum. In vielen kleineren Orten sind die Stierkampfarenen regelrechte Kulturzentren, mit Kneipen, Museum, Flamenco-Tanzschulen und einem weit gefächerten Unterhaltungsprogramm auch außerhalb der corridas. Doch die Plazas de Toros und die sogenannte Tauromaquia halten auch als politisches Statement her, für das echte, das männliche Spanien. Dabei schießen sich Stierkämpfer mitunter ins eigene Knie.

Steuergelder für Stierkampf in Spanien: Als "Künstler" eingestuft

Toreros, banderilleros und picadores wurden währen der Corona-Pandemie von der PSOE-Regierung in Madrid kurzerhand als „Künstler“ eingestuft und kamen so an Überbrückungshilfen, die Züchter erhalten Agrarsubventionen, die Veranstalter wurden mit Zuschüssen der Provinzverwaltungen und Rathäuser – längst nicht nur konservativ besetzter – am Leben erhalten.

Kutschen in der Stierkampfarena von Sevilla.
Kutschenparaden und Stierkampf in der berühmten Arena Real Maestranza sind feste Traditionen der Feria de Sevilla. © Raul Caro Cadenas/dpa

Eine gerade verabschiedete Vier-Millionen-Euro-Hilfe für Stierzüchter von bis zu 400 Euro pro Tier wurde von der andalusischen PP-Cs-Landesregierung als „Artenschutzprogramm“ deklariert. Die Logik dahinter: Würden die „toros bravos“, die Kampfstiere nicht getötet, würden die dafür gedachten Rassen auch nicht mehr gezüchtet. Eine Logik, die übrigens auch in der Nahrungsmittelindustrie und die Massentierhaltung gilt. Zwar gab es einige Anpassungen, die den Stierkampf-Veranstaltern strengere Auflagen zum Beispiel hinsichtlich der Präsenz von Tierärzten auferlegen, doch das neue Tierschutz-Gesetz in Spanien, lässt die Stiere links liegen, ebenso wie die Esel von Mijas.

Dennoch wird das Publikum weniger, Stierkämpfe rentieren sich immer seltener und eigentlich nur, wenn es Sponsoren oder öffentliche Zuschüsse gibt. Viele Städte und Gemeinden überdenken daher die Nutzung der historischen Stierkampfarenen (Beispiel Alicante) und wandeln sie in Mehrzweck-Kulturareale um. Bis die Feria ansteht...

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